Die Gründer von N26, Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf (links) wollten das Startup von Eric Demuth und Paul Klanschek (rechts) übernehmen (Bild: PR)

Im Trading-Boom: N26 wollte Bitpanda kaufen

Exklusiv: Bevor Bitpanda ein Unicorn wurde, gab es erste Gespräche zwischen der Berliner Neobank N26 und dem Wiener Krypto-Startup zu einer Übernahme, berichten Insider. Doch der Deal soll schnell vom Tisch gewesen sein. Was steckt dahinter?

Irgendwann in dem großen Trading-Boom nach Beginn der Coronakrise muss man bei N26 auf den Krypto-Player Bitpanda aufmerksam geworden sein. Die Berliner Neobank arbeitete damals schon an einem Krypto-Feature, nachdem sich die Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal lange dagegen gestellt hatten. Er gehe lieber mit Freunden ins Casino, als in Bitcoin zu investieren, sagte Stalf mal in einem Interview. Doch in den vergangenen Jahren schwenkte das Team – wohl auch durch den Druck der Investoren – um. Es plant seitdem, auch ein Krypto-Angebot in die Banking-App zu integrieren.

Bei den Diskussionen, wie man ein Krypto-Feature starten könne, kam auch Bitpanda ins Visier der beiden N26-Gründer. Das Wiener Startup flog damals noch etwas unter dem Radar. Nach einigen Jahren als eigenfinanziertes Unternehmen hatte sich das Führungsteam um Eric Demuth erst 2020 dazu entschieden, Wagniskapital für das schnellere Wachstum aufzunehmen. In einer zweiten großen Finanzierungsrunde beteiligte sich Peter Thiels Valar Ventures, 52 Millionen Dollar flossen sechs Jahre nach Gründung. Bitpanda war damals noch kein Unicorn mit Milliarden-Bewertung.

Die gleichen Investoren setzen auf N26 und Bitpanda

Doch die Geschäftszahlen waren damals schon beeindruckend: Bitpanda machte einen Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro und erhielt einen operativen Gewinn von zwölf Millionen Euro. Ein Finanz-Startup, das stark wächst und gleichzeitig profitabel ist, gibt es im deutschsprachigen Raum in der Form nicht (über Hintergründe zu den Geschäftszahlen berichtete Finance Forward).

So kam es zu den Überlegungen aus Berlin, das Wiener Startup zu übernehmen. Die Drähte zwischen den beiden Unternehmen waren sowieso eng, denn die beiden Startups haben die gleichen Hauptinvestoren: Valar Ventures und der geheimnisvolle Hedosophia zählen bei N26 zu den wichtigen Geldgebern, bei Bitpanda sind die beiden im September 2020 eingestiegen.

Wie Insider berichten, soll es demnach im Sommer oder Herbst erste Gespräche zwischen N26 und Bitpanda gegeben haben. Die Verhandlungen befanden sich in einem frühen Stadium – und sollen schnell wieder verworfen worden sein. Ein Hintergrund ist sicherlich, dass Bitpanda eigenständig weiter wachsen wollte – und zu dieser Zeit schon zu groß für eine derartige Übernahme gewesen wäre.

Mittlerweile kooperieren die beiden Fintechs

Auf dem eigenständigen Weg hat Bitpanda im Spätsommer 2021 noch einmal viel Geld bekommen – zu einer Bewertung von 4,1 Milliarden Dollar. Und konnte sein Geschäft erweitern, es bietet nun auch Aktien und ETFs an. Außerdem hat es sich auch für Geschäftskunden geöffnet. Das Fintech bietet beispielsweise das Krypto-Angebot für die französische Superapp Lydia und dem italienischen Open-Finance-Anbieter Fabrick an.

Auch N26 zählt zu den Kunden für eine derartige Kooperation, wie Finance Forward berichtete. Allerdings warten die Nutzerinnen und Nutzer der Neobank bislang weiterhin darauf, dass sie über die App mit Währungen wie Bitcoin, Ethereum und Co. handeln können.

Bitpanda hat eine entsprechende Lizenz bei der deutschen Finanzaufsicht Bafin beantragt und wartet bislang auf das Go der Behörde. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass sich das gemeinsame Projekt zieht. Aus der Fintech-Szene gab es zuletzt vermehrt Kritik an der Geschwindigkeit der Finanzaufsicht Bafin bei der Zuteilung der Lizenzen.