Der gefeierte US-Neobroker bereitet den Start seines Krypto-Angebots in Europa vor. © IMAGO / Pond5 Images

Europa-Expansion: Die aggressive Marketingstrategie von Robinhood

Der Neobroker Robinhood bringt seine Krypto-App nach Europa. Neue Nutzerinnen und Nutzer will das Startup mit Prämien und niedrigen Gebühren anlocken. Die Aufsicht dürfte das Fintech dabei genau im Blick behalten.

Mit einem Trick gelang Robinhood der Durchbruch in den USA. Jeder Nutzer bekam nach der Anmeldung eine Aktie geschenkt. Gerade zu Beginn der Coronapandamie – im Hype um den Aktienhandel – wuchs das Startup rasant. In den Lockdowns begannen viele Menschen, sich für das Thema zu interessieren – bei Robinhood funktionierte das alles einfach per App. Zudem warb das Unternehmen mit einem provisionsfreien Handel. Das Marketing und der Konfettiregen nach jedem Trade brachte Robinhood allerdings auch den Ruf einer Zocker-App ein.

Die große Euphorie um Robinhood ist vorbei, auch aus diesem Grund sucht das Unternehmen zurzeit nach neuen Wachstumsmärkten. Vor wenigen Tagen ist die Firma nun in Großbritannien und Europa gestartet, Robinhood hatte seit Monaten daran gearbeitet, wie Finance Forward berichtet hatte. Hierzulande und in anderen EU-Ländern lassen sich über das Fintech erst einmal nur mit 25 Kryptowährungen handeln.

Dabei setzt Robinhood wieder auf das Playbook seines Wachstums in den USA: eine aggressive Marketing-Strategie. Kein Konfettiregen, dafür ein Startbonus in Höhe von bis zu einem Bitcoin, Empfehlungsprämien und Vergleiche mit europäischen Wettbewerbern, die man auf den Websites von anderen Finanzanbietern nur selten findet.

Neue Niederlassung in Litauen, Werbeverbot in Deutschland

Das Timing könnte kaum besser sein, die Kryptobranche erlebt zurzeit einen weiteren Boom. Der Bitcoinkurs ist nach einigen Krisen wieder stark gestiegen, allein seit Anfang des Jahres hat er sich mehr als verdoppelt und liegt zurzeit bei knapp 44.000 Dollar. Nicht nur die wichtigste Währung entwickelt sich zurzeit positiv, in der Szene herrscht Aufbruchstimmung.

Doch ganz offen kann Robinhood davon nicht profitieren. Es besitzt zwar eine Niederlassung in Litauen und hat sich dort auch als Börse für digitale Währungen registriert. In Deutschland hat es derweil keine Lizenz. Aus diesem Grund ist es dem Unternehmen untersagt, Werbung zu machen. Es dürfte sich in Zukunft um eine Mica-Lizenz bewerben, die auf der neuen EU-Regulierung „Markets in Crypto Assets“ basiert. Doch bis dahin muss es darauf hoffen, dass die Nutzerinnen und Nutzer die App direkt ansteuern.

Um trotz des Werbeverbots auch in Ländern wie Deutschland zu wachsen, findet sich in der App prominent ein Button wieder, der mit „Rewards“ beschrieben ist. „Invite friends and get up to 1 BTC“ ist dort zu lesen. Jede Empfehlung bringt den Nutzerinnen und Nutzern demnach die Chance ein, eine Prämie in Höhe von mehr als 40.000 Euro zu erhalten. Erst im Kleingedruckten ist zu lesen, dass 98 Prozent nur eine Belohnung zwischen zehn und 20 Euro erhalten. Auch bei der Anmeldung bekommt man nach seinem ersten Kryptokauf eine Prämie bis zu einem Bitcoin. Bei einem Test sind es 20 Euro.

Direkter Vergleich mit anderen Anbietern

Ein weiteres Argument für Robinhood seien die niedrigen Gebühren, heißt es. Diese belaufen sich auf den sogenannten Spread, das ist der Unterschied zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis. Bei einem Test liegt dieser bei 0,65 Prozent.

Auf einer Übersichtsseite vergleicht es sich mit anderen Anbietern wie Trade Republic, Bitpanda oder Binance (siehe Bild). Bei den Ergebnissen beruft sich Robinhood auf eine „unabhängige Partei“, die diese Ergebnisse ermittelt hätte. Den Namen nennt Robinhood nicht, einfach lassen sich die Ergebnisse nicht verifizieren. Auch ist ein Anbieter wie Bitvavo nicht aufgelistet, der niedrigere Spreads hat.

Ähnliche direkte Vergleiche sind unter Fintechs unüblich. Freunde macht sich Robinhood damit zum Start nicht. Auch die Aufsichtbehörden dürften genau verfolgen, was Robinhood in Europa macht. Im Heimatmarkt USA hatte das Fintech bereits einen Konflikt mit der Aufsichtsbehörde SEC – und musste eine Strafe über 65 Millionen Dollar zahlen.