In Berlin arbeitet das Team an dem europäischen Robo-Advisor. (Bild: Daniel Brosch/Unsplash)

Neuer Robo-Advisor: Vanguard startet Pilotphase für Mega-Projekt

Exklusiv: Eine Testphase läuft bereits, bis Ende März soll der eigene Robo-Advisor von Vanguard starten. Das US-Unternehmen ist mit 8,5 Billionen Dollar nach Blackrock der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt. In den USA kommt das eigene Robo-Angebot auf rund 200 Milliarden Dollar. Was hat Vanguard nun in Deutschland vor?

Der Robo-Advisor-Markt befindet sich weiter im Umbruch. Erst vor wenigen Tagen sorgte ein Deal für Aufsehen: Die Schweizer Großbank UBS kaufte für 1,4 Milliarden Dollar einen der größten Anbieter der Welt. 27 Milliarden Dollar an Kundengeldern (Assets under Management) verwaltet Wealthfront nach eigenen Angaben. Der Kaufpreis mutet wie ein Schnäppchen an. Vor allem ist die Summe ein Indiz dafür, dass im Markt die Euphorie abgeklungen ist.

In Europa haben es überhaupt nur eine Handvoll Startups und Banken mit ihrer automatisierten Geldanlage über die Grenze von einer Milliarde gebracht. Das Konzept mussten viele auf dem Weg anpassen. Prominente Beispiele: Marktführer Scalable Capital entwickelte ein Trading-Angebot, das während des Aktienhypes gut gewachsen ist. Liqid holte Wagniskapitalfonds auf die Investment-Plattfom.

Doch die großen Finanzanbieter haben das Geschäft nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Mit Vanguard steht der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt (sieben Billionen Dollar an Kundengeldern) in den Startlöchern für seinen neuen Robo-Advisor in Deutschland. Im Heimatmarkt ist man Marktführer.

Verzögerter Start?

Bereits im Sommer 2020 hatte Finance Forward die Deutschland-Pläne von Vanguard enthüllt. Zusammen mit den Beratern von BCG Digital Ventures arbeitet seitdem ein Team an dem neuen Fintech-Projekt. Nun, rund eineinhalb Jahre später, steht der Start kurz bevor. Auf der Website de.vanguard finden sich die ersten Informationen und eine Newsletter-Anmeldung. Außerdem läuft zurzeit eine Pilotphase, in der Vanguard mit ausgewählten Leuten sein Angebot testet. Ein Sprecher bestätigt die Informationen, will aber kein konkretes Startdatum nennen. „Wir gehen davon aus, dass der Start im ersten Quartal erfolgen wird“, teilt er mit.

Auch wenn Vanguard nie offen über ein Startdatum gesprochen hat, heißt es von Brancheninsidern, intern sei ein früherer Termin im vergangenen Jahr geplant gewesen. Sogar von der ersten Jahreshälfte war einst die Rede. Der anvisierte Start verzögerte sich demnach. Die US-Firma habe sich bewusst Zeit gelassen, um mit einem umfassenden Produkt zu starten, heißt es aus dem Firmenumfeld.

Neue Bewegung im Markt

Die anderen Robo-Advisor beobachten genau, was der mächtige Konkurrent macht. Die Hoffnung besteht, dass Vanguard den Markt öffnet – auch für heimische Robo-Advisor. Denn die enorme Marketing-Power könnte den Fokus auf vergleichbare Produkte bringen.

Wie das Produkt konkret aussieht, ist bislang unklar. In der Kommunikation nach außen verzichtet Vanguard explizit auf den Begriff Robo-Advisor. Es ist von einem „Direct-to-Consumer“-Angebot oder Anlagelösungen die Rede. Möglicherweise können sich die künftigen Vanguard-Kunden ihr ETF-Porfolio stärker selbst zusammenstellen und werden dabei beraten – eine Mischung aus ETF-Sparplan und Robo-Advisor. Die Direktbank ING verfolgt beispielsweise einen ähnlichen Ansatz.

Für seine Robo-Pläne hat Vanguard eine umfangreiche Wertpapierhandelsbank-Lizenz beantragt, die von der Bafin bereits im vergangenen Sommer genehmigt wurden. Ein hochkarätiges Team kam von Ratepay, Solarisbank und Scalable Capital zu dem Projekt. Die Erwartungen an den Vanguard-Robo sind entsprechend hoch.