Neues Funding für Berliner Fintech Tilta
Exklusiv: Das ehemalige Finiata-Führungsteam schließt mit der „Buy now, pay later“-Firma Tilta eine Finanzierungsrunde über vier Millionen Euro ab und will sich in dem umkämpften Markt absetzen. Was haben die Macher vor?
In den vergangenen Tagen häuften sich die negativen Schlagzeilen: Das Geldanlage-Startup für Frauen, Vitamin, musste aufgeben, kurz vorher hatte die Vertrags-App Wechselgott Insolvenz angemeldet. Und Wochen zuvor kündigte sich die Pleite der Neobank Ruuky bereits an. Es ließen sich keine neuen Investoren gewinnen, klagten alle drei Startups. Die Finanzierungssummen von Wagniskapitalgeber sind im Fintech-Markt stark eingebrochen.
Ein nächstes Lebenszeichen sendet nun das Finanzierungs-Startup Tilta, hinter dem das ehemalige Führungsteam von Finiata steht. Insgesamt vier Millionen Euro hat das Unternehmen für die Start-Phase erhalten. Eingestiegen ist der dänische Wagniskapitalgeber Dreamcraft Ventures, beteiligt sind außerdem der Fonds 10x Founders, des Szenekopfs Felix Haas, sowie ff Venture Capital und Angelinvest. Auch Solarisbank-Gründer Marko Wenthin und Hedosophia-Investorin Ines Streimelweger sind als Business Angels dabei.
„BNPL lässt sich nicht einfach übertragen“
Seit der Gründung hat Tilta eine Paymentlösung für Geschäftskunden entwickelt – es folgte dem Trend von „Buy now, pay later“, auf den Anbieter wie Billie, Mondu und Payla bereits setzen. Doch Tilta wählt derweil einen anderen Ansatz: „Wir sind der Überzeugung, dass sich Buy now, pay later nicht einfach auf die Geschäftswelt übertragen lässt“, sagt Tilta-Mitgründer Ingmar Stupp. Während die Konkurrenten Einzelentscheidungen treffen würden und so den einen Einkauf finanzieren, setze der Berliner Anbieter auf eine Finanzierungslinie. „Das Unternehmen muss nur einmal durch die Bonitätsprüfung, danach kann es verlässlich wiederholte Einkäufe finanzieren“, sagt Gründer Jan Enno Einfeld. Der Finanzierungsrahmen kann je nach Branche und Bonität bis in den sechsstelligen Bereich gehen.
Gerade für wiederkehrende Einkäufe würde sich dieses Verfahren anbieten. Tilta setzt dabei auf ein Whitelabel-Produkt, das sich per Schnittstelle anbinden lässt. Im Hintergrund arbeitet das Fintech mit einem Bankpartner, den es noch nicht nennt. Der Fokus liegt auf Marktplätzen für Geschäftskunden. Der Online-Händler Kindsgut gehört zu den ersten Anbietern, die mit Tilta arbeiten. Ein weiterer Marktplatz, auf dem andere Händler ihre Waren verkaufen, arbeitet mit Tilta, darf aber noch nicht genannt werden.
Abgekühltes Fundingklima
Die Größe der Finanzierungsrunde ist auch ein Zeichen für das abgekühlte Fundingklima, in die vier Millionen Euro zählt auch ein früheres Wandeldarlehen mit rein. Zum Vergleich: Der Konkurrent Mondu hatte zu den Fintech-Hochzeiten kurz nach Gründung 14 Millionen Dollar eingesammelt. Tilta nennt den Trendbegriff „Buy now, pay later“ schon gar nicht mehr in seiner Pressemitteilung.
Gerade der Platzhirsch in diesem Segment, Klarna, wurde von seinen Geldgebern stark abgewertet. Allerdings fokussiert sich Klarna auf Endkunden – einen Teil der Branche, den Wagniskapitalgeber gerade nicht finanzieren wollen. Diese Entwicklung spiegelt sich in der frühen Phase auch im Scheitern von Vitamin, Ruuky und Wechselgott wider. Die Geldgeber haben Angst vor den hohen Marketingausgaben, um die Skalierung zu finanzieren. Dabei muss sich Tilta keine Sorgen machen, sollte die Finanzierungsform tatsächlich angenommen werden, wächst das Fintech mit seinen Partnern mit.