Robinhood-Gründer Vladimir Tenev (Bild: imago)

Robinhood bereitet erneute Europa-Expansion vor

Exklusiv: Das US-Vorbild von Trade Republic und Co. schaut sich wieder verstärkt in Europa um. In den vergangenen Jahren hatte Robinhood die Expansion angepeilt, dann aber aufgrund der Pandemie und des Ansturms auf den Broker verschoben. Jetzt stellt es in London Manager ein – und hat in den Niederlanden eine weitere Tochter gegründet.

Schon einmal hat sich Robinhood an Europa versucht, in London ein Team aufgebaut – und in den Niederlanden eine Tochtergesellschaft gestartet.

Das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen ist einer der Wegbereiter von kommissionsfreien Investments per App, dem Anbieter wie Trade Republic und Scalable Capital gefolgt sind. Anfang 2020 testete es auch das Anlageverhalten der deutschen Nutzerinnen und Nutzer (Finance Forward berichtete). Dann kam die Coronapandemie, der Fintech-Pionier legte die Pläne auf Eis – auch in Großbritannien, wo der Startplan sehr viel konkreter war.

Die europäischen Neobroker gedachten, den Markt unter sich auszumachen. „Es ist die Zeit für Land-Grabbing“, zitierte die Financial Times Adam Dodds vom britischen Neobroker Freetrade. Robinhood-Investor Sequoia stieg beim deutschen Konkurrenten Trade Republic ein – für Geldgeber ist es ein ungewöhnlicher Schritt, zwei Unternehmen im gleichen Segment zu finanzieren. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Robinhood in Europa keine konkreten Ziele mehr verfolgt. Doch jetzt verdichten sich die Hinweise auf ein Comeback.

„Kern unserer Vision: Ein globales Unternehmen sein“

Robinhood funktioniere nur global, so die Überzeugung von Mitgründer Vlad Tenev. „Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, um unsere Krypto-Plattform noch in diesem Jahr international zu öffnen“, sagte er Januar 2022 anlässlich des Geschäftsberichts für das Vorjahr. „Ein globales Unternehmen zu sein, das ist der Kern unserer Vision.“ Er wolle Robinhood auf der ganzen Welt verfügbar zu machen.

Diese Pläne werden nun auch wieder konkret in Europa. Mit dem Robinhood Wallet ist seit wenigen Monaten nun auch die erste App des Anbieters in Deutschland verfügbar, wenngleich das Unternehmen mangels entsprechender Lizenzen das Krypto-Produkt hierzulande nicht bewerben darf. Im April 2022 kaufte Robinhood den britischen Kryptoanbieter Ziglu für 170 Millionen Dollar. Das Unternehmen wolle damit auch stärker nach Europa expandieren, wie es in einer Mitteilung hieß.

Doch auch das restliche Angebot könnte sich wieder verfestigen. Laut einer Stellenanzeige versucht das Unternehmen seit einigen Wochen, die Rolle eines „Assistant General Counsel, International Retail Brokerage“ in London zu besetzen. „Wir suchen neugierige Denker, die an den nächsten Kapiteln unserer Geschichte mitschreiben wollen“, heißt es darin.

Expansion in diesem Jahr

Das Fintech sucht einen Rechtsanwalt mit Sitz in Großbritannien, der über Erfahrungen im Bereich der Wertpapier- und Broker-Dealer-Regulierung verfügt – an der Schnittstelle zwischen Regulierung, Technologie und Finanzen. Dabei heißt es ganz konkret: „Wir freuen uns, in diesem Jahr zu expandieren, denn Robinhood stellt in Großbritannien erstklassige Juristen ein.“ Auf Anfrage heißt es von einer Unternehmenssprecherin, sie habe der Stellenanzeige nichts hinzuzufügen.

Gleichzeitig tut sich offenbar auch etwas auf dem europäischen Festland. Vor mehreren Jahren hatte Robinhood in den Niederlanden bereits zwei Tochtergesellschaften gegründet. In Anlehnung an den Wald des britischen Outlaws Robin Hood nannte das Unternehmen diese Firmen „Sherwood“. In den vergangenen zwölf Monaten ist nun eine weitere Gesellschaft aufgetaucht.

Dieses Mal versteckt sich das Unternehmen nicht mehr hinter einem Codewort. Die neue niederländische Firma heißt: „Robinhood Europe B.V.“ Der Kampf um die europäische Vorherrschaft unter den Neobrokern könnte sich also bald so richtig entfachen.