Start des Aktienhandels: N26 sucht nach neuem Partner-Fintech
Exklusiv: Im Herbst will die Smartphone-Bank N26 ihren acht Millionen Kundinnen und Kunden den Aktienhandel per App ermöglichen – ein seit langer Zeit geplantes Feature. Dafür hat es Gespräche mit anderen deutschen Fintechs gegeben, wie Finance Forward erfuhr. Unterdessen verlängert die Finanzaufsicht Bafin ihre Wachstumsauflagen.
Schon seit mehreren Jahren steht ein Trading-Feature auf der Roadmap der großen deutschen Neobank N26: Nach Kryptowährungen plant das Fintech, den Handel von Aktien und ETFs endlich auch in seiner Banking-App anzubieten. Bitcoin, Ethereum und Co. lassen sich seit Anfang des Jahres bei N26 kaufen und verkaufen.
Übernahme ist geplatzt
Mit dem Plan vollzieht das Unternehmen einen weiteren Strategiewechsel: Ende 2021 war die Idee noch, das Feature weitgehend selbst zu entwickeln. Zu der Zeit beteiligte sich N26 an einer kleinen serbischen Tech-Firma des EBS-Professors Raša Karapandža, die beide Funktionen bauen sollte. Doch dies lief offenbar nicht wie gewünscht und die Bank schaute sich nach Partnern um. Für den Kryptohandel fand man die Wiener Kryptobörse Bitpanda, die Anfang des Jahres mit dem Feature startete. Seitdem können Kundinnen und Kunden insgesamt rund 150 Coins handeln.
Für den Aktienhandel eruierte die Neobank derweil eine weitere Option: Das Fintech verhandelte über den Kauf des niederländischen Neobrokers Bux. Eine Bewertung von 100 Millionen Euro habe im Raum gestanden, berichtete das Handelsblatt im Frühjahr. Der Verkauf platzte, auch weil N26 die Komplexität zu hoch gewesen sei, heißt es.
Dann gab es erst einmal keine Neuigkeiten, wann der Aktienhandel nun starten solle. Nun hat sich N26 für den dritten Weg entschieden. Das Feature soll mit einem Partner zusammen entstehen, wie Gründer Valentin Stalf im Mai auf der Finance-Forward-Konferenz sagte. Dafür hat das Unternehmen nach Informationen von Finance Forward in den vergangenen Monaten Gespräche mit verschiedenen möglichen Finanzanbietern geführt. Es fallen dabei Namen wie Upvest, Bitpanda und Lemon Markets. Eine Sprecherin teilt mit: „Wir planen nach wie vor, unser Tradingangebot zu erweitern. Zur genauen Ausgestaltung des Angebots und einem möglichen Launchtermin äußern wir uns gern zu gegebener Zeit.“
Bafin-Sonderprüfer bleibt im Unternehmen
Für N26 besitzt das Vorhaben eine große Relevanz: Durch die Beschränkungen der Finanzaufsicht Bafin darf das Fintech nur mit 50.000 Neukunden pro Monat wachsen. Die Aufsicht hat am Montag ein Update zu N26 veröffentlicht. Demnach bleibt ein Sonderprüfer im Unternehmen und die Wachstumsbeschränkungen sind bereits im Frühjahr verlängert worden. „Hintergrund ist, dass das Institut, trotz einiger Fortschritte, nach wie vor Defizite in seinen Systemen zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung hat“, schreibt die Bafin. Das Unternehmen betont, es habe die Kritikpunkte zu „Geschäftsorganisation und Risikomanagement“ abgearbeitet und investiere weiter bei den Mängeln der Geldwäsche-Prävention.
Durch das Wachstumslimit muss N26 stärker mit bestehenden Kundinnen und Kunden die Umsätze zu steigern. Mit dem Aktienhandel könnte das Unternehmen seine Provisionserträge erhöhen. Bei Konkurrenten wie Revolut oder Vivid ist der Aktienhandel schon länger möglich.
Upvest wäre naheliegend
Der Name Upvest wäre dabei als neuer Partner für N26 naheliegend, schließlich hat das Berliner Unternehmen erst vor einigen Monaten Revolut, den großen Konkurrenten von N26, gewonnen. Es besitzt mehrere deutsche Lizenzen, um den Handel umzusetzen, wie Finance Forward berichtete. Auch bei den Gesellschaftern gibt es Verflechtungen: N26-Gründer Max Tayenthal ist bei Upvest beteiligt, zudem ist der Wagniskapitalgeber Earlybird bei beiden Firmen investiert. Für Bitpanda spricht, dass es mit dem Kryptofeature bereits eine funktionierende Partnerschaft gibt. Und bei Lemon Markets ist der frühere N26-Bankchef an Bord.
Wie weit die Verhandlungen fortgeschritten sind, ist dabei unklar. Die Arbeiten dürften derweil im Hintergrund auf Hochtouren laufen, um den Zeitplan noch einhalten zu können. Die Marktphase ist nicht schlecht: Die Neobroker Trade Republic und Scalable Capital schauen auf gute Monate zurück.
Zeitdruck steigt
Der verzögerte Start der Features unterstreicht wieder einmal den Unterschied zum Konkurrenten Revolut, der in den vergangenen Jahren unzählige Funktionen in seine App integrierte. Erst vor wenigen Tagen verkündete das Unternehmen eine Plattform integriert, mit der man Urlaubsaktivitäten buchen kann.
Das Fintech hat sich zum Ziel gesetzt, eine Super-App zu bauen. Bei N26 soll der Fokus auch in Zukunft stärker auf wenigen Finanzprodukten liegen. Der Zeitdruck steigt, denn ein Teil der Nutzerinnen und Nutzer dürften in den vergangenen Jahren schon zu den Neobrokern wie Trade Republic und Scalable Capital abgewandert sein.