Der neue Lemon-Markets-Manger Markus Gunter und Gründer Max Linden (rechts). Bild: PR

Ehemaliger N26-Bankchef fängt bei Lemon Markets an

Exklusiv: Markus Gunter baute das Bankgeschäft des wichtigsten deutschen Fintechs N26 mit auf – und startet nun bei dem Hoffnungsträger Lemon Markets. Wieder wird er das regulierte Geschäft verantworten. Ein Ritterschlag für das junge Unternehmen, das sich um eine Bafin-Lizenz bemüht.

Der 21. Juli 2016 markierte für Valentin Stalf und Max Tayenthal ein wichtiges Datum. An dem Tag verkündeten die beiden Gründer der Smartphone-Bank N26, dass sie eine deutsche Banklizenz erhalten hatten.

Bei der Pressekonferenz stellten sie auch das neue erfahrene Bankteam vor: Markus Gunter leitete zuvor etwa die börsennotierte DAB Bank und startete als Bank-CEO bei N26. Der heute 56-Jährige bereitete damals auch den Schritt für eine Banklizenz vor. Es war sicherlich eine der Zäsuren für das Unternehmen, das in den folgenden Jahren stark wuchs – auf zuletzt acht Millionen Kundinnen und Kunden. 2021 verließ der Markus Gunter das Unternehmen wieder (Finance Forward berichtete).

Rund ein Jahr später heuert er nun wieder bei einem ambitionierten Jung-Fintech an: Lemon Markets. Das von dem 22-jährigen Maximilian Linden gegründete Startup gilt unter Fintech-Investoren als nächste große Wette. Prominente Geldgeber wie Lightspeed und Creandum finanzierten es vor einigen Monaten mit 15 Millionen Euro.

Auf dem Weg zur eigenen Lizenz

Das Unternehmen startete erst mit einer Entwickler-Community, die eigene Anwendungsfälle per Aktienhandel aufbauen konnten, das funktioniert über eine Schnittstelle. Denkbar wäre, dass Fußballvereine wie Borussia Dortmund den Kauf der eigenen Aktie für Fans direkt ermöglichen, erzählte Max Linden im Podcast mit Finance Forward. Doch Lemon Markets wird sein Angebot nun auch anderen Unternehmen anbieten, heißt es einer Mitteilung.

Auf dem Weg wird der Bankmanager Markus Gunter eine wichtige Rolle spielen. „Markus im Team zu begrüßen, ist für uns ein großer Meilenstein, der uns unserem Ziel, ein reguliertes Wertpapierinstitut zu werden, einen deutlichen Schritt näher bringt“, sagt der Lemon-Markets-Gründer. Zurzeit kooperiert das Unternehmen mit der Baader Bank als Partner.

Ein Fintech der „nächsten Generation“

Er wolle die „nächste Generation Fintech“ mit aufbauen, sagt Markus Gunter zu seinem Wechsel ins Führungsteam von Lemon Markets. Zudem wird er Geschäftsführer einer neuen Brokerage-Tochter des Fintechs. Durch die DAB Bank hat der Manager bereits Erfahrung in diesem Geschäftsbereich. Um bei der Finanzaufsicht Bafin eine entsprechende Lizenz zu erhalten, braucht das Fintech Erfahrung im Führungsteam, die sich Lemon Markets nun mit Markus Gunter an Bord holt.

Endscheidend für Lemon Markets wird im ersten Schritt sein, große Partner für das zukünftige Brokerage-Geschäft zu finden. Nachdem der Aktienhype des vergangenen Jahres abgeflaut ist, dürfte dies zumindest schwieriger sein. Das Angebot für Unternehmen zu öffnen, sei durch die Kundennachfrage „angetrieben“ worden, schreibt Lemon Markets. Zu wichtige Konkurrenten zählt Upvest, das bereits eine Wertpapierinstituts-Lizenz erhalten hat – und im Juni noch einmal eine Finanzierungsrunde über rund 40 Millionen Euro abschloss, angeführt von Bessemer. Der Kampf um prominente Unternehmenskunden wird in den kommenden Monaten beginnen.

Erfahrung für die Bafin gefragt

Linden holt sich mit Gunter einen erfahrenen Manager mit an Bord – in das Führungsteam, das sonst aus Produktchef Florian Werner und Chief of Staff Teresa Schneider besteht. Gerade in Skalierungsphase muss sich zeigen, wie die Konstellation harmoniert. Laut Insidern gab es bei N26 in den Zeiten der starken Skalierung durchaus unterschiedliche Ansichten zwischen der Bankführung um Gunter und dem Gründerteam.

Während die Startup-Fraktion das rasche Wachstum in den Mittelpunkt des täglichen Handels stellte und regulatorische Vorgaben als notwendiges Übel betrachtet, war die Führung der N26 Bank GmbH immer auch um ein gutes Verhältnis zur Bafin bemüht. Dies könnte Lemon Markets nun in die Karten spielen.