Nach schrittweisen Lockerungen der Finanzaufsicht legt N26 beim Wachstum wieder zu. Bild: Getty Images

N26, Trade Republic, Bitpanda: So stark wachsen die Milliarden-Fintechs

Nach turbulenten Krisenjahren hat sich die Stimmung unter den hiesigen Milliarden-Fintechs zuletzt aufgehellt. Die Neobank N26 ist ihren Neukundendeckel los, Trade Republic hat ein neues Kontomodell gestartet und die Krypto-Börse Bitpanda bewegt sich im Bullenmarkt – wie wirkt sich das auf die App-Downloads der Anbieter aus? Eine Analyse in drei Diagrammen.

Der Abwärtstrend scheint gestoppt: Trotz anhaltender Sorgen um hohe Zinsen und geopolitische Konflikte konnte sich das Fundingklima unter deutschen Fintechs im ersten Halbjahr 2024 auf niedrigem Niveau stabilisieren, wie eine Studie der Beratung KPMG kürzlich zeigte. So gab es für Finanz-Startups insgesamt 51 Deals mit einem Investitionsvolumen von rund 480 Millionen Dollar – 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Auch unter den hiesigen Milliarden-Fintechs hat sich die Stimmung zuletzt aufgehellt. Die Zeit der Massenentlassungen und strikten Spardiktate scheint vorüber. Es wird wieder ins Wachstum investiert. Neobroker wie Trade Republic und Scalable Capital beispielsweise sorgten mit großen Werbekampagnen für Aufsehen. Dazu konnte die Berliner Neobank N26 nach Jahren die Finanzaufseher der Bafin zufriedenstellen.

In allen Fällen machte sich das auch positiv bei der Zahl der App-Downloads der Anbieter bemerkbar:

N26 zündet Wachstumsturbo

Ungewohntes Bild bei Deutschlands größter Neobank: Seit Juni ziehen die wöchentlichen App-Downloads von N26 wieder deutlich an. Hintergrund dürfte das Neukundenlimit sein, das die Finanzaufsicht zu Anfang Juni nach mehreren Jahren vollständig aufgehoben hat. Seitdem dürfte N26 wieder vermehrt ins Marketing investiert haben – was sich in höheren Downloadzahlen niederschlägt. Kommt es nun zur Aufholjagd zum Rivalen Revolut?

Das ist wohl unwahrscheinlich. Während N26 die vergangenen Jahre viel mit der Bafin stritt, konnte Revolut nahezu ungehindert wachsen. Zeitweise verzeichneten die Briten rund 20 Mal so viele Downloads wie die Berliner Fintech-Bank. Dazu ist Revolut international nach wie vor gut aufgestellt. N26 wiederum hat sich – auch aus Kostengründen – aus wichtigen Wachstumsmärkten wie Brasilien oder den USA zurückgezogen. Eine Analyse von Finance Forward zeigte zudem, dass gut Dreiviertel der N26-Kunden aus nur zwei Ländern kommen – Deutschland und Frankreich. Revolut dürfte die europäische Marktführerschaft so kaum mehr zu nehmen sein.

Neues Konto beflügelt Trade Republic

Ähnlich sieht es bei den hiesigen Neobrokern aus: Trade Republic konnte seinen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern wie Scalable Capital oder Finanzen.net Zero stark ausbauen. Bei dem Berliner Fintech ist laut Diagramm besonders zum Jahreswechsel ein deutlicher Anstieg der App-Downloads sichtbar. Das ist erst einmal nicht überraschend. Weil viele Menschen zum Jahreswechsel ihre Finanzen organisieren und etwa Sparpläne auflegen, gehört der Januar gewöhnlich zu den stärksten Monaten bei Neobrokern.


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Bei Trade Republic kam Anfang Januar aber noch ein weiterer Effekt hinzu: Das Fintech startete ein Girokonto mit dazugehöriger Kreditkarte, die mit einer groß angelegten Kampagne beworben wurde. Dies half dem Fintech offensichtlich, die Downloads auch bis in den Mai hinein auf hohem Niveau zu halten. Bei den Wettbewerbern indes waren die Abrufe da schon länger wieder rückläufig.

Zweikampf im Kryptomarkt

Weniger Überraschungen gibt es bei den Anbietern mobiler Krypto-Handelsbörsen: So bestätigt sich zum wiederholten Mal, dass die Nachfrage nach den Trading-Apps eng mit dem Kursverlauf des Bitcoins verknüpft ist. Beispiel: Das Diagramm zeigt, dass die geschätzten Downloadzahlen etwa für Bitpanda und Coinbase zunächst ab Oktober 2023 stark in die Höhe schnellten. Damals stieg der Bitcoin innerhalb weniger Wochen auf ein neues Rekordhoch. Hintergrund waren unter anderem Gerüchte um eine bevorstehende Zulassung von Bitcoin-ETFs, die sich im Januar 2024 bestätigten. Seitdem sind die Zahlen bei allen Anbietern allerdings wieder rückläufig – eben analog zum Bitcoinkurs.

Eine Randnotiz: Bemerkenswert ist, wie gut sich Bitpanda offensichtlich gegen den großen US-Rivalen Coinbase behaupten kann. So bewegen sich die geschätzten Downloadzahlen auf ähnlichem Niveau. Anders als beispielsweise bei den Neobanken und -brokern scheint die Marktführerschaft hier also noch nicht entschieden.