Über Smartphone-Apps können Kryptowährungen einfach gehandelt werden (Bild: Executium/Unsplash)

Der Krypto-Hype ist noch nicht bei Privatanlegern angekommen

In seiner Geschichte hat der Bitcoin bereits mehrfach explosionsartige Kurssprünge hingelegt – immer getrieben von einer Hype-Phase unter Kleinanlegern. Die waren am jüngsten Rekordwert erstmals nicht beteiligt, wie eine Datenalyse von Finance Forward zeigt.

Zeitweise wirkte der jüngste Bitcoin-Höhenflug abenteuerlich: Allein zwischen Jahresanfang und vergangener Woche legte die Kryptowährung um 66 Prozent zu – um danach wieder 14 Prozent seines Hochs abzugeben. Der Bitcoin bleibt volatil, wenn auch – historisch betrachtet – interessant. Keine totgesagte Assetklasse ist so oft auferstanden wie der Bitcoin.

Der Grund für den jüngsten Hype sticht dabei hervor. Diese früheren Hochs, vor allem im Jahr 2021, waren in erster Linie durch private Anleger getrieben, die auf das schnelle Geld hofften. Einfache Kryptobörsen wie Coinbase, FTX oder Binance erlebten innerhalb kürzester Zeit immense Zuwächse.

In diesem Jahr ist es aber die alte Finanzwelt, die zum Steigbügelhalter für den Bitcoin wird – über einen Spot-ETF, den die US-Börsenaufsicht SEC im Januar zugelassen hatte. In Spot-ETFs wird die Kursentwicklung direkt abgebildet und mit physischen Bitcoins hinterlegt. In Europa gibt es eine solche Möglichkeit schon länger durch sogenannte ETPs. Ein ETF auf den Bitcoin ist in Europa nicht möglich, weil – grob vereinfacht – ein ETF aus mehr als einem Produkt bestehen muss.

Institutionelle Anleger treiben Bitcoin-Preis

Das zeigt aber schon, dass die Kursentwicklung vor allem aus den USA kommt. Seit der Zulassung im Januar sind netto mehr als acht Milliarden Dollar in die neuen ETFs geflossen, die unter anderem von Blackrock und Grayscale vertrieben werden. Allein zwischen dem 4. März, als der Bitcoin an einem Tag um 5.000 Dollar stieg, bis zum 13. März, als der Bitcoin erstmals die Marke von 73.000 Dollar erreichte, flossen 3,8 Milliarden Dollar in die neuen ETFs, beziehungsweise: 422 Millionen Dollar täglich. Das zeigen Daten der Kryptobörse Bitmex. Seitdem sind die Zuflüsse allerdings auf durchschnittlich 59 Millionen Dollar täglich gefallen, was einem Minus von 86 Prozent entspricht.

Analysten sprechen von Gewinnmitnahmen, die Daten hingegen auch für enttäuschte Erwartungen. Klar ist, dass der jüngste Hype vor allem von institutionellen Anlegern getrieben wurde, für die Krypto durch die neuen ETFs investierbar wurde. „Wir sind damit in eine Phase vorgedrungen, in der institutionelle Anleger ein niedrigeres Reputationsrisiko bei Krypto sehen“, sagt Ha Duong, Manager des Krypto-Fonds von BIT Capital.

Kryptobörsen müssen draußen bleiben

Auffällig ist, dass das Interesse von Privatanlegern an Bitcoin und anderen Kryptowährungen noch immer gering ist. Daten des Analysetools Appfigures, die Finance Forward und Capital vorliegen, zeigen, dass sich die Downloadzahlen der bekannten Krypto-Apps Bitpanda und Bison kaum verändert haben.

Die weltweit bekannteste Börse Coinbase wuchs zwischen Januar und März um gerade einmal 1,1 Prozent. Zuletzt zählte Appfigures rund 543.000 Downloads im März – während es zum Höhepunkt im April 2021 mal 3,91 Millionen Downloads waren.

Die chronisch optimistische Krypto-Szene sah das lange Zeit als Chance. Getreu dem Motto: wenn die Privatanleger erst einmal zurückkommen, wird der Kurs erst so richtig explodieren. Dazu käme noch das Bitcoin-Halving am 21. April, was dazu führt, dass Miner nur noch mit der Hälfte an Bitcoin entlohnt werden – und was das Angebot perspektivisch verknappen wird. All das würde den Kurs (theoretisch) weiter nach oben treiben. Für Kursziele von 160.000 Dollar wurde niemand mehr ausgelacht.

Inzwischen ist die jüngste Euphorie aber etwas verflogen. Wohl auch, weil Privatanleger doch nicht so schnell zurückkommen, wie erhofft. Portfoliomanager Ha Doung hat dafür auch eine Erklärung: „Man darf nicht vergessen, dass viele Privatanleger wahrscheinlich noch bis vor kurzem im Minus standen. Das ist dann die typische Verlust-Aversion. Erst wenn man wieder grüne Zahlen im Portfolio sieht, redet man auch langsam darüber. Und bis der typische Retail-Investor bei einem nennenswerten Plus ist, und wieder aktiv wird, ist es noch ein gutes Stück.“

Den grundsätzlichen Trend beobachtet auch Bitpanda-Chef Eric Demuth. Vor allem die Neukunden-Akquise sei aktuell kompliziert, wenngleich auch das zuletzt wieder anzog. „Unsere Daten zeigen, dass insbesondere unsere Bestandskunden in den letzten Wochen und Monaten hohe Volumina umgesetzt haben“, erklärt Demuth gegenüber Finance Forward und Capital.

Für das vorläufige Ende der Kursexplosionen spricht auch die Memecoin-Rallye. Normalerweise fließt klassisches Fiat-Geld wie US-Dollar zunächst in den Bitcoin und von dort in immer nutzlosere Altcoins, um dort auf schnelle Gewinne zu spekulieren. Am Ende stehen dort sogenannte Memecoins, die keinen fundamentalen Nutzen, dafür aber eine hohe Volatilität haben. Aktuell findet genau dort eine Rallye statt, was in der Vergangenheit häufiger Vorbote für eine Kurskorrektur beim Bitcoin war.