N26-Gründer Valentin Stalf auf der Finance-Forward-Konferenz. Bild: Kai Weise

Der N26-Gründer entfacht neue Wachstumsfantasien

Nach diversen Rückschlägen versucht N26-Gründer Valentin Stalf für neues Wachstum zu sorgen. Auf der Finance-Forward-Konferenz äußerte er sich zudem erstmals zum jüngsten Streit mit Mitarbeitervertretern.

Ein vermeintliches Missverständnis räumte Valentin Stalf gleich zu Beginn aus: „In den größten europäischen Ländern sind wir Marktführer – und wir haben nicht vor, daran in naher Zukunft etwas zu ändern“, betonte der N26-Gründer am Mittwoch auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg. Tatsächlich hatte es an der Wachstumsstory seines Milliarden-Fintechs zuletzt Zweifel gegeben: Internen Statistiken zufolge kommen drei Viertel der rund 4,2 Millionen Kunden aus gerade mal zwei Ländern.

Für Stalf lediglich eine Momentaufnahme. Er bekräftigte sein Ziel, das Unternehmen langfristig zu Europas größter Neobank zu machen, womöglich auch über bestehende Ländergrenzen hinaus. Potenzielle Kunden gebe es jedenfalls noch genug – trotz wachsender Konkurrenz: „Wir haben in den einzelnen Märkten jeweils erst drei Prozent Marktanteil. Gelingt es uns, den zu verdoppeln, haben wir unser Ziel schon erreicht“, so Stalf.

„Es liegt jetzt an der Bafin“

Blöd nur, dass das Fintech noch immer mit dem von der Finanzaufsicht Bafin verordneten Wachstumslimit operieren muss. Seit 2021 darf N26 aufgrund regulatorischer Mängel nur eine begrenzte Anzahl an Neukunden aufnehmen, derzeit sind es 60.000 pro Monat. Nicht wenig, aber eben zu wenig, um den Marketingturbo zu zünden.

Stalf zufolge hat das Fintech seine regulatorischen Hausaufgaben inzwischen aber erledigt. „Es liegt jetzt an der Bafin, eine Entscheidung zu treffen“, sagte Stalf und vermied es, ein konkretes Datum zu nennen. Nur so viel: Bei der Finance-Forward-Konferenz im nächsten Jahr werde N26 sicher wieder stärker wachsen als heute.

Immerhin: Finanziell sieht der Gründer sein Unternehmen schon heute gut aufgestellt. So verfüge N26 über eine „bessere Kostenbasis als jede andere Bank“, spätestens in der zweiten Jahreshälfte wolle man zudem erstmals die Profitschwelle überschreiten – dann sogar dauerhaft „Das Ziel ist, nicht nur einen Monat oder ein Quartal profitabel zu sein“, sagte Stalf. Und ergänzte: „Wir wollen irgendwann mal verlässlich 100 oder 200 Millionen Profit machen.“

Für die langfristigen Börsenpläne des Fintechs sicher ein gewichtiges Argument. Neue Wasserstandsmeldungen dazu waren von dem Gründer in Hamburg aber nicht zu erfahren. Bislang hatte Stalf lediglich einen Zeithorizont von „innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre“ genannt. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll das Unternehmen mit einem Termin im November 2026 liebäugeln, angelehnt an den Firmennamen N26. Das könnte aber auch bloß ein interner Gag sein.

N26-Chef verspricht europäischen Betriebsrat

Bis zum Börsengang hat das Unternehmen ohnehin noch andere Probleme zu lösen. Da wäre zum Beispiel das Thema Mitarbeitervertretung: Derzeit wird N26 in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) umgewandelt. Hinter den Kulissen verhandelten Arbeitnehmervertreter zuletzt wegen eines neuen Betriebsrats mit der Geschäftsführung. Eine Einigung kam nicht zustande – das Berliner Landgericht soll den Fall nun prüfen. Hat sich das N26-Management um Stalf etwa gegen entsprechende Pläne gestellt?

Auf Nachfrage widersprach Stalf deutlich: Er sei kein Feind von Mitarbeitervertretungen, in den jeweiligen Lokalgesellschaften – etwa in Deutschland – gebe es ja schon länger Betriebsräte. „Es wird also auch einen europäischen Betriebsrat geben“, betonte Stalf. Dass man in Sachen Ausgestaltung mal „unterschiedlicher Meinung“ sei, bezeichnete er als normal.

Ähnlich blickt der Gründer auf den Managerschwund, mit dem das Fintech in den letzten Jahren kämpfte. Das Thema sei von einzelnen Medien „ungewöhnlich“ dargestellt worden. Das N26-Management sei besser aufgestellt als je zuvor. „Viele Führungskräfte sind schon sechs Jahre oder länger bei uns und hochmotiviert“, so Stalf. Glaubt man ihm, ist die Wachstumsstory von N26 also nicht bloß intakt. Sie fängt gerade erst an.

Dieser Text ist Teil der Berichterstattung über die Finance-Forward-Konferenz, die am 07. und 08. Mai in Hamburg stattfindet. Finance Forward ist das Magazin für die neue Finanzwelt, das in Kooperation zwischen Capital und OMR entsteht.