Das Google-Büro im Silicon Valley (Bild: IMAGO / Bihlmayerfotografie)

Google düpiert Kreditkarten-Fintechs

Die Werbesparte Google Ads stellt Kreditkartenzahlungen für einzelne Kunden ein. Das dürfte sich auf das Geschäft von Kreditkarten-Fintechs und Anbieter wie American Express auswirken.

Die Mail, die einzelne Online-Shops kürzlich erreichte, schien erst einmal unbedeutend. „Änderungen bei den Abrechnungsoptionen für Ihr Google Ads-Konto“, lautete der Betreff der Nachricht, die Finance Forward vorliegt. Demnach könnten die Kunden der Google-Werbesparte künftig nicht mehr mit Kredit- oder Debitkarte bezahlen, sondern nur noch mit „Zahlungsmethoden, die über Banken abgewickelt werden“, dazu zähle beispielsweise eine Zahlung per Rechnung. Nach einer bestimmten Frist kündigt Google an, den Account zu sperren – sofern man die Zahlungsmethode nicht geändert hat.

Tatsächlich könnte die Änderung drastische Folgen für Kreditkarten-Startups wie Payhawk oder Pleo haben – sie wickeln die Zahlungen bei vielen Geschäftskunden bislang ab. Unter den etablierten Anbietern dürfte besonders American Express den Schritt merken. Denn gerade in der Online-Wirtschaft laufen jeden Monat viele Milliarden Euro über das Werbenetzwerk von Google.

„Kleines Segment“ betroffen

Google teilt auf Nachfrage mit: „Wir haben ein kleines Segment von Werbetreibenden darüber informiert, dass sich die Abrechnungsoptionen für ihre Ads-Konten ändern.“ Das bedeute, dass einige Kunden künftig nur noch über monatliche Rechnungsstellung oder per Lastschrift bezahlen könnten. Das Unternehmen habe ferner „neue Funktionen“ eingeführt, um einen reibungslosen Service zu gewährleisten. Zu den betroffenen Kundengruppen schweigt der Tech-Konzern.

Laut Brancheninsidern soll es sich allerdings gerade um Unternehmen handeln, die jeden Monat hohe Summen bei Google ausgeben. Der englischsprachige Fachblog Search Engine Land berichtete bereits über die Änderungen. Nach Informationen von Finance Forward betrifft es auch deutsche Kunden.


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Für den Payment-Experten Jochen Siegert kommt der Schritt nicht überraschend. Andere Händler würden sich regelmäßig über die teuren Gebühren für eine Kreditkarten-Akzeptanz beschweren – daran störe sich Google sicherlich auch, so Siegert. Im Gegensatz zu Konsumenten-Kreditkarten ist die sogenannte Interchange-Gebühr höher – sie liegt bei mehr als ein Prozent. „Viele der Werbekunden sind namhafte Kunden, die eine starke Abhängigkeit von Google haben“, sagt der ehemalige Deutsche-Bank-Manager. Das senke das Risiko eines Zahlungsausfalls.

Nennenswert Paymentkosten sparen

Der Vorteil des Techkonzerns: Er habe keinen Wareneinsatz, sondern verkaufe rein digitale Güter. Bei einem Ausfall liegt nur entgangener Gewinn vor, dem nicht wirklich Kosten entgegen stehen würden. So könne Google ohne größeres Risiko den Kunden einen Rechnungskauf anbieten – und parallel nennenswert Paymentkosten sparen, so Siegert.

Den Schritt dürften jüngere Kreditkarten-Startups zu spüren bekommen. Anbieter wie Pleo oder Payhawk werben damit, dass die Firmenkunden die Karte auch bei Google Ads einsetzen können. Gerade für digitalaffine Unternehmen zählt Google zu einem wichtigen Werbekanal.

Doch auch die Kreditkarten-Netzwerke könnten den Schritt mittelfristig spüren. Die Platzhirsche Visa und Mastercard haben laut Siegert in der Vergangenheit versucht, Zahlungsvolumen aus der Geschäftswelt (B2B) stärker auf Kreditkarten-Zahlungen umzustellen – die jetzige Google-Änderung wäre ein Rückschlag. Besonders American Express setzt stark auf Firmenkreditkarten. Sollte Google mehr Volumen abziehen, würde sich das auch bei diesen großen Playern bemerkbar machen. Der Umsatz der Werbesparte lag im vergangenen Jahr bei 237,85 Milliarden US-Dollar.