Nach dem großen Trading-Hype ist es ruhiger geworden. (Bild: Markus Spiske/Unsplash)

Klarna, Trade Republic & N26: So schlagen sich die milliardenschweren Fintech-Apps in der Krise

Finanz-Startups kämpfen zurzeit mit Schwierigkeiten: Das Funding-Klima hat sich gedreht. Zudem gibt es weniger Interesse an Aktien- und Krypto-Handel, wie eine Auswertung von App-Download zeigt. Doch es befinden sich auch Gewinner unter den großen Fintech-Anbietern.

Ein Werbeslogan des Geldanlage-Startups Trade Republic lautet: „Verpasse keinen Dip.“ Der Berliner Neobroker will damit Anleger ermutigen, auch in schlechten Zeiten zu investieren. Krypto-Startups betonen ebenfalls, es sei die Zeit zum Einstieg in den Markt. Wer noch vor einigen Monaten auf Bitcoin setzen wollte, kann es mittlerweile zu einem deutlich günstigeren Preis tun. Je nach Standpunkt handelt es sich bei dem Absturz an den Märkten, der Tech-Aktien und Kryptowährungen besonders hart getroffen hat, um eine gesunde Korrektur oder Übertreibungen.

Neukunden der prominenten Fintech-Anbieter sind derweil eher verhalten, wie App-Download-Schätzungen des Analyse-Dienstes Airnow zeigen. Die Tendenz wird beispielsweise bei Trading- und Krypto-Startups deutlich, die Downloadzahlen sinken im Vergleich zu den Vormonaten. Bei den Neobanken kann sich ein Startup absetzen und auch die Steuer-App Taxfix liegt vor den Wettbewerbern.

Der größte N26-Konkurrent kann dazu gewinnen

N26 gilt als wichtigstes Finanz-Startup in Deutschland. Es sammelte erst kürzlich in einer Finanzierungsrunde rund eine Milliarde Euro ein. Doch seit dem vergangenen Oktober unterliegt die Bank den Wachstumsbeschränkungen der Finanzaufsicht Bafin, pro Monat darf das Unternehmen in Europa nur noch 50.000 Neukunden dazugewinnen. Wie sich in der Grafik zeigt, hat die Konkurrenz diese Situation in Deutschland ausgenutzt. Gerade der britische Konkurrent Revolut hat zuletzt zugelegt. (Alle Grafiken zeigen die App-Downloads in Deutschland)

Die großen Trading-Anbieter konnten in den vergangenen Wochen das Niveau der Vormonate nicht halten. Es ist außerdem möglich, dass sie die Marketing-Ausgaben zurückgeschraubt haben. Um das Wachstum aufrecht zu erhalten, muss der Trend an den Märkten in den kommenden Monaten drehen.

Gerade Klarna befindet sich in einer tiefen Krise. Nach Entlassungen schloss der Paymentanbieter eine Finanzierungsrunde ab, bei der die Bewertung auf 6,7 Milliarden Dollar fiel – ein Minus von 85 Prozent. Die App ist mittlerweile ein wichtiges Produkt, sie soll das Geschäft unabhängiger vom sogenannten „Buy now, pay later“ machen, dem Paymentgeschäft im Online-Handel.

Das schwedische Unternehmen will dafür eine Super-App bauen. Die Downloadzahlen sind im Vergleich zu Banking und Trading hoch. An den US-Anbieter Paypal kommt Klarna dagegen nicht heran. Auch Paypal arbeitet an einer Super-App, bislang ist es aber auf Zahlungsvorgänge und Überweisungen zwischen Freunden spezialisiert. Bei beiden gingen die Downloads aber in den vergangenen Wochen zurück.

Das Interesse an Krypto-Apps hängt immer noch stark an der Stimmung an den Märkten – und den Preisen von Bitcoin und Ethereum. Weil die Kurse in den vergangenen Monaten stark gefallen sind, schwächelt auch das Wachstum der Apps.

Die Branche der Multibanking-Apps musste erst gerade einen Rückschlag hinnehmen. Heymoney, die Finanzapp der Allianz, kündigte an, dass der Dienst eingestellt wird (Finance Forward berichtete). In dem Segment schlägt sich zumindest Finanzguru weiterhin gut.

Das Berliner Fintech Taxfix hatte ein glückliches Timing. Erst im Frühjahr sammelte die Firma noch einmal 220 Millionen Dollar ein. Die Downloadzahlen gingen allerdings seit Jahresanfang trotzdem zurück.

Die Zahlen sind nur eine Momentaufnahme, Aussagen über das Geschäft mit Bestandskunden oder Umsätze lassen sich daraus nicht ableiten. Geldanlage oder Steuer-Apps unterliegen saisonalen Schwankungen. Außerdem handelt sich bei den Zahlen von Airnow um Download-Schätzungen.

Trotzdem legen die Entwicklungen nahe, dass die Fintech-Segmente schwächeln. Sollte der Markt drehen, könnte sich dies bei Trading- und Krypto-Startups schnell ändern – doch wann dies eintritt, lässt sich bislang nicht abschätzen. Ungewissheit ist für die Unternehmensplanung immer schlecht.