DWS-Fondschef Stefan Hoops (rechts) im Gespräch mit Finance-Forward-Redakteur Caspar Tobias Schlenk. Bild: Kai Weise

DWS-Chef zu Krypto: „Ihr müsst sowas anbieten, haben sie uns gesagt“

DWS-Chef Stefan Hoops hat die Finance-Forward-Konferenz in Hamburg eröffnet. Dort sprach er darüber, was der ETF-Hype für sein Geschäft bedeutet und was der Fondsriese mit seinem Stablecoin-Projekt vor hat. 

Der erste Exchange Traded Fund (ETF) feierte schon 1990 sein Börsendebüt – trotzdem dauerte es noch Jahrzehnte, bis das Fondsprodukt den Sprung in den Massenmarkt schaffte. Neuen Schub bekam das Thema zuletzt durch günstige Angebote von Neobrokern wie Scalable Capital oder Trade Republic. Allein in den vergangenen vier Jahren verdreifachte sich das in ETFs angelegte Vermögen in Deutschland. Millionen Menschen legen ihr Geld jetzt in ETF-Sparplänen an.

Die Entwicklung spielt auch Stefan Hoops, Vorstandschef des Vermögensverwalters DWS, in die Hände. „Es ist großartig, wie viele Menschen durch Neobroker bewegt wurden, über das Sparen nachzudenken“, sagte er auf der Finance-Forward-Bühne. Lange hätten er und sein Team darüber nachgedacht, ob die aufstrebenden Fintechs Konkurrenten oder Partner für die DWS sein würden. „Für uns sind sie ein unheimlich wichtiger digitaler Vertriebskanal geworden“, sagte er nun. Allein im ersten Quartal sei mehr als ein Viertel des globalen Vertriebs von Xtrackers, der ETF-Marke der DWS, über digitale Kanäle gelaufen. Daher seien diese Player für den Fondsriesen „super wichtig, um Endkunden zu erreichen.“

„Können uns Realität nicht entziehen“

Doch der neue Trend dürfte bei Vermögensverwaltern nicht nur mit Freude gesehen werden: Denn mit passiven Anlageprodukten wie ETFs lässt sich deutlich weniger Geld verdienen, als mit dem ertragreicheren aktiven Fondsgeschäft. Hoops aber gab sich gelassen: „Unsere Kunden entscheiden ultimativ – wenn sie ETFs nachfragen, müssen wir das auch anbieten“, sagte er im Gespräch mit Redakteur Caspar Schlenk. „Wenn so ein Produkt dann geringere Margen abwirft, ist das eben so. Man kann sich der Realität nicht entziehen.“

Ähnlich sieht es beim Handel mit Kryptowährungen aus. Der Start der Bitcoin-ETFs in den USA übertraf sämtliche Erwartungen, Milliarden flossen innerhalb weniger Wochen in die verschiedenen Produkte. Auch die DWS ist kürzlich mit einem ähnlichen Produkt – einem ETC auf die beiden größten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum – in Europa gestartet.

Laut Hoops war das vor allem durch die Nachfrage seiner Vertriebspartner getrieben. „‘Ihr müsst sowas anbieten‘, haben sie uns gesagt.“ Endkunden würden andernfalls zu anderen Plattformen abwandern – es klingt nach einem defensiven Schritt. Doch Hoops glaubt an die Idee. „Es geht darum, Menschen einen sicheren Zugang zu bieten“, sagte er. „Das bedeutet vor allem, Kryptowährungen über einen vertrauten und verständlichen Kanal anzubieten, also ETFs.“

DWS will Euro auf Blockchain bringen

Auch ein Stabelcoin-Projekt ist aktuell in Arbeit – die DWS kooperiert dazu mit den Kryptospezialisten Galaxy und Flow Traders. Hoops will eine Marktlücke schließen: „Bis wir den digitalen Euro bekommen, wird es noch einige Finance-Forward-Konferenzen brauchen“, sagte er und lacht. Das Digitalprodukt soll man dann etwa zur Wertaufbewahrung oder für einen schnelleren digitalen Zahlungsverkehr nutzen. „Wir sehen etwa den Anwendungsfall im Bereich Internet of Things“, sagte er. „Wenn Maschinen vollautomatisiert innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde Transaktionen auslösen, braucht es programmierbares Geld auf der Blockchain.“

Wie er sich mit dem Produkt gegen etablierte Kryptoplayer wie Tether durchsetzen will? „Es soll nicht anmaßend klingen“, sagte er. „Aber wir haben eine deutlich längere Historie darin, Geld sicher zu verwahren.“