Ex-Trade-Republic-Team startet Krypto-App Alphalink
Kurz vor dem Trading-Boom kam Marko Bradic zu Trade Republic und entwickelte den Neobroker als Produktmanager mit. Nun werkelt er mit einem ehemaligen Kollegen an der neuen Krypto-App Alphalink. Business Angels investieren eine Millionensumme. Was haben sie vor?
Als Berater bei Deloitte suchte Marko Bradic Ende 2018 nach einem Job in der Berliner Startup-Szene und stieß auf Trade Republic, das erst kürzlich gestartet war. Auf eigene Initiative habe er dem Gründer Christian Hecker geschrieben – ohne große Erwartungen, erzählt Bradic. Zu seiner Überraschung erhielt er am Freitagabend eine Antwort: „Komm am Sonntag nach Berlin und stell dich vor.“ Er lebte zu der Zeit in Düsseldorf und war zuerst verdutzt, doch dachte sich dann: „Das gehört zum Startup-Leben dazu.“ Am Sonntagmorgen nahm den ersten Flieger und nach einem guten Gespräch startete er 2019 als erster Produktmanager.
„Wir können das besser machen“
In den kommenden Monaten soll die App starten, an der das kleine Team werkelt. Dabei kann man mit Alphalink alle seine Kryptowerte in einer App aggregieren lassen. „Als ich mit vielen Freunden sprach, stellte sich heraus, dass diejenigen, die mehrere Wallets und Börsen nutzen, oft den Überblick verlieren“, sagt Bradic. „Sie wissen nicht genau, wo ihre Krypto-Assets liegen und wie hoch ihre tatsächlichen Renditen sind.“ Die komplexe Kryptowelt wollen sie mehr Menschen zugänglichen machen.
Mit der App lassen sich nun verschiedene Werte von Wallets und auch Börsen zusammenfassen. „Bei einigen der verfügbaren Krypto-Apps kann man zwar nur Wallets einbinden, aber viele Menschen halten auch einen erheblichen Teil ihrer Assets auf Börsen“, sagt Bradic. Das Produkt ist vergleichbar mit Parqet oder Finanzfluss für die Aktienwelt. Oder Finanzguru für die eigenen Bankkonten.
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Es gibt auch Konkurrenz wie Coinstats. „Wir glauben, dass wir das noch besser machen können – und investieren viel Liebe in die Details“, sagt Bradic. Das lässt sich auch bei einem ersten Test bestätigen, das Produkt ist übersichtlich. Trotzdem gibt es viele Varianten, wie man sich sein Portfolio anschauen kann – zum Beispiel die einzelnen Accounts getrennt oder zusammen. Oder wie viel auf den einzelnen Blockchain-Ökosystemen liegt. Dabei kann Alphalink nicht in die Daten einsehen und weiß nicht, wem das Konto gehört – nur wenn es eine Transaktion gibt, verarbeitet das Startup diese Daten, um die Performance analysieren zu können.
Die Übersicht für die Performance erinnert stark an den alten Arbeitgeber der beiden. „Da haben wir uns an Trade Republic orientiert“, sagt Bradic und lächelt. „Wir kommen uns auch überhaupt nicht in die Quere, weil wir eine jüngere Zielgruppe ansprechen, die sich viel mit Krypto beschäftigt und aktiv handelt“, sagt Bradic. Für diese Heavy-User bauen sie auch das Produkt. „Mit unserer App können wir weltweit Menschen erreichen, da dieses Problem alle betrifft, die im Krypto-Bereich aktiv sind – daher wird sich unser Fokus nicht nur auf Deutschland beschränken.“, sagt Bradic. Geld verdient die Firma über eine Abogebühr, deren Höhe noch nicht feststeht.
Eine der wenigen neuen Fintech-Apps
Für den Start hat Alphalink eine Millionensumme eingesammelt. Das Geld kommt von dem Pwc-Partner Konstantinos Dagianis und seinem Netzwerk. Es ist eine der wenigen Fintech-Gründungen, die sich an Endkunden richtet, viele Startups fokussieren sich zurzeit auf Firmenkunden oder professionelle Anleger.
Doch die beiden Gründer wollen es versuchen – und verfolgen eine größere Vision. „Wir planen auch eine Trading-Funktion für die Zukunft“, sagt Bradic. Weitere Finanz- und Bankprodukte sollen folgen. Dafür setzt das Team auf die Technologie, mit der es einfacher wird zwischen verschiedenen Blockchains Werte hin und her zu schieben. Bei der sogenannte Chain Abstraction können Nutzer nahtlos über verschiedene Blockchains hinweg agieren, ohne sich um technische Details wie etwa das Bridging von Assets kümmern zu müssen – ein Feature, das herkömmliche Wallets nicht bieten können. Doch erst einmal muss sich Alphalink mit der ersten Version am Markt behaupten.