Das Finanzguru-Team: Florian Hirsch, Benjamin Michel, Alexander Michel und Sandro Sonntag (Bild: PR)

Acht Millionen für Multibanking-Fintech Finanzguru

Mit einer neuen Finanzierungsrunde will Finanzguru sein Geschäft massiv ausweiten – vor allem durch Versicherungsvertrieb. VR Ventures steigt neu ein.

Das führende deutsche Multibanking-Fintech Dwins (besser bekannt als „Finanzguru“) hat bei Investoren weitere acht Millionen Euro eingeworben – dies haben Finanz-Szene und Finance Forward vorab von den beiden Gründern, den Zwillingen Alexander und Benjamin Michel, erfahren. Das Geld kommt überwiegend von Bestandsinvestoren, zu denen auch die Deutsche Bank gehört, die knapp 20 Prozent an dem Frankfurter Finanz-Startup hält. Erstmals investiert haben der VR Ventures genannte Risikokapitalarm des genossenschaftlichen Bankensektors sowie der frühere Postbank-Chef Frank Strauß, der jetzt rund 0,2 Prozent an Dwins hält.

Die Funding-Runde lässt sich auf zweierlei Weise lesen: Einerseits belegt die erzielte Post-Money-Bewertung von gerade mal 31 Millionen Euro unsere kürzlich geäußerte These, dass beim Thema Multibanking die ganz große Euphorie verflogen ist. Andererseits zeigt das Funding allerdings auch, dass die Investoren am ehesten noch Finanzguru zutrauen, aus der Verknüpfung verschiedener Kontoangebote auf einer App noch ein profitables B2C-Geschäftsmodell zu schmieden.

Die Leute nutzen Finanzguru – aber zahlen nicht unbedingt

Das Problem: Finanzguru kommt dank geschickten Marketings zwar seit längerem schon auf beachtliche rund 500.000 registrierte Nutzer (eine Zahl, die trotz starker Bewertungen in den App-Portalen zuletzt stagnierte) – die wenigsten Kunden sind allerdings bislang bereit, für diese Dienstleistung zu bezahlen. 2020 lagen die Gesamterträge bei rund einer Million Euro, im vergangenen Jahr seien es nun immerhin rund zwei Millionen Euro gewesen, so die Michel-Brüder. Macht einen rechnerischen Ertrag von rund vier Euro je registriertem Nutzer. Das ist auch weiterhin nicht die ganz große Skalierung, zumal die Finanzguru-App seit nunmehr mehr als vier Jahren am Markt ist.

Tatsächlich setzt Finanzguru seit vergangenen Jahr weniger auf Nutzerwachstum als auf die Konvertierung bestehender App-Kunden in Geschäftsbeziehungen, die tatsächlich auch Erträge generieren. Im Mittelpunkt steht dabei bislang die Vermittlung von Versicherungsprodukten. Dank des Einblicks in die Konten lasse sich „genau ermitteln, wo ein Abschluss- oder Optimierungsbedarf bei Versicherungen besteht, beispielsweise, ob überhaupt eine essentielle Haftpflichtversicherung vorhanden ist“, sagt Benjamin Michel. Die einmal via Finanzguru abgeschlossenen Policen ließen sich dann auch über die App digital bündeln und verwalten – ein Ansatz, der an den schneller wachsenden, ebenfalls in Frankfurt ansässigen Online-Makler Clark erinnert.

Per Karte bezahlen können die Kunden – überweisen noch nicht

Um über den Versicherungsvertrieb Erträge zu generieren, hatte Finanzguru vor einiger Zeit die zuvor zum Berliner Fintech Volders gehörende „Volders Versicherungsvermittlung GmbH“ übernommen. Später wurde eine Kooperation mit der JDC Group angekündigt, einem Maklerpool, der Schnittstellen zu mehr als 200 Versicherungen unterhält. Seit dem Start des entsprechenden Produkts und der internen Offensive im September habe man bereits 20.000 Kunden beraten und sich von ihnen mit einem entsprechenden Maklermandat ausstatten lassen, so die Finanzguru-Gründer. Erklärtes Ziel ist es, auch weitere Finanzprodukte anzubieten – etwa im Bereich Geldanlage. Mitte Dezember lancierte man dazu unter anderem in Zusammenarbeit mit der Deutsche-Bank-Tochter DWS den „Finanzguru ETF Invest“-Robo. Weitere Ertragsquellen neben den Versicherungen sind bislang die Vermittlung von Strom- und Gastarifen sowie das zahlungspflichtige Premium-Angebot. Zudem bietet Finanzguru eine eigene Debit-Karte an.

Beim eigentlichen Multibanking-Angebot soll es in diesem Jahr derweil eine Änderung geben: Finanzguru plant, sich bei der Finanzaufsicht als Zahlungsauslösedienst zu registrieren, um auch Überweisungen für die Kunden durchführen zu können. Man habe erkannt, dass Überweisungen für die Kunden essentiell seien, sagen die Gründer. Ob das alles reicht, um sich am Ende als Kunden-Frontend zu positionieren und sich dabei nicht nur gegen die Banken, sondern auch gegen mächtige Wettbewerber wie Check24 durchzusetzen – man wird es sehen.