Das Startup Sumup gehört zu den wichtigsten deutschen Fintechs (Bild: PR)

Payment-Anbieter Sumup setzt eine Milliarde Euro um – doch gibt Rätsel um Bewertung auf

Exklusiv: Nach Jahren des starken Wachstums schwenkt der deutsch-britische Payment-Anbieter Sumup auf Profitabilität um, wie neue Geschäftszahlen zeigen. Trotz der guten Ergebnisse stellt sich die Frage: Ist die Firma noch acht Milliarden Dollar wert?

Auf dem Bankengipfel in Frankfurt standen vor wenigen Tagen wichtige Köpfe der deutschen Fintech-Welt auf der Bühne, um über die Lage zu sprechen. N26-Chef Valentin Stalf verkündete den ersten profitablen Monat, Scalable-Gründer Erik Podzuweit erklärte, wie es um die Neobroker steht. Doch ein Gründer, dessen Namen viele nicht einmal kennen, fehlte: Marc-Alexander Christ.

Christ hat in den vergangenen Jahren den Payment-Anbieter Sumup mit aufgebaut. Einer der wichtigsten Standorte der Firma ist Berlin, auch wenn das Fintech mittlerweile global aufgestellt ist. Rund eine Milliarde Euro Umsatz erzielte das Fintech im vergangenen Jahr, es ist damit wesentlich größer als die anderen großen Fintech-Player. Das zeigt der Sumup-Geschäftsbericht für das Jahr 2023, der kürzlich erschienen ist.

Zum Vergleich: Die Neobank N26 dürfte auf grob ein Drittel der Erträge kommen. Bei Sumup gibt es eine weitere Besonderheit: Im Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielte die Firma sogar knapp 100 Millionen Euro. Als einer der wenigen Fintech-Player ist es Sumup gelungen, ein positives Ergebnis zu erzielen.

Kein „Wachstum um jeden Preis“ mehr

Der versteckte Champion der deutschen Fintech-Szene also? Die Zahlen sehen so aus. Gerade in den vergangenen Jahren ist die Firma stark gewachsen, wie sich in den Zahlen widerspiegelt. Dort heißt es aber auch, Sumup habe sich frühzeitig mit einem Strategiewechsel „von ,Wachstum um jeden Preis‘ zu ,profitablem Wachstum‘ befasst, (…) sehr respektable EBITDA-Margen erzielt, während [das Unternehmen] gleichzeitig eine beträchtliche Wachstumsdynamik beibehielt“.

Um das Geschäft besser zu verstehen, muss man sich die einzelnen Einnahmequellen anschauen: Sumups Erträge unterteilen sich in drei Bereiche. Einmal das Payment-Geschäft, das immer noch einen Großteil der Umsätze ausmacht. Daneben der Verkauf der Kartengeräte, die Software-Umsätze und andere Erträge etwa aus Zinseinnahmen.

Den größten Teil macht das Transaktionsgeschäft aus (siehe Grafik). Dort ist Sumup 2023 um 17 Prozent gewachsen. Wenn man die sogenannten Acceleration Fees rausrechnet, sogar um 19 Prozent. In Brasilien – ein wichtiger Markt von Sumup – ist es so, dass Händler lange auf ihr Geld warten müssen. Sie können das aber mit Acceleration Fees beschleunigen. Diese Gebühr hat letztes Jahr circa 14 Prozent des Umsatzes ausgemacht, wächst aber nicht mehr. Da das spezifische Gebühren für einen Markt sind, werden Investoren beim Wachstum aber eher auf die Gebühren schauen, die alle Märkte betreffen.

In das andere Segment „Sale of goods and services“ fließen Vermietung und Verkauf der Lesegeräte mit rein, aber auch Software-Erlöse. In diesem Geschäftsbereich hat Sumup über die vergangenen Jahre massiv zugekauft, etwa die Firmen Tiller Systems, Fivestars Loyalty und Goodtill. Dahinter steckte die Strategie, weiter in der Wertschöpfungskette Fuß zu fassen und nicht nur das Kartenlesegerät zu verkaufen, sondern das ganze Kassensystem und Software anzubieten. Gründer Marc-Alexander Christ sagt, viele der Software-Angebote seien umsonst und sollen dazu beitragen, dass sich die Payment-Umsätze erhöhen, deswegen könnte man sie in den Zahlen nicht sehen. Es sei die Vision ein Ökosystem an Dienstleistungen für die Händler bereitzustellen.

Dabei ist positiv, dass der Umsatz gewachsen ist, obwohl die Erträge mit Kartenlesegeräten sogar um zwei Prozent gesunken sind. Die Bestandskunden scheinen also zu wachsen und mehr Umsatz über die Sumup-Systeme zu machen.

 

Sumup zahlt bei Kartenlesern drauf

Doch wie steht Sumup im Vergleich zum Markt da? Das Transaktionsvolumen von Adyen ist im vergangenen Jahr um 26 Prozent gestiegen – die niederländische Techfirma adressiert aber auch ein anderes Kundensegment, nämlich große Firmen wie beispielsweise Meta. Am besten kann man Sumup unterdessen mit dem zu Block gehörenden Square und dem selbst börsennotierten Lightspeed vergleichen. Square hatte 2023 ein Transaktionsumsatz-Wachstum von elf Prozent, Lightspeed kam auf 37 Prozent. Sumup befindet sich also im Mittelfeld.

Auch bei der Umsatzverteilung liegt Sumup in der Mitte, wenn man sich die drei Bereiche der Kartengerät-Anbieter anschaut: Hardware, Transaktionsgebühren und Software wie zum Beispiel das Kassensystem. Es fällt auf, dass die Hardware zumindest bei Lightspeed und Sumup ein Verlustbringer ist. Sumup hat im vergangenen Jahr Kartenlesegeräte für 44 Millionen Euro verkauft. Selbst hat die Firma dafür aber 76 Millionen Euro gezahlt.


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Geld wird also mit Transaktionsgebühren und Software-Lösungen verdient. Bei Sumup machen die Transaktionsgebühren 89 Prozent vom Umsatz aus. Danach kommen mit jeweils fünf Prozent und sechs Prozent die Software-Lösungen und Hardware-Produkte. Zum Vergleich: Square kommt auf 83 Prozent Transaktionsumsatz, 15 Prozent Software-Abos und zwei Prozent Hardware.

Lightspeed wiederum ist von Hause aus Software-Anbieter und macht mit Software-Abos 35 Prozent Umsatz – daneben 60 Prozent mit Transaktionsgebühren und fünf Prozent mit Hardware.

Da Block seine Daten für Square nicht so genau veröffentlicht, kann man ab dem Brutto-Gewinn nur noch Lightspeed und Sumup vergleichen.

Gesundes Geschäftsmodell

Beide haben ein im Kern gesundes Geschäftsmodell. Nach Abzug von Transaktionskosten und den Kosten für die Geräte kommt Sumup auf eine Bruttomarge von circa 38 Prozent. Lightspeed liegt bei 42 Prozent – was daran liegt, dass sie einen höheren Anteil an hochmargigen Software-Umsätzen erzielen.

Dafür ist Sumup deutlich effizienter bei den operativen Ausgaben. Die konnte man 2023 von 510 Millionen Euro auf nur noch 444 Millionen Euro reduzieren. Sumup berichtet nicht genau, wie viel sie für welche Bereiche ausgeben. Aber sie geben an, wie viel sie an externe Dienstleister – sogenannte „Hired Services“ – zahlen und da haben sie die Marketing- und PR-Ausgaben von 143 Millionen Euro in 2022 auf 48 Millionen Euro in 2023 reduziert.

Damit kommt Sumup immerhin auch auf einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von elf Millionen Euro.

Lightspeed hat die Kosten auch deutlich reduziert (von 682 auf 588 Millionen Dollar), kam damit aber immer noch auf rund 200 Millionen Dollar an operativem Verlust. Die höheren Ausgaben (234 Millionen Dollar allein für Marketing) erklären auch das stärkere Wachstum von Lightspeed.

Allerdings ist Lightspeed schuldenfrei. Sumup hat sich teilweise über Fremdkapital finanziert und kommt insgesamt auf rund 1,2 Milliarden Euro an Krediten. Dadurch musste man letztes Jahr 148 Millionen Euro Zinsen zahlen, was dann Gewinn vor Steuern wieder stark ins Minus rutschen lässt.

Was wäre Sumup an der Börse wert?

Um die Frage zu beantworten, kann man nach der klassischen Finanzierungsrunde gehen. Sumup wurde bei der vorletzten Runde im Juni 2022 acht Milliarden Euro bewertet. Bei der vergangenen Runde im Dezember 2023 sind noch einmal rund 300 Millionen Euro geflossen und da war die Bewertung laut Sumup noch höher, wie ein Unternehmenssprecher CNBC mitteilte.

Der Blick auf Lightspeed wirft allerdings Rätsel auf. Der Konkurrent macht ähnlich viel Umsatz (circa 820 Millionen Euro in 2023 gegenüber einer Milliarden Euro von Sumup) und wächst sogar schneller, ist aber auch unprofitabler. Lightspeed wird aktuell mit 1,8 Milliarden Euro bewertet – also dem 2,2-fachen des Umsatzes. Sumup strebt eine Bewertung mit dem achtfachen an. Unterm Strich bedeutet das: Entweder ist Lightspeed deutlich unterbewertet – oder Sumup deutlich zu hoch bewertet. Gründer Christ gibt sich entspannt, er kommentiere die Bewertung nicht. Sie hätten in den vergangenen Monaten immer wieder gezeigt, dass sie guten Zugang zu neuem Geld hätten.