Qonto-Gründer Alexandre Prot auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg (Bild: FFWD)

Investoren verkaufen Anteile von Banking-Startup Qonto – Bewertung sinkt um knapp 30 Prozent

Exklusiv: Beim französischen Fintech-Unicorn Qonto haben Investoren Anteilspakete im zweistelligen Millionenbereich verkauft – in einem sogenannten Secondary-Deal. Der Bewertungsabschlag war dabei überraschend gering.

Der Siegeszug von Qonto hängt auch mit Timing-Glück zusammen: Der Banking-Anbieter für kleine und mittlere Unternehmen aus Paris sammelte Anfang 2022 noch eine halbe Milliarde an Investorengeldern ein – zu einer Firmenbewertung von fünf Milliarden Dollar. Einige Monate später übernahm das Fintech dann mit Penta seinen ärgsten Konkurrenten in Deutschland. Der Deal sah so aus, dass die Penta-Geldgeber größtenteils Anteile an der französischen Firma erhielten.

Vor wenigen Tagen gab es nun hinter den Kulissen einen Teil-Exit: Einige Qonto-Geldgeber, darunter auch Penta-Investoren, haben ihre Anteile verkauft – in einem sogenannten Secondary-Deal. Dabei verkaufen Bestandsinvestoren ihre Firmenanteile, aber das Startup selbst bekommt kein neues Geld. Es gibt den Alt-Investoren die Möglichkeit, auszusteigen.

In der aktuellen Fintech-Krise dürfte der Deal auf großes Interesse stoßen, denn er ist auch ein Stimmungsbarometer: Welche Bewertung erhält einer der wichtigsten Fintech-Player in Europa? Und wer kauft zurzeit noch Fintech-Anteile?

Zwei prominente Geldgeber legen nach

Das Unternehmen will sich zu dem Deal nicht äußern. Doch nach Informationen von Finance Forward handelt es sich bei dem Verkauf um einen zweistelligen Millionen-Betrag. Insider sprechen von einer Range zwischen 75 und 100 Millionen Euro. Zu den Käufern sollen zwei der wichtigen Bestandsinvestoren zählen, die weiter auf Qonto setzen und ihren Anteil aufgestockt haben. Zu den größeren Geldgebern zählen TCV, Tiger Global, Peter Thiels Valar Ventures und der geheimnisvolle Fonds Hedosophia. Welcher Geldgeber nachgekauft hat, ist unklar.

Verkauft haben laut mit der Sache vertraute Personen einige der kleineren Geldgeber, darunter auch Penta-Investoren – auch in dem Fall fielen bislang keine Namen. Zu den Wagniskapitalgebern von Penta gehörten unter anderem Finleap, HV Capital, VR Ventures, Ilavska Vuillermoz Capital, ABN Amro und die Versicherung Signal Iduna. Einige von ihnen dürfte nun der lukrative Teil-Exit gelungen sein.

Weniger betroffen als die Konkurrenz

Insider sprechen von einer Bewertung, die etwas weniger als 30 Prozent gesunken ist – im Vergleich zu der Fünf-Milliarden-Bewertung Anfang 2022. Die Firmenbewertung dürfte entsprechend bei rund 3,7 Milliarden Dollar liegen. Was sich nach einer heftigen Abwertung anhört, ist in dem aktuellen Fundingklima ein Erfolg für Qonto.

Denn Geldgeber müssen in Secondary-Deals oft einen Abschlag hinnehmen. Selbst in einem besseren Marktumfeld. Der Hintergrund: In einem illiquiden Markt wie Startup-Investments ist es die Erwartung, dass man als Geldgeber die Anteile bis zum Exit hält – wer vorher aussteigen will, muss diesen Abschlag akzeptieren. Zehn bis 30 Prozent sind durchaus üblich, mit der Ausnahme des aufgeheizten Venture-Markts im Jahr 2021.

Zudem ist der Abschlag moderat, wenn man ihn mit dem Markt vergleicht. Der N26-Investor Allianz suchte beispielsweise einen Käufer für Anteile, zu einer Abwertung von rund zwei Drittel. Auch große Fintech-Player wie Checkout.com oder Stripe mussten ihre Bewertung drastisch nach unten korrigieren. Vor diesem Hintergrund sollen die Verkäufer zufrieden mit dem Qonto-Deal sein.


Unser Interview mit Qonto-Gründer Alexandre Prot von der Finance-Forward-Konferenz 2023 könnt ihr ab jetzt hier sehen: