Die drei neuen Hypes der Fintech-Newcomer
Sie sind gerade erst gestartet und heißen Heimkapital, Quin und Banxware. Die jungen Unternehmen stehen vor ihrem Aufstieg, neue Nachrichten stehen an. Was sind die neuen Fintech-Trends?
Acht Jahre ist es jetzt her, dass die Zinsplattform Raisin, bekannt unter der Marke Weltsparen, gegründet wurde. Bei der Smartphone-Bank N26 sind es sieben Jahre, der Robo-Advisor Scalable ist sechs Jahre alt. Die Fintech-Unternehmen können mittlerweile einen beachtlichen Kundenstamm und große Investionen vorweisen.
Vier Teams stürzen sich auf ein neues Immobilien-Geschäftsmodell
Eine der Ideen ist es, älteren Immobilienbesitzern ihr Haus oder ihre Wohnung teilweise oder komplett abzukaufen – als Alternative zur sogenannten Leibrente, die einen schlechten Ruf hat. Die „Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft“ ist mit dem Konzept gestartet, sie kauft den alten Menschen die Immobilien komplett ab, die dann eine Miete zahlen und dort wohnen bleiben. Der bekannte Startup-Investor Florian Heinemann hat sich kürzlich an dem Unternehmen beteiligt, insgesamt 20 Millionen Euro sollen in einem Fonds zusammenkommen (Finance Forward berichtete).
Schon länger ist Wertfaktor aus Hamburg mit einer ähnlichen Idee am Markt, es will in diesem Jahr auf ein Ankaufvolumen von 100 Millionen Euro kommen. Aktuelle Zahlen sind nicht bekannt. Senioren können bis zu einer Hälfte ihres Hauses verkaufen. Dahinter steht unter anderem der erfahrene Gründer Alexander Ey, der bereits Billsafe aufgebaut und an Paypal verkauft hat.
Ein vergleichbares Konzept bietet auch Heimkapital aus München, vor etwas mehr als einem Jahr gegründet. Kürzlich erhielt die Firma eine Seedfinanzierung, eingestiegen ist der bekannte Fintech-Investor Yabeo, der zum Beispiel bei der Solarisbank investiert ist. Aus dem Handelsregister geht hervor, dass das Proptech wieder sein Kapital erhöht hat – eine nächste Finanzierungsrunde steht offenbar kurz bevor.
Und auch der Immobilienkonzern Engel & Völkers steigt mit seiner Ausgründung in den Markt ein. Liquidhome ist im Frühjahr 2020 mit dem Portal für Immobilien-Teilankauf gestartet.
Das Geschäft gilt als kleinteilig. Die Startups müssen es schaffen, eine bekannte Market aufzubauen. Wertfaktor hat bereits seit einiger Zeit einen TV-Spot geschaltet. Und dann müssen die Startups beweisen, dass sie zum einen mit den Immobilien zwischen acht und zehn Prozent Rendite erwirtschaften und es zum anderen schaffen, ihre eigenen Kosten gering zu halten und möglichst viel zu automatisieren. Ohne Menschen geht es beim Kaufprozess nicht.
Banxware gilt unter Investoren als heiße Wette
Auch die bekannte Fintech-Gründerin Miriam Wohlfarth ist gerade mit einem neuen Team gestartet gestartet, wie Finance Forward berichtete. Die Idee von Banxware: Ein Restaurant, das auf einer Essenslieferplattform seine Gerichte verkauft, holt sich über die Plattform einen Kredit. Die Technologie stammt von Banxware. Der Kredit soll zwischen 15.000 und 30.000 Euro liegen. Wenn der Händler Umsatz über die Plattform erzielt, wird ein Teil des Geldes einbehalten, um den Kredit abzuzahlen. Banxware gilt unter Wagniskapitalgebern als heiße Wette, das Startup spricht zurzeit mit Investoren.
Ein vergleichbares Kredit-Produkt gibt es etwa von Paypal, bei dem die Online-Händler die Raten ebenfalls mit ihrem Umsatz begleichen. Auch ein weiteres großes Tech-Unternehmen arbeitet nach Informationen von Finance Forward an einem vergleichbaren Produkt.
Den Ansatz hat Uplift1 auf die Startup-Finanzierung übertragen, gegründet vom WHU-Absolventen Ariyan Seyed Nassir. Bis zu einer halben Million verleiht das Unternehmen an junge Firmen, sie zahlen es aus ihren Umsätzen zurück. Fünf Unternehmen hat es bereits finanziert, darunter auch den Taschenhersteller Buckle & Seam, wie Gründerszene berichtete. Hinter Uplift1 stehen die beiden Szene-Köpfe Marco Vietor und Paul Crusius. Die Audibene-Gründer stellen das Geld und wollen bald einen eigenen Fonds aufsetzen.
Auch bei dieser Geschäftsidee ist noch unklar, wie hoch die Nachfrage wirklich ist. Gleichzeitig müssen die Anbieter aufpassen, nicht mit zu hohen Zinsen in Verruf zu geraten. Bei Uplift1 sollen es je nach Risiko 6 bis 40 Prozent sein. Das Ende der Skala wäre selbst bei einem risikoreichen Startup vergleichsweise viel.
Sie wollen vom Trading-Trend profitieren
Seit der Coronakrise und den Schwankungen an den Finanzmärkten wagen sich auch mehr deutsche Nutzer an den Aktienhandel. Davon profitieren die etablierten Broker, aber gerade die Angreifer Trade Republic und Scalable Capital (mit seinem neuen Angebot), beide sind allerdings schon ein paar Jahre alt und gut finanziert.
Ein Newcomer ist Gratisbroker aus München, das ebenfalls mit einem gebührenfreien Trading am Markt Kunden locken will. Das Unternehmen hat kürzlich eine kleinere Finanzierungsrunde über 280.000 Euro erhalten, die Bewertung liegt bei 2,4 Millionen Euro. Eine Sprecherin bestätigt die Finanzierung. Das Unternehmen wurde von Malte Rubruck, Philipp Röben und Stefan Mross (bei dem es nicht um den Schlagersänger handelt) gegründet. Trotz der weiten Entfernung zu Trade Republic: Gratisbroker kommt auf ein verwaltetes Vermögen (Assets under Management) von mehr als 100 Millionen Euro und „mehreren tausend Kunden“.
Quin will ebenfalls vom Trading-Trend profitieren. Es vermittelt vor allem per App Investments in ein ETF-Portfolio und will jungen Anlegern bei dem Investment helfen. Es hat kürzlich etwa eine Millionen Euro von Investoren erhalten. Besonders spannend: Hauptinvestor ist die Sino AG, die schon beim Aufbau von Trade Republic eine wichtige Rolle gespielt hat und nun versucht seinen Erfolg zu wiederholen. Wie Dauerhaft der Trading-Trend ist, wird sich erst in kommenden zwölf Monaten zeigen.