Das Gesicht von Project A: Florian Heineman (Bild: Saskia Uppenkamp)

20-Millionen-Fonds für Senioren-Immobilien – ein neues Finanzprojekt der Berliner Startupszene

Exklusiv: Mit einem neuen Finanzprodukt will ein Berliner Gründerteam ein faires Modell schaffen, um Senioren ihre Eigenheime abzukaufen. Das Geld für den Fonds soll vor allem aus der Berliner Startup-Szene kommen, einer der Geldgeber ist Project-A-Gründer Florian Heinemann.

Reich geworden sind sie mit Startup-Verkäufen – doch mittlerweile investieren viele Gründer und Investoren ihr Vermögen auch in Immobilien. „Ich kann ja nicht das ganze Geld in Amazon-Aktien und Startups stecken“, sagt der Project-A-Macher Florian Heinemann mit einem Augenzwinkern. „Ich will nicht alle Eier in einen Korb legen.“ Gleichzeitig sei es nicht mehr so einfach, mit Immobilien gute Renditen zu erzielen.

Mehrere Berliner Szeneköpfe haben nun in den vergangenen zwei Jahren ein Konzept entwickelt, mit dem sich ein Einstieg weiterhin lohnen soll. Die „Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft“ kauft Wohnungen und Häuser von Senioren an. Diese können bis zu ihrem Lebensende in ihrer Immobilie bleiben und zahlen dafür eine Miete. Hinter dem Konzept stehen Friendsurance-Gründer Sebastian Herfurth, Project-A-Manager Anton Grabovski sowie Henryk Seeger, der das Unternehmen leitet und aufbaut. Der bekannte Geldgeber Heinemann hat gerade einen sechsstelligen Betrag investiert.

Was es am Markt gab, überzeugte ihn nicht

Zurzeit sammeln Seeger und seine Mitstreiter die Mittel für einen geschlossenen Immobilienfonds ein. Sieben Millionen Euro sollen aus dem Berliner Startup-Umfeld kommen, mit zusätzlichen Bankkrediten peilen die Macher eine Fonds-Größe von insgesamt 20 Millionen Euro an.

Der Gründer Henryk Seeger (Bild: PR)

Über die Entstehung der Idee erzählt Gründer Henryk Seeger: In seinem Bekanntenkreis habe er zwei Tanten gehabt, jeweils Mitte 80 und kinderlos. „Für sie habe ich damals nach einer Möglichkeit gesucht, dass sie an ihr Geld kommen und trotzdem in ihrer Wohnung bleiben können“, sagt Seeger.

Was es am Markt gab, überzeugte ihn nicht: Bei der sogenannten Leibrente bekommen ältere Menschen regelmäßige Auszahlungen bis zu ihrem Lebensende sowie eine mögliche Einmalzahlung. Dies lohnt sich jedoch meist nur, wenn die Senioren noch einige Jahre leben. „Es ist eine Wette auf den Tod der alten Menschen“, sagt der Gründer.

Knapp ein Dutzend Wohnungen hat die Firma bereits gekauft

Seine Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft bezahle den Marktpreis der Immobilie dagegen sofort und vermiete die Wohnungen an bisherigen Besitzer zurück, ebenfalls zu einem Preis, der sich am lokalen Mietspiegel orientiere. Fünf Jahre lang werde eine Mietsteigerung ausgeschlossen. „Wir legen alle Bedingungen offen und auf der Basis können sich unsere Kunden entscheiden“, sagt Seeger. Knapp ein Dutzend Eigenheime habe das Unternehmen bereits angekauft. „Wir zahlen für die Wohnungen einen etwas günstigeren Preis, weil sie noch bewohnt sind“, so der Geschäftsführer.

Für seinen Fonds peile er eine Rendite von acht bis zehn Prozent an, dabei seien Wertsteigerungen noch nicht eingerechnet. Die Firma konzentriere sich auf mittelgroße Städte und den Speckgürtel von Metropolregionen.

In seinem vorherigen Job lernte Seeger, der einzige im Team ohne klassischen Startup-Hintergrund, die Immobilienwelt bereits kennen. Im Family Office von Peter Ackermann, einem Berliner Anwalt und Gründer, musste er sich auch um Häuser in Südeuropa kümmern. Zuvor hatte Seeger die Spendeninitiative „Deutschland rundet auf“ mit aufgebaut. Kunden können dabei an der Supermarktkasse ihren Einkauf um einige Cent aufrunden – und dieses Geld für gemeinnützige Zwecke spenden.

„Das Modell lässt sich auch in andere Märkte tragen“

Die Zielgruppe für sein neues Finanzprodukt umfasse um die sechs Millionen Immobilienbesitzer über 70 Jahre in Deutschland. „Für die großen Immobilienfonds ist das Geschäft zu kleinteilig“, sagt Investor Heinemann. Er kündigt bereits an, nachzulegen, sollte das Geschäft funktionieren.

Auf Werbeanzeigen in Apothekenmagazinen und Diabetes-Ratgebern habe das Unternehmen bereits viele Rückmeldungen bekommen. „Grundsätzlich ist es vorstellbar, das Modell auch in andere Märkte zu tragen“, sagt Seeger.