In einem ehemaligen Bankgebäude sitzen Finleap und das neue Venture (imago images/tagesspiegel)

Finleap startet neues Fintech Weißhaus

Exklusiv: Nach längerer Zeit baut Finleap wieder ein neues Startup auf: Zusammen mit dem Maklerriesen Engel & Völkers entsteht die Plattform Weißhaus. Für den Company Builder ist es der zweite Versuch im Immobilienmarkt.

Birte Sewing gab sich vor wenigen Tagen noch zurückhaltend. Finleap schaue sich intensiv Themen rund um die „Gen Z“ an, sagte die Managerin des Company Builders im FinanceFWD-Podcast. Zusätzlich analysiere das Unternehmen, welche Geschäftsmodelle durch die Coronakrise begünstigt würden. Mit welcher neuen Startup-Idee sich der wichtige Berliner Fintech-Inkubator als nächsten nach außen wagen würde, verriet sich nicht.

Im Hintergrund werkelt der Company Builder jedoch seit Monaten an einem neuen Projekt. Bislang lassen sich wenig Details zur Weißhaus Investment Platform GmbH finden, allerdings erinnern die ersten Anhaltspunkte an ein prominentes Startup aus den USA. Und ein großer Partner steht bereits fest: Der Inkubator hat sich für das Fintech mit dem Immobilienkonzern Engel & Völkers verbündet.

Ein Gründer von Liqid baut Weißhaus auf

Schon Anfang 2019 startete Kyros Khadjavi bei Finleap, um ein neues Venture zu gründen. Der Manager hatte den Online-Vermögensverwalter Liqid mitaufgebaut, einer der größten Anbieter im Markt. Der Robo-Advisor fokussiert sich vor allem auf wohlhabende Kunden, die mehr als 100.000 Euro investieren.

Es sieht so aus, als würde sich Khadjavi mit Weißhaus wieder diese Zielgruppe vornehmen. Auf der Website ist von exklusiven Immobilieninvestments die Rede. „Sie sehen attraktive und für Sie maßgeschneiderte Angebote, die z.B. aufgrund einer ‚stillen Vermarktung‘ öffentlich nicht verfügbar sind – und können sich Angebote noch vor anderen Interessenten sichern“, heißt es dort. Dies sei mit einem „Immobilienkonto“ möglich.

Branchenkenner gehen davon aus, dass sich Finleap für das Projekt am US-Unternehmen Cadre orientiert hat. Jared Kushner, der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, baute das New Yorker Fintech zusammen mit seinem Bruder Joshua auf – bekannte Investoren wie Andreessen Horowitz finanzierten Cadre mit vielen Millionen, die Investmentbank Goldman Sachs ist strategischer Partner.

„Wir stehen noch ganz am Anfang“

Ab 50.000 Dollar können Cadre-Anleger in Immobilienprojekte investieren und das alles über eine Online-Plattformen abwickeln. Bislang erhalten die Anleger erst ab mehreren Millionen Vermögen Zugang zu attraktiven Investments in der Anlageklasse. In Deutschland hat Alexander Samwer mit Linus Capital ein ähnliches Startup aufgebaut, ab 200.000 Euro können sich Investoren dort an Immobilienprojekten beteiligen. Die Firma finanziert dabei selbst erst einmal den Betrag für das Bauprojekt und sichert es so ab, danach holt es andere Geldgeber mit herein.

Inwieweit das Weißhaus-Konzept Linus gleichen wird, ist bislang noch unklar. Was aber  öffentlich ist: Finleap baut das Fintech mit einem prominenten Partner auf, dem Immobilienkonzern Engel & Völkers, der gleich 28 Prozent an dem Startup hält. Finleap gehört nur weniger als ein Prozent. Der Rest verteilt sich auf Investoren aus dem Umfeld von Engel & Völkers und den Weißhaus-Gründer.

Der Company Builder kooperiert seit dem vergangenen Jahr mit Engel & Völkers. „Wir stehen noch ganz am Anfang und können daher nicht tiefer ins Detail gehen“, teilt eine Finleap-Sprecherin mit. Weißhaus sei allerdings nur ein vorläufiger Name für das Gemeinschaftsunternehmen. Laut Handelsregister hat sich bereits das Versorgungswerk der Zahnärztekammer an dem neuen Vorhaben beteiligt.

Bislang noch kein großer Erfolg

Finleap und Engel & Völkers haben in den vergangenen Jahren beide schon separat Immobilienplattformen aufgebaut, allerdings eher für den Massenmarkt. Schon ab wenigen hundert Euro konnten Anleger dort in Immobilienprojekte investieren, es handelte sich meist um Nachrangdarlehen.

Der Immobilienkonzern startete vor drei Jahren zusammen mit dem Fintech Kapilendo eine Plattform. Anfang 2019 lösten die beiden Partner sich wieder. Mit technischem Know-how habe das Startup die Plattform in der Startphase unterstützt, teilt eine Sprecherin von Engel & Völkers mit. Die Gesellschafter hätten entschieden, dass sich Kapilendo wieder auf das eigentliche Geschäft konzentrieren solle. Aus diesem Grund verkaufte das Fintech seine Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen wieder.

Kürzlich hat der Maklerkonzern seine Crowdinvesting-Tochter umbenannt und Bilanz gezogen: Projekte im Wert von 60 Millionen Euro hat Engel & Völkers Digital Invest finanziert – und blieb damit weit hinter dem Marktführer Exporo zurück, der mittlerweile bei mehr als eine halbe Milliarde Euro liegt.

Der Company Builder Finleap startete mit Zinsbaustein ebenfalls eine Immobilienplattform, verkaufte sie allerdings einige Jahre später an den Immobilienpartner Sontowski & Partner – mit „leichten Gewinnen“.

Der Aufbau einer Immobilienplattform ist langwierig, denn es ist schwierig, das Vertrauen der ersten Kunden zu gewinnen. Die Marke Engel & Völkers könnte dabei helfen. Ob Stockfotos eines Privatjets auf der Homepage zuträglich sind, wird sich zeigen.