70 Prozent der Kunden von Finom stammen nach eigenen Angaben aus Deutschland. Bild: Getty Images

„Grenzt an Wucher“ – Banking-Fintech Finom verärgert Kunden mit neuer Gebühr

Mit dem Versprechen eines kostenlosen Geschäftskontos warb die Fintech-Bank Finom zuletzt offensiv um Neukunden. Nun führt sie eine saftige Gebühr für eine zentrale Kontofunktion im Einsteigertarif ein. Kunden sind verärgert.

Jeder tätigt sie, und das meistens gratis: SEPA-Überweisungen, also bargeldlose Euro-Zahlungen zwischen zwei Konten. Auch bei Geschäftsbanken kosten solche Kontobewegungen in aller Regel nichts. Dies galt bislang auch für das Angebot des Fintechs Finom. Das Finanz-Startup mit Sitz in den Niederlanden bedient seit Ende 2020 den europäischen Bankenmarkt für Unternehmer und Selbständige, auch in Deutschland ist Finom aktiv.

Hierzulande hat das Unternehmen zuletzt offensiv um Neukunden geworben, verspricht unter anderem ein Geschäftskonto ohne monatliche Grundgebühr. Erst im Frühjahr hatte Finom eine millionenschwere Finanzierungsrunde eingesammelt. Mehr als 70.000 Kundinnen und Kunden hat das Fintech nach eigener Darstellung.

Zwei Euro für jede Überweisung

Für einige von ihnen wird es nun allerdings teuer. Bei der bislang kostenlosen Kontovariante “Solo”, das ausschließlich Freiberuflern vorbehalten ist, führt Finom eine neue Gebühr ein. So fallen für ausgehende Überweisungen künftig pauschal zwei Euro an. Entsprechende Informationen von Finance Forward bestätigte das Unternehmen auf Nachfrage. Die Maßnahme sei „auf die Marktbedingungen abgestimmt“, wie ein Sprecher erklärte. Die bloße Kontoführung beim Solo-Tarif hingegen werde auch weiterhin kostenlos bleiben.


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Bei Kunden stößt die neue Überweisungsgebühr auf wenig Verständnis. „Das grenzt aus meiner Sicht schon an Wucher“, moniert ein Nutzer auf dem Bewertungsportal Trustpilot. Nicht nur würden andere Banken „ein Bruchteil der Kosten“ verlangen. Er finde es zudem „unverschämt, die Kunden zunächst mit einem kostenlosen Geschäftskonto zu locken und wenn alle Verbindungen stehen, überhöhte Gebühren zu verlangen“, so der Wortlaut.

Tatsächlich ist die Gebühr für SEPA-Überweisungen bei Finom ungewöhnlich – zumindest im Vergleich zu Fintech-Wettbewerbern. Beim Marktführer Qonto beispielsweise sind solche Zahlungen kostenlos, allerdings verlangt das Unternehmen anders als Finom schon für das Basiskonto eine monatliche Grundgebühr. Kunden zahlen mindestens neun Euro im Monat. Beim Konkurrenten Tide wiederum sind sowohl Kontoführung als auch Überweisungen dauerhaft kostenlos. Dies gilt laut Website aber nur noch für Neukunden, die sich vor dem 1. November für ein Geschäftskonto entscheiden.

Fall zeigt Dilemma vieler Fintechs

Offenbar reagiert Finom mit der Überweisungsgebühr auf den Wettbewerb, der Finanzdruck bei vielen Anbietern ist groß. Dies scheint auch im Kundenkreis aufzufallen. So sieht ein anderer Nutzer auf Trustpilot in der Gebühr den Versuch, Kunden in eines der kostenpflichtigen Kontomodelle des Fintechs (je nach Funktionsumfang 7 oder 24 Euro im Monat) zu treiben. Schließlich sei ein Geschäftskonto ohne Gratis-Überweisungen nutzlos. „Dann hätte ich auch gleich bei der Sparkasse bleiben und mir den ganzen Kontoumzug sparen können“, schreibt er. Insgesamt ist das Kundenfeedback zum Finom-Angebot aber (noch) überwiegend positiv. Bei Trustpilot bringt es das Fintech auf 4,6 von 5 Sternen bei knapp 3.00 Bewertungen.

Der Fall veranschaulicht ein bekanntes Dilemma in der Szene. Viele Fintechs locken Kunden zunächst mit kostenfreien Banking-Angeboten an, um schnell eine kritische Masse an Nutzern zu erreichen. Später werden die Gebühren meist erhöht, um die Basis für ein profitables Geschäft zu legen. Manche Kunden fühlen sich dann getäuscht, was zu negativen Bewertungen und Kontokündigungen führen kann.