Bloomberg vs. Thiel – zwei US-Milliardäre dominieren die deutsche Fintech-Szene
Die Startups-Fonds von Peter Thiel und Michael Bloomberg haben sich bei den aussichtsreichsten deutschen Fintechs beteiligt, darunter die Smartphonebank N26 und der Robo-Advisor Scalable Capital. Wer auf wen setzt und wo sich die beiden gegenüberstehen – die Übersicht.
Sie gehören zu den reichsten Menschen ihres Landes und engagieren sich politisch – doch dann hört es auch schon auf mit den offensichtlichen Gemeinsamkeiten von Michael Bloomberg und Peter Thiel. Vor allem ihre Haltung zu US-Präsident Donald Trump könnte kaum unterschiedlicher sein.
Bloomberg – mit einem Vermögen von 55 Milliarden US-Dollar – hat das gleichnamige Finanzunternehmen gegründet und wollte für die Demokraten zur Präsidentschaftswahl antreten. Amtsinhaber Trump hält er für einen Bauernfänger. Der deutschstämmige Thiel – 2,6 Milliarden Dollar schwer – baute den Zahlungsdienstleister Paypal mit auf und zählte zu den ersten Investoren von Facebook. Er ist Trump-Anhänger, einer der wenigen aus der Tech-Welt. Im aktuellen Wahlkampf will er sich aber zurückhalten.
Ein bislang wenig bekannter Umstand: Sie glauben beide an Fintech-Startups. Mit ihren jeweiligen Fonds sind sie an sechs der wichtigsten Finanz-Startups des deutschsprachigen Raums beteiligt, teilweise haben die beiden auch zusammen investiert.
Regelmäßige Telefonate mit Thiel
Bloombergs Geld steckt in dem öffentlichkeitsscheuen Fonds Hedosophia, wie Finance Forward kürzlich herausfand. Mehr als eine Milliarde Dollar hat Hedosophia über die Jahre in aussichtsreiche internationale Startups investiert, beispielsweise in das Super-Fintech Ant Financial oder das Versicherungsstartup Oskar. Bloomberg steht allerdings nicht persönlich in Kontakt mit den Startup-Gründern, sein Geld hat er über das Family Office Willett Advisors investiert.
Anders sieht es bei Peter Thiel aus. Er steht mit wenigen Gründern in regelmäßigem Austausch. Zum Beispiel mit Christian Hecker, dem Gründer von Trade Republic. Die meisten haben den umstrittenen Unternehmer vor dem Investment auch getroffen. Thiel beteiligt sich dabei mit gleich drei unterschiedlichen Fonds.
Sowohl Thiel als auch Bloomberg haben über die Jahre in einige der vielversprechendsten Fintechs in Deutschland investiert. Ihre größte Wette ist dabei die Smartphonebank N26. Dort zählen beide zu den größten Anteilseignern. Hedosophia hält aktuell 15,3 Prozent, bei Thiels Valar Ventures sind es mit 12,5 Prozent nur geringfügig weniger.
Bei ihrer Krypto-Wette wieder vereint
Gerade im gehypten Neobroker-Segment setzen die beiden allerdings auf zwei konkurrierende Startups: Hedosophia führte die letzten Finanzierungsrunde des Anlage-Startups Scalable Capital an, das seit Kurzem auch ein Trading-Angebot gestartet hat. Thiel führte dagegen mit seinem Founders Fund kürzlich eine große Finanzierung bei Trade Republic an – das als heiße Fintech-Wette in Berlin gilt und in den vergangenen Monaten stark gewachsen ist.
Beim Thema Krypto sind beide dagegen wieder vereint. Bei einer Finanzierungsrunde über 52 Millionen Dollar stieg Valar Ventures kürzlich beim Wiener Startup Bitpanda ein. Nach Informationen von Finance Forward ist Hedosophia dort ebenfalls beteiligt, es führte an der Seite von Thiels Valar die Finanzierungsrunde an.
Konkurrenten sind die beiden wiederum bei einer anderen großen Wette: den Zinsplattformen. Peter Thiel ist bei dem Hamburger Unternehmen Deposit Solutions beteiligt, allerdings nur mit drei Prozent (über seine Holding Rivendell) – Hedosophia auf der anderen Seite ist mit elf Prozent der Anteile ein wichtiger Gesellschafter von Raisin. Die Berliner Firma, bekannt unter der Marke Weltsparen, ist der große Konkurrent von Deposit Solutions.
Konkurrenten oder Partner?
Während es unter den Smartphonebanken in Deutschland für N26 keinen vergleichbar großen Konkurrenten gibt, wird sich in den anderen Fintech-Segmenten in den kommenden Jahren entscheiden, wer das Rennen macht und sich in der Zukunft als europäischer Marktführer etablieren kann. Das ist zumindest die Wette der Wagniskapitalgeber.
Die Finanz-Startups haben dabei Stück für Stück ihr Angebot erweitert und so entstehen Konkurrenten im Portfolio der beiden Geldgeber. So bietet Raisin beispielsweise schon seit Längerem auch einen Robo-Advisor an, genauso wie Scalable Capital. Gleichzeitig könnte Raisin auch eine Bankkarte anbieten und so N26 Konkurrenz machen, schließlich besitzt es eine Banklizenz. Bitpanda will künftig stärker in den Aktienhandel einsteigen und zu einem „Robinhood Europas“ aufsteigen – und damit zum Konkurrenten von Trade Republic und Scalable Capital werden.
Auf der anderen Seite arbeiten die Fintechs auch zusammen. Die Zinsplattform Raisin bietet Festgelder auch für die Kunden von Scalable Capital. Und N26 kooperiert ebenfalls schon lange mit Raisin, es hat kürzlich ein weiteres Festgeldprodukt angekündigt – es ist wahrscheinlich, dass dies wieder in Kooperation mit Raisin geschieht.
Eine Modell könnte sein, das Portfolio stärker zu verbinden
Mit zunehmender Größe wird sich die Konkurrenzfrage zwischen den Portfolio-Firmen der wichtigen Investoren unweigerlich häufiger stellen. Die Geldgeber finanzieren ungern zwei direkte Wettbewerber, weil sie dadurch Geld im Marketing verlieren.
Spannend wird sein, ob die Wagniskapitalgeber im Hintergrund die Strippen ziehen und versuchen ihr Portfolio zusammenzuführen und weitere Kooperationen anzuleiern. Softbank war einst mit der These angetreten, Synergien im eigenen Portfolio schaffen zu können – große sichtbare Erfolge dieser Strategie gab es jedoch nicht. Die Fonds der beiden Milliardäre hätten jedenfalls die Chance, es noch einmal zu versuchen. Sehr wahrscheinlich ist es unterdessen nicht. In Kontakt stehen die wichtigen Player ohnehin fast alle.