Megatrend im Finanzmarkt: Unitplus startet Handel mit aktiven ETFs
Aktive ETFs sind das große Trendthema in der Finanzwelt. Sie kombinieren die Flexibilität und niedrigen Kosten von Indexfonds mit dem Know-how eines Fondsmanagers, der gezielt versucht, den Markt zu schlagen. Als einer der ersten Fintech-Anbieter in Deutschland startet nun das Geldanlage-Fintech Unitplus ein solches Angebot.
Gespür für neue Trends am Finanzmarkt hat Fabian Mohr schon bewiesen. Im August vergangenen Jahres startete der Gründer des Berliner Investment-Startups Unitplus ein spezielles Zinsangebot. Knapp vier Prozent jährlich versprach die Firma ihren Kunden, die Besonderheit: Es handelte sich um einen Geldmarkt-ETF. Die Fonds bringen meist höhere Renditen als klassische Tagesgelder, dazu gibt es weder feste Laufzeiten noch Limits bei den Einlagen.
Mit dem Angebot („CashPlus“) zählte Unitplus damals zu den ersten Fintech-Anbietern im Markt – und es schlug ein. „Wir wachsen jede Woche um einen Millionenbetrag“, sagte Mohr kurz nach dem Start zum Einlagenwachstum. Bislang haben Kunden mehr als 100 Millionen Euro in das Anlage-Produkt gesteckt. Nun will Unitplus erneut Pionierarbeit leisten.
Das Investment-Fintech steigt in den Handel mit aktiven ETFs ein. Kunden auf der Plattform können künftig in börsengehandelte Indexfonds investieren, die von Fondsmanagern im Hintergrund auf zusätzliche Rendite optimiert werden. Das Angebot nennt sich „AktienPlus“, als Partner fungiert die US-Investmentbank JP Morgan. „Dadurch können Anfänger wie Profis in den Genuss eines Innovationstrends kommen, der in den USA schon deutlich an Fahrt aufgenommen hat“, sagt Unitplus-Gründer Fabian Mohr. Er hat selbst einige Jahre beim milliardenschweren Fondsanbieter Flossbach von Storch Aktien analysiert.
Aktive ETFs wachsen rasant
Tatsächlich sind aktive ETFs ein virulentes Gesprächsthema in der Finanzbranche. Hinter der Fondskategorie steht das Versprechen, die Vorteile passiver Indexfonds (zum Beispiel den bekannten MSCI World) mit dem Know-how erfahrener Fondsmanager zu verbinden. So bilden entsprechende Fonds per Algorithmus grundsätzlich die Wertentwicklung eines bestimmten Marktes nach, das macht sie vergleichsweise günstig. Aber die Fondsmanager weichen davon ab, indem sie gezielt Aktien übergewichten, die aus ihrer Sicht besonders viel Potenzial haben. So wollen sie Renditen über dem Marktdurchschnitt erzielen. Vorbild ist die US-Investorin Cathie Wood, die mit ihrem aktiv verwalteten Ark Innovation ETF viel Buzz erzeugt hat.
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Noch ist der Markt relativ klein: Aktive ETFs machen gerade einmal 1,9 Prozent aller Assets börsengehandelter Fonds aus. Doch die Wachstumsraten in dem Segment sind hoch: In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Markt stets verdoppelt, während das Volumen der passiven Fonds im Vergleich nur um 20 Prozent pro Jahr gewachsen ist. Der Abstand verringert sich also stetig. Nach neuesten Daten der Beratung ETFGI könnten bald eine Billion Dollar in aktiven ETFs liegen.
Fondsmanager schlagen Asien-ETF
Davon hofft auch Unitplus mit seinem neuen Angebot zu profitieren. „Wir halten es für möglich, dass AktienPlus bis Ende nächsten Jahres rund 20 Prozent im Gesamtmix unseres verwalteten Kundenvermögens ausmachen kann“, sagt Gründer Fabian Mohr. Das Fintech verwaltet Kundengelder von mehr als 100 Millionen Euro (Assets under Management).
Zum Start können Anleger in ein Portfolio aus sieben aktiv verwalteten Indexfonds investieren. Darunter ist zum Beispiel der sogenannte „JPM AC Asia Pacific ex-Japan Research Enhanced Index Equity ETF“, der in Aktien aus dem asiatisch-pazifischen Raum (außer Japan) investiert. Der Fonds konnte in den letzten zwölf Monaten eine Rendite von knapp 26 Prozent erzielen. Zum Vergleich: Das passive Pendant (MSCI AC Asia Pacific Ex Japan) ist im selben Zeitraum um 20 Prozent gestiegen.
Teil des Unitplus-Angebots sind auch spezielle Fonds mit Fokus auf Unternehmen aus Europa oder den USA. Mit jährlichen Gebühren in Höhe von 0,76 Prozent auf das Anlagevermögen sind die Fonds bei Unitplus etwas teurer als passive Fonds. Inbegriffen sind darin laut Gründer Mohr aber auch weitere Angebote des Fintechs, etwa eine Bankkarte oder Sparpläne.
Hoffnung auf Altersvorsorgedepot
Das Angebot an aktiven ETFs plant Unitplus schrittweise auszubauen. Langfristig soll es etwa auch möglich sein, staatliche Zuschüsse für das Besparen der aktiven ETFs zu erhalten. „Über die nächsten Monate möchten wir AktienPlus so weiterentwickeln, dass es sich auch für das angedachte Altersvorsorgedepot des ehemaligen Bundesfinanzministers der Bundesregierung eignet“, sagt Mohr. Das dazugehörige Gesetz wurde nach dem jüngsten Bruch der Ampel-Koalition allerdings nicht mehr verabschiedet. Ob es das Angebot in der Form noch geben wird, ist offen.
Mohr hat deshalb schon eine weitere Entwicklung im Finanzmarkt im Blick: das Pan European Pension Product (PEPP), umgangssprachlich auch Europarente genannt. Es handelt sich um ein länderübergreifendes Vorsorgedepot zu vergleichsweise günstigen Konditionen. Aufgrund eines strengen Kostendeckels bieten bislang aber nur wenige Unternehmen die Europarente an. An Reformen wird zurzeit gearbeitet. „Perspektivisch also ein spannender Markt“, so Mohr.