Das Unitplus-Gründungsteam Sebastien Segue, Fabian Mohr und Kerstin Schneider (von links). Bild: PR

Unitplus arbeitet an einer Konto-App, die ihre Nutzer mit ETFs bezahlen lässt

Das Berliner Fintech-Startup Unitplus hat ein ungewöhnliches Kontomodell entwickelt: Das Geld auf dem Konto wird in ETFs investiert – die Kunden können dabei mit dem angelegten Geld einkaufen. Prominente Investoren glauben an die Idee.

Fabian Mohr kennt die Anlagewelt gut, vier Jahre lang hat er für den milliardenschweren Fondsanbieter Flossbach von Storch Aktien analysiert. Er betreute bei der Firma den gehypten Payment-Sektor, darunter Firmen wie Adyen oder Stripe. Es sei ihm dabei aufgefallen, dass die Payment- und Anlagewelt immer noch stark getrennt sind, erzählt der 31-Jährige im Gespräch.

So entstand eine Gründungs-Idee, die sich erst einmal verrückt anhört: Ein Bankkonto, auf dem das Geld in ETFs anlegt wird und die Nutzer eine Mastercard dazu bekommen – sie können so praktisch mit dem angelegten Geld Einkaufen gehen. Wenn jemand für 1.000 Euro beispielsweise ein Sofa shoppen will, veräußert er seine ETFs und kann mit dem Ertrag bezahlen. Bislang sind Konten und Depots voneinander separiert. Aus gutem Grund, denn eigentlich dient das Depot für die Geldanlage und das Konto für die Ausgaben.

Ein Gründerteam mit Finanz-Erfahrung

Doch dies sei der Grund, dass Billionen Euro in Deutschland auf Girokonten herumlägen und durch die Inflation oder Strafzinsen an Wert verlieren würden, argumentiert Fabian Mohr. Die Firma animiert ihre Kunden auch nicht dazu, das ganze Geld anzulegen. Über eine Open-Banking-Schnittstelle werden die Einnahmen und Ausgaben von dem herkömmlichen Konto analysiert und ein Betrag ermittelt, der am Monatsende voraussichtlich übrig bleibt und den sie auf dem Unitplus-Konto anlegen können. Das Fintech investiert das Geld in Aktien- oder Anleihen-ETFs – je nach Risikoprofil können die Nutzer sich eine Gewichtung aussuchen. Es lässt sich aber auch das ganze Geld auf dem Konto anlegen.

Seit Anfang des Jahres arbeitet das Gründungsteam um Mohr an der Idee, dazu gehört Kerstin Schneider, die bei der Beratung Zeb Finanzunternehmen betreut hat. Für die Technologie zuständig ist Sebastien Segue – der von Billpay kommt, der Payment-Riese Klarna hatte das Berliner Fintech schon vor Jahren gekauft.

Die Schwierigkeit beim Verkauf

Für die Idee hat Unitplus bereits eine Partnerbank gefunden, deren Namen die Gründer noch nicht nennen. Eine Schwierigkeit liegt darin, den Moment des Kaufs abzuwickeln – wenn jemand etwa für 50 Euro Schuhe kauft und das ganze Geld in ETFs angelegt ist, wird die Geldanlage direkt verkauft. Allerdings ist der Betrag nicht sofort auf dem Konto, die Übergangszeit muss vom Unternehmen überbrückt werden. Der Kunde bekommt davon allerdings nichts mit.

Diese Transaktion wird gebührenfrei sein, allerdings soll das Konto zwei Euro pro Monat kosten und 0,7 Prozent des verwalteten Geldes pro Jahr. Die Anlage-Konto-App hat dabei eine zugehörige Debit-Karte von Mastercard. Ende des Jahres peilt das Team seinen Start an.

Bis dahin will es auch neues Geld von Investoren aufnehmen. Die Entwicklung finanziert bislang eine Reihe bekannter Business Angel, darunter beispielsweise der ehemalige N26-Technikchef Christian Rebernik oder Katrin Stark, die Karriere bei der Beratung McKinsey, der Deutschen Bank und Commerzbank gemacht hat. Auch der ehemalige Amazon-Deutschlandchef Lothar Eckstein ist eingestiegen. Insgesamt hat Unitplus einen Betrag von etwas unter einer Million Euro erhalten.

Hohe Resonanz auf die Warteliste

Ob das Berliner Fintech mit dem Konzept mehr Menschen zur Geldanlage bewegt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Im Kryptobereich gibt es bereits erste Versuche einer Verknüpfung zwischen Investment und dem Konto. Nuri (ehemals Bitwala) funktioniert beispielsweise ähnlich.

Doch die CEO Kristina Walcker-Mayer sagte kürzlich, dass die Funktionen des Bankkontos bislang wenig verwendet würden. Es ist die Frage, ob das bei Unitplus mit dem ETF-Modell anders ist. Die Resonanz auf die Warteliste sei hoch, sagt Gründer Fabian Mohr. Sie seien oft gefragt worden, warum noch niemand auf die Idee gekommen sei.