Finfluencer: Aktienexperte Christian Röhl ist ins Fintech-Lager gewechselt (Bild: manager magazin, Fotovorlage: w3.fund)

„Wir sehen zurzeit jede Menge exotische ETFs, die kritisch sind“

Christian Röhl zählt zu den bekanntesten deutschen Aktienexperten – und ist vor Kurzem zum Neobroker Scalable Capital gewechselt. Wie blickt er auf Fintech-Aktien, den Klarna-Börsengang und laute CEOs?

Die früheren Fintech-Stars PayPal und Block von Twitter-Gründer Jack Dorsey (48) könnten „ihre besten Zeiten hinter sich haben“, sagt Aktienexperte Christian Röhl (48) im Finance-Forward-Podcast des manager magazins. Die Aktien beider Unternehmen sind seit Jahresanfang stark gesunken. Viele der Fintech-Player hätten in den vergangenen Jahren Innovationen hervorgebracht, aber an der Börse durchwachsene Ergebnisse erreicht – während die Zahlungs-Netzwerke und Kreditkartenanbieter wie Visa oder Mastercard „Schritt halten konnten“, sagt Röhl.

Der Finanzmarktexperte und selbst ernannte „Aktivist für Investment-Kultur“ hat in den vergangenen Jahren über soziale Netzwerke wie Instagram, YouTube oder seine eigenen Podcasts eine Fangemeinde aufgebaut, die seine Kapitalmarkt-Analysen verfolgen. Im vergangenen Herbst ist Christian Röhl dann zum Neobroker Scalable Capital gewechselt und kommentiert für die Münchner Firma als Chefvolkswirt die Aktienmärkte.

In den USA beobachte er zurzeit „exotische Investmentprodukte“, sagt Röhl. Dazu zählen etwa ein ETF, der auf einen steigenden Kurs bei dem E-Autobauer Tesla wettet und dabei durch einen sogenannten Hebel den potenziellen Ertrag erhöht, aber auch das Verlustrisiko steigert. Das spekulative Finanzprodukt setzt parallel auf einen Verfall des Autobauers Ford. Gerade die Tesla-Aktie hat in den vergangenen Wochen stark an Wert verloren. Das seien „Auswüchse des Finanzsystems“, die ihn an gewagte Finanzprodukte erinnern würden, die man vor der Krise im Jahr 2008 kaufen konnte, so Röhl.

Für den Börsengang von Klarna bleibt Röhl bislang zurückhaltend. Ob das KI-Narrativ des Gründers Sebastian Siemiatkowski (43) sich bewahrheiten werde, müsse die Firma dann an der Börse noch beweisen. Der Klarna-Gründer hatte öffentlichkeitswirksam immer wieder betont, mehr Jobs durch Künstliche Intelligenz in seiner Firma ersetzen zu wollen.

Er könne die Entscheidung verstehen, in den USA an die Börse zu gehen. In Europa gebe es nicht die Investmentkultur, und die Firmen seien niedriger bewertet. Ein „Standortnachteil“ für die hiesigen Finanzplätze.

Wie Christian Röhl sonst auf die Finanzmärkte schaut, wie Klarna im Vergleich zum Konkurrenten Affirm dasteht und welche Finanzfirmen er spannend findet – das erzählt er im Finance-Forward-Podcast.

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