Samsung Pay startet in Deutschland mit Solarisbank-Kooperation
Der große Smartphone-Hersteller startet mit Samsung Pay in Deutschland. Für die dahinter liegenden Konten kooperiert die koreanische Firma mit der Solarisbank. Was bedeutet der Deal für das Berliner Fintech?
Lange Zeit wurde die Solarisbank von der Berliner Fintech-Szene mit Skepsis betrachtet. Der Banking-Anbieter wurde als teuer kritisiert, seine Partner als eher klein. Das Raunen vor diesem Deal war anders: Ein großer internationaler Partner habe sich für die Solarisbank entschieden, hieß es anerkennend. Als „Ritterschlag“ wertete es ein Beobachter, ohne den Namen zu verraten.
Der Bezahldienst ließ auf sich warten
Samsung Pay hat lange auf sich warten lassen, die Bezahldienste von Google und Apple sind schon vor Längerem hierzulande gestartet. In einer digitalen Pressekonferenz präsentierte der Smartphone-Hersteller nun vor wenigen Tagen den neuen Service. Als Bank-Partner tritt dabei die Berliner Solarisbank auf. Das Prinzip: Wer sich für Samsung Pay entscheidet, muss eine App herunterladen und verbindet sie mit seinem Girokonto. Von der Solarisbank und Visa wird eine virtuelle Debit-Karte bereitgestellt, per Lastschrift zieht die Bank die Ausgaben nach ein paar Tagen vom Girokonto ein.
Im Hintergrund liegt ein eigenes Konto mit verschiedenen Funktionen bei der Solarisbank. Rechnungen lassen sich in Raten aufteilen (über den „Buy now, pay later“-Trend hat Finance Forward kürzlich berichtet), zusätzlich können die Nutzer Budgets festlegen, auch andere Finanzprodukte sind künftig denkbar. Da sich fast alle Girokonten verbinden lassen, schließt das auch Verbraucher ohne Kreditkarte ein.
Große Namen hören sich gut an, aber was bedeutet dies für die Solarisbank? Und wie viel potentielle Kunden betrifft das überhaupt? Klar ist: Samsung hat den größten Smartphone-Marktanteil in Deutschland. Ende 2019 lag der Anteil bei 40 Prozent, wie die Gesellschaft für Konsumforschung ermittelte. 58 Millionen Smartphones soll es in Deutschland geben, wie eine Datenanalyse von Statista zeigt. Nach groben Schätzungen dürften rund 20 Millionen Smartphones auch technisch in der Lage sein, den Bezahldienst anzubieten.
Wie viele Samsung-Kunden werden den Dienst verwenden?
Nun muss Samsung noch seine Kunden überzeugen, es konkurriert dabei mit Google Pay oder Bezahl-Apps der Sparkassen. Das Handy würde den Nutzer vor die Entscheidung stellen, welche Bezahlmethode er in Zukunft standardmäßig verwenden wolle, hieß es auf der Pressekonferenz.
Im Juli lag die Anzahl der Kundenkonten der Solarisbank bei 400.000, darunter fallen zum Beispiel Tomorrow-Kunden oder auch die Nutzer von American Express. Es handelt sich nicht immer um vollwertige Bankkonten, sondern um sehr unterschiedliche Varianten von Endkundenkonten. CEO Roland Folz sagte im FinanceFWD-Podcast, dass sein Unternehmen um 40.000 Konten pro Monat wachse. Ohne Samsung Pay wäre das Unternehmen Ende des Jahres bei 640.000 Accounts gelandet.
Die große Frage wird bleiben, wie viele Samsung-Kunden den Bezahldienst tatsächlich verwenden werden. Branchenkenner gehen von einem niedrig einstelligen Prozentsatz aus. Wer von zwischen drei und fünf Prozent ausgeht, kommt auf 600.000 bis eine Million neue Konten. Die Solarisbank könnte so die Zahl ihrer Konten verdoppeln. Mit großen Auswirkungen auf die Einnahmen: Denn die Solarisbank erhält von ihren Partnern eine fixe Gebühr pro Konto und verdient teilweise an der sogenannten Interchange-Gebühr, wenn die Karte eingesetzt wird, und an Zinsen der Ratenzahlungsfuktion.
Die wiederkehrenden Umsätze könnten stark steigen
Bei durchschnittlichen Einnahmen von monatlich zwei bis vier Euro pro Konto, die Branchenkenner in den kommenden Jahren für realistisch halten, lägen allein die monatlichen Erlöse zwischen etwa 2,5 Millionen und 3,2 Millionen Euro. Pro Jahr würden nur über die Konten zwischen etwa 30 Millionen und 40 Millionen Euro umgesetzt werden. Ein starker Wert für wiederkehrende Einnahmen. Ein Sprecher wollte sich zu der Kalkulation nicht äußern.
Es zeigt sich hier der starke Unterschied zum Geschäftsmodell des Banking-Startups N26, das zwar mehrere Millionen Kunden hat, aber nur mit den Kunden, die ein Premium-Konto haben, richtig Geld verdient. Die Solarisbank erhält in jedem Fall Geld, allerdings liegt die Skalierung nicht in ihrer Hand, die Partnerunternehmen müssen abliefern – insbesondere nun Samsung.