Der Rocket-Tower ist in Berlin, dort sitzt ein Teil des Teams (Bild: IMAGO / Schöning).

Rocket Internet entlässt Teile des Teams

Exklusiv: Der bekannte Startup-Geldgeber Rocket Internet verkleinert das globale Team stark. Schon vor Monaten hatte Gründer Oliver Samwer seine Portfolio-Firmen vor der wirtschaftlichen Lage gewarnt.

Bereits im April verschickte Oliver Samwer einen Weckruf. „Ich möchte euch nicht erschrecken oder entmutigen“, schrieb der Gründer von Rocket Internet in einer Mail an seine Portfolio-Firmen. Das Startup-Urgestein skizzierte die aktuelle Wirtschaftslage als ein Schreckensszenario, das er mit der Finanzkrise von 2008 verglich. Sein Schreiben endet mit dem Hinweis, dass man als Unternehmen „höchstwahrscheinlich sterben wird, wenn man Maßnahmen verzögert“.

Der Wagniskapitalgeber hat nun selbst „Maßnahmen“ bei Rocket Internet ergriffen. Nach Informationen von Finance Forward gab es Entlassungen bei seinem Fonds Global Founders Capital und dem Frühphasen-Investor Flash Ventures. Ohne große Aufmerksamkeit hat Rocket Internet in den vergangenen Jahren ein globales Team aufgebaut, das laut Linkedin 94 Mitarbeiter beschäftigt. Es gibt zahlreiche Büros etwa in Berlin, den USA und China. Im Portfolio befinden sich Milliarden-Startups wie Revolut, Canva oder Brex.

Mehr als Drittel der Mitarbeiter muss gehen

Wie Samwer in seiner Mail beschrieb, hat sich die aktuelle wirtschaftliche Lage tatsächlich auf die internationale Startup-Szene ausgewirkt. Die Stimmung unter Investoren ist verhalten und viele prominente Techfirmen haben bereits Mitarbeiter gekündigt. Prominentestes Beispiel ist der „Buy now, pay later“-Anbieter Klarna, der 700 Mitarbeiter entließ. Rocket Internet will sich mit dem Schritt offenbar auf einen möglichen Startup-Winter vorbereiten.

Bei dem Fonds Global Founders Capital sollen mehr als ein Drittel der Mitarbeiter entlassen worden sein, heißt es aus dem Rocket-Umfeld. Bei Flash Ventures, das laut Linkedin rund 40 Mitarbeiter beschäftigt, handele es sich um rund die Hälfte der Mitarbeiter. Welche Büros betroffen sind, ist bislang unklar. Die beiden Unternehmen äußerten sich kurzfristig nicht auf eine Anfrage.

Viele Wagniskapitalgeber haben in der vergangenen Boomphase ihre Teams massiv vergrößert, um die schnellen Dealentscheidungen bewältigen zu können. Mit weniger Deals dürfte es nun auch wieder weniger Arbeit geben. Weitere Fonds dürften in den kommenden Monaten dem Beispiel von Rocket Internet folgen – und ihre Teams verkleinern.