Fragwürdiges Marketing: Robinhood wirft Trade Republic aus Preisvergleich
Der amerikanische Neobroker Robinhood wagt sich mit seiner App nach Europa und fällt mit offensiven Marketingmethoden auf. Mit einer Vergleichsseite will das Fintech zeigen, dass bei ihm die niedrigsten Gebühren anfallen. Doch nun hat es kurzerhand den ärgsten Wettbewerber Trade Republic einfach entfernt – das wirft Fragen auf.
Eigentlich findet der Konkurrenzkampf in Deutschland hinter den Kulissen statt. Die bekannten Fintech-Gründer betonen öffentlich gerne: „Wir fokussieren uns auf uns – die Konkurrenz schauen wir nicht an.“ (Sie lästern eher hinter vorgehaltener Hand.) Anders ist die Lage bei Robinhood: Der Neobroker aus den USA zeigt seit seiner Expansion nach Europa sogar auf seiner Website, was er von den direkten Konkurrenten hält.
Der Ur-Neobroker gegen den deutschen Anbieter
Das pikante an der Situation: Robinhood galt lange als Vorbild für den europäischen Neobroker, doch mittlerweile hat das Berliner Unternehmen es geschafft, sich abzugrenzen. Es stellt die langfristige Geldanlage stärker in den Vordergrund, als es bei Robinhood der Fall ist. Vor nicht allzu langer Zeit startete Trade Republic eine Bankkarte, auch Robinhood zog einige Zeit später nach – und war damit langsamer.
Das Kopf-an-Kopf-Rennen findet sich auch auf der Website wieder: Auf der Vergleichsliste von Robinhood war Trade Republic im November nach Robinhood der günstigste Anbieter. In der Übersicht zeigt das Unternehmen, wie viel Bitcoin oder Ether man für 50, 100 oder 1.000 Euro erhält. Im vergangenen Jahr lag der Unterschied demnach bei 0,06 Prozent (siehe Bild).
Doch Robinhood entschied sich offenbar, dass die Vorzüge der eigenen Börse nicht klar genug hervorgehoben würden. Einige Wochen später sortierte das Fintech jedenfalls die Vergleichstabelle neu, wie Screenshots aus dem Internetarchiv Wayback Machine zeigen. Dort kam nach Robinhood, als dem günstigsten Anbieter, erst einmal der teuerste Anbieter, nämlich Coinbase. Damit sank Trade Republic auf den letzten Platz der Tabelle, obwohl sie immer noch die zweitgünstigsten waren (siehe Bild).
Einige Monate später ist Trade Republic nun plötzlich ganz aus der Tabelle geflogen. In der Branche wird spekuliert, dass die Gebühren (sogenannten Spreads, der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis) gefallen sind – mit dem Ergebnis: Robinhood sei nicht mehr überall der günstigste Anbieter.
Ein Sprecher von Trade Republic bestätigt, dass die Preise niedriger seien. Den genauen Spread weist der Anbieter allerdings nicht aus. Durch Stichproben bei einem Bitcoin-Kauf lässt sich nicht verifizieren, dass Trade Republic günstiger ist. Ausschließen lässt es sich aber auch nicht. Einen wichtigen Anbieter einfach von der Seite zu werfen, führt in jedem Fall nicht zu mehr Transparenz für Kundinnen und Kunden.
„Wir möchten die Wettbewerber hervorheben, die für unsere Kunden am interessantesten sind“
Auf Nachfrage teilt ein Robinhood-Sprecher mit: Die Analyse werde regelmäßig aktualisiert. „Wir möchten die Wettbewerber hervorheben, die für unsere Kunden am Interessantesten sind.“ Weiter schreibt er: „Wir sind zuversichtlich, dass Robinhood die niedrigsten Kosten für den Handel mit Kryptowährungen bietet.“
Die Preise nähern sich dabei an, wie die aktuelle Übersicht zeigt. Während bei Binance noch vor einigen Monaten 0,83 Prozent weniger Krypto bei einem Kauf herauskamen, ist der Unterschied jetzt bei 0,01 Prozent. Der Spread bei Robinhood liegt bei 0,40 Prozent.
Der Preiskampf dürfte in den kommenden Monaten stärker sichtbar werden. Mal schauen, ob Robinhood weitere Wettbewerber bald nicht mehr zu den “Interessantesten” zählt.