Uncapped-Gründer Piotr Pisarz. Bild: PR

Rückzug: Kredit-Fintech Uncapped reicht Kunden an Konkurrenten Silvr weiter

Exklusiv: Das britische Finanz-Startup Uncapped zieht sich aus Deutschland zurück. Die Kunden übernimmt der hierzulande aktive Wettbewerber Silvr. Damit lichtet sich der Markt für umsatzbasierte Startup-Finanzierungen weiter.

Das zuletzt umkämpfte Geschäft mit umsatzbasierten Firmenfinanzierungen in Deutschland konsolidiert sich: Das britische Fintech Uncapped zieht aus dem deutschen Markt zurück und reicht seine hiesigen Kunden an den Konkurrenten Silvr weiter. Dies teilten beide Unternehmen Finance Forward vorab mit. Um wie viele Kunden es sich handelt, ließen sie offen.

Offiziell ist von einer „strategischen Partnerschaft“ die Rede: Uncapped habe in Deutschland „beachtliche Erfolge“ erzielt, lässt sich Uncapped-Chef Piotr Pisarz zitieren. Er glaube, dass Silvr der beste Partner sei, um deutschen Kunden auch weiterhin Service und Support bieten zu können.

Das französische Fintech hofft so von Folgefinanzierungen zu profitieren. In Deutschland hat es nach eigenen Angaben bislang Finanzierungen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich an Unternehmen vergeben. Gestartet war Silvr hierzulande 2023. Uncapped selbst wolle sich künftig auf andere Länder konzentrieren, vor allem den Heimatmarkt Großbritannien und die USA.

Uncapped war mit seinem Kreditangebot bereits 2021 in Deutschland gestartet. Zu den Investoren der Firma zählen beispielsweise Lakestar und der Rocket-Internet-Fonds Global Founders Capital. Das Fintech agierte zunächst als Revenue-based-Financing-Anbieter. Startups erhalten dabei beispielsweise eine Million Euro und zahlen das Geld zurück, immer dann, wenn sie etwas einnehmen. Der Finanzierungsgeber erhält einen vorher vereinbarten Teil des Umsatzes ein.

Erst Hype, dann Flaute

Um das Geschäftsmodell hatte es vor wenigen Jahren einen Hype gegeben. Insbesondere, als die Zinsen noch um den Nullpunkt pendelten. Der Vorteil für Firmengründer: Sie kommen günstig an Geld, verwässern ihre Anteile nicht und behalten die Kontrolle über ihr Startup. Dies ist beim Venture Capital nicht so. In Deutschland drängte eine Reihe an Startup-Finanzierern in den Markt: Neben Uncapped beispielsweise Recap, Uplift, Capchase oder eben Silvr aus Frankreich.

Inzwischen hat sich der Markt jedoch gedreht. Aufgrund rasch gestiegener Zinsen haben sich Kredite für viele Startups deutlich verteuert, was die Nachfrage nach den Finanzierungsangeboten gebremst hat. Gleichzeitig sind für die Anbieter die Ausfallrisiken gestiegen. Das Geschäft geriet teilweise in Schieflage. Mit einer Konsolidierung in der Branche war daher gerechnet worden. Neben Übernahmen hatte es in den vergangenen Monaten etwa auch Insolvenzen gegeben.

Ein Weg, den der britische Anbieter Uncapped nicht gehen wollte. Bereits im letzten Jahr hatte das Fintech die Vergabe von umsatzbasierten Firmenkrediten gestoppt und den Wechsel auf ein Darlehensmodell mit festgelegter Laufzeit vollzogen. Die Weitergabe der verbliebenen Kunden in Deutschland an Silvr bedeutet nun den endgültigen Schlussstrich.