Pitchdeck von Penta: Wie das Banking-Fintech nach dem ersten Geld suchte
Exklusiv: Viele Finanzprodukte, hohe Gewinne nach drei Jahren – diese ambitionierten Pläne schrieben die Penta-Gründer 2016 in ihr Pitchdeck. Im Rückblick zeigt sich, wie sich die Firma seitdem gewandelt hat.
Innerhalb von nur fünf Jahren durchlebte das Berliner Fintech Penta einen Exit, einen Neustart und zwei Managementwechsel. Ein schneller Wandel, selbst für Startup-Verhältnisse. Mittlerweile ist mehr Ruhe eingekehrt: Der ehemalige Deutschbanker Markus Pertlwieser führt die Geschäfte, der Company Builder Finleap ist beteiligt und mehr als 30.000 Freelancer und Firmen nutzen das Banking-Angebot.
Zur Gründung 2016 sah das noch ganz anders aus. Finance Forward liegt ein Pitchdeck vor, mit dem die Penta-Gründer zu der Zeit nach Investorengeldern suchten. Bereits vor dem Launch hatten sie überambitionierte Pläne: Nach drei Jahren sollten 45.000 Kunden das Angebot nutzen, bei einem Umsatz von 25 Millionen Euro. Trotz des starken Wachstums rechneten die Gründer mit einem Gewinn von fünf Millionen Euro. Zahlen, die sich nicht in der Zeit verwirklichen ließen.
Zum Start suchte das Gründerteam um Lav Odorovic und Luka Ivicevic rund eine halbe Million Euro von Angel-Investoren. Damals noch mit einem anderen Logo ging die Präsentation los.
Gerade zu dieser Zeit erlebte die deutsche Fintech-Szene einen Run auf das Thema Business-Banking, angelockt durch das starke Wachstum von Smartphone-Banken wie N26 und Revolut wollten gleich mehrere Anbieter den Markt für Firmenkunden mit einem digitalen Konto erobern. (Details zum ersten Pitchdeck von N26 lest ihr hier.) Der finnische Anbieter Holvi drängte – mit Millionen der spanischen Bank BBVA – nach Deutschland. Und auch Penta startete in Deutschland mit einem ähnlichen Anspruch.
Das Produkt sollte die Buchhaltung „automatisieren“, günstige Auslandstransfers ermöglichen und auch Unternehmensfinanzierungen anbieten, hieß es in der Präsentation.
Im Gegensatz zu dem Berliner Konkurrenten Kontist und auch Holvi fokussierte sich Penta zum Start auf Startups – bis 30 Mitarbeiter und bis zu zwei Millionen Euro Jahresumsatz, berichtete auch Ivicevic zum Launch im Frühjahr 2017. Die Firmen sollten als Produkt-„Evangelists“ das Penta-Angebot am besten verstehen.
Einige Jahre später hat die Bank BBVA mit Holvi ihre großen Pläne zurückgeschraubt – und der Gründer kaufte sein Startup zurück. Kein gutes Zeichen. Auch andere millionenschwere Anbieter stehen noch am Anfang. Beim Kundenfokus zeigt sich auch bei anderen Geschäftsmodellen für Firmenkunden, dass die Zielgruppe der jungen Digitalfirmen in Deutschland nicht reicht. Wer eine relevante Größe erreichen will, muss mittelständische Unternehmen erreichen. Auch Penta hat über die Jahre seinen Kundenfokus vergrößert und konzentriert sich schon länger nicht mehr nur auf die Startups, sondern ganz verschiedene Unternehmensformen.
Zu der Zeit gab es Konkurrenten wie Qonto oder Finom noch nicht, die erst in den vergangenen Jahren gestartet sind. Die Fidor-Bank kämpfte längere Zeit mit Problemen. Die Deutsche Bank, die Penta als besonders rückständig einordnete, bietet mittlerweile einen eigenen Service an, der Fyrst heißt.
So schätzte das Penta-Team in der Startphase die Wettbewerb-Situation ein:
Wie bei vielen Fintechs sah der Plan vor, weitere Finanz-Produkte von anderen Unternehmen vermitteln. Schon 2018 sollten Versicherungs-, Finanzierungs- und Investmentprodukte verfügbar sein, wie es in den Unterlagen heißt.
Es dauerte alles länger – und dem Penta-Team gelang der Durchbruch nach dem Start im Jahr 2017 nicht direkt. Zwei Jahre später kaufte der Company Builder Finleap die Firma, zu keinem sonderlich hohen Preis. Es wollte darauf aufbauend weitermachen. Als neuer CEO kam Marko Wenthin an Bord, Jessica Holzbach aus dem ursprünglichen Team war seitdem eine weitere wichtige Führungsfigur.
Die ursprünglichen anvisierten hohen Wachstumszahlen ließen sich nicht in den ersten Jahren realisieren. Das Unternehmen will sich auf Anfrage zu dem Pitchdeck nicht äußern.
Mit einer kostenlosen Basis-Version und dann zusätzlichen Features startete Penta ursprünglich. Laut der Geschäftszahlen sollte die rund 25.000 Kunden insgesamt elf Millionen Euro umsetzen, doch gerade das Crossselling dürfte langsamer angelaufen sein – viele Produkte sind erst kürzlich gekommen. Nur wenige Unternehmen schaffen es zudem so stark zu wachsen und parallel profitabel zu arbeiten. Die 10.000 Kunden erreichte Penta erst drei Jahre danach, im Herbst 2019.
Heute zählt das Startup mehr als 30.000 Kunden, kürzlich hat der neue CEO Markus Pertlwieser übernommen. Schon länger ist das kostenlose Kontomodell verschwunden. Jeder muss mindestens neun Euro bezahlen. Penta bietet mittlerweile auch Buchhaltungs-Tools an. Doch noch stehen alle Fintech-Anbieter am Anfang.
Das ursprüngliche Team hat Penta mittlerweile verlassen, darunter kürzlich Jessica Holzbach. Die beiden Gründer Lav Odorovic und Luka Ivicevic werkeln mittlerweile an neuen Firmen. Odorovic arbeitet mit Relio an einem Fintech – wieder soll ein Banking-Anbieter für Unternehmen entstehen, dieses Mal in der Schweiz. Seine Erfahrungen aus dem ersten Versuch dürften eingeflossen sein.