Die Cryptopunks von Dennis Daiber und Jan Goslicki (Bild: privat)

Nach Nuri-Insolvenz: Gründer plant Neustart mit Bitwala

Exklusiv: Jan Goslicki, Gründer der mittlerweile insolventen Nuri-App, wagt einen neuen Anlauf: Unter der alten Marke „Bitwala“ werkelt er mit einem kleinen Team an einer Krypto-App – sie wollen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben.

Die große Krise von Nuri ist jetzt ein halbes Jahr her: Die Neobank mit rund 200.000 Kundinnen und Kunden rutschte damals in die Pleite: Die Geldgeber sprangen ab und wollten keine weiteren Millionen nachschießen. Auch ein Käufer im Insolvenzverfahren ließ sich nicht finden. Ein Teil der Kunden bangt weiterhin um seine investierten Millionen, die beim US-Unternehmen Celsius lagen. Der mittlerweile insolvente Kryptoverleiher war früher ein Partner von Nuri (Finance Forward berichtete).

Unterdessen ist das Kapitel Nuri nicht vorbei: Nach Informationen von Finance Forward startet ein kleines Team unter dem ursprünglichen Namen „Bitwala“ neu, angeführt von Gründer Jan Goslicki und dem ehemaligen „Head of Trading“ Dennis Daiber als neuem CEO. Die frühere Chefin Kristina Walcker-Mayer ist dagegen nicht im neuen Team dabei. Bitwala hört sich zurzeit im Markt nach neuen Investoren um.

Krypto-App mit neuem Aufbau

Um das neue Unternehmen zu starten, können Daiber und sein Team dabei auf Teile aus der Nuri-Insolvenzmasse zurückgreifen. Die Markenrechte und die Technologie gehörten Claret Capital Partners, einem Venture-Debt-Anbieter, der Nuri noch Geld geliehen hatte. Er wird wohl auch an der neuen Firma beteiligt sein.

Wieder soll Bitwala den einfachen Handel mit den großen Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum ermöglichen. Zusätzlich plant das Team mit weiteren Finanz-Features, eine Kreditkarte sei beispielsweise denkbar, heißt es. Doch der große Unterschied wird sein, dass die Kundinnen und Kunden ihre Geldanlege ausschließlich selbst verwalten – sie haben ein sogenanntes self-custodial Wallet. „Ein Bankkonto für Fiat-Geld wird es nicht mehr geben“, sagt CEO Dennis Daiber. Mit diesem Schritt kehrt das Fintech zu seinen Wurzeln bei der Gründung im Jahr 2014 zurück.

Auch einen Teil der 200.000 Kundinnen und Kunden will das neue Bitwala überzeugen, direkt anschreiben darf sie sie allerdings nicht. Es bleibt in den kommenden Monaten Ansprechparter für den Kundensupport der alten App. Die neue Wallet mit Konto- und Kauf-Features soll dann in den kommenden Monaten entstehen. Mit dieser Funktion will das Team mit rund zehn Mitarbeitern nun Kunden überall auf der Welt erreichen, Krypto-Anhänger in El Salvador oder digitale Nomanden in Asien etwa. „Wir sind ein Pre-Seed-Startup mit der Technologie und einem potentiellen Kundenstamm eines Series-B-Unternehmen“, sagt Gründer Jan Goslicki.

„Die Träume waren zu groß“

Vor der Insolvenz arbeitete Nuri mit der Solarisbank zusammen, dort lagen die Kundengelder. Wer wollte, konnte in sogenannten Vaults sein Geld selbst verwalten, etwa die Hälfte hätte diese Funktion verwendet, so Daiber. Diese Vaults werden nun zum Mittelpunkt der neuen App. „Entsprechend lösen wir uns von der aufwändigen und kostenintensiven Banklizenz, die Nuri noch brauchte“, sagt Daiber.

Aus den Fehlern der Vergangenheit will das Team gelernt haben. Bitwala-Gründer Jan Goslicki sagt: „Erstens: Uns ist es wichtig, nicht von einem Partner abhängig zu sein. Zweitens: Wir streben an, möglichst keine Berührungspunkte mit bankrechtlichen Vorschriften zu bieten. Drittens: Die Träume von Nuri waren zu groß. Jetzt starten wir mit einem kleinen Team, das auch aus eigener Kraft am Markt bestehen kann und nicht nur nach Runway und VCs plant.“

Gerade die Partnerschaft mit Celsius machte Nuri vor der Insolvenz zu schaffen. Über die eigene Krypto-App vermittelte es Gelder an den Kryptoverleiher. Zeitweise flossen mehr als 40 Millionen Euro an Celsius. Doch nach der Insolvenz des Unternehmens müssen nun die betroffenen deutschen Nuri-Kunden immer noch um ihr Geld bangen. Es gab Kritik an der Krisenkommunikation von Nuri, wie Finance Forward berichtete. Auch ist die Frage offen, ob die Kundinnen und Kunden von Nuri ausreichend über Risiken informiert wurden.