Die Trading-App Nextmarkets sammelt 30 Millionen Dollar ein
Exklusiv: Der Unternehmer Christian Angermayer investiert weitere Millionen in das Kölner Startup Nextmarkets. Mit Börsencoaches und verschiedenen Finanzprodukten will sich die Firma von den anderen Neobrokern abheben.
Der Wettbewerb unter den europäischen Neobrokern heizt sich weiter auf: Nextmarkets verkündet eine Finanzierungsrunde über 30 Millionen Dollar. Angeführt wird das Funding von dem schillernden Unternehmer Christian Angermayer mit seiner börsennotierten Cryptology Asset Group, der bereits beteiligt war. Auch der Frankfurter Investor Finlab ist laut Handelsregister mitgezogen.
Die Brüder Manuel und Dominic Heyden haben Nextmarkets 2014 gegründet, zunächst mit dem Ansatz, ausgewählte Börsencoaches auf die Plattform zu holen, deren Strategien sich in der App kopieren lassen. Davon hat sich das Kölner Startup weiterentwickelt, es besitzt eine maltesische Wertpapierhandelsbank-Lizenz und bietet 7.000 Aktien und 1.000 ETFs an, die sich gebührenfrei handeln lassen.
Es sind teilweise sogenannte Contracts for Difference (CFD), mit denen die Kunden ihre Trades auch hebeln können. „Seit dem vergangenen Herbst haben wir auch physische Aktien im Angebot, bislang ist der Anteil bei zwölf Prozent, aber die Anzahl dieser Trades verdoppelt sich von Monat zu Monat“, sagt Heyden im Gespräch. Diese Aktien können die Nutzer über die Münchner Börse Gettex handeln. An tatsächlichen Kryptowerten arbeite das Startup zurzeit.
Durch die unterschiedlichen Produkte – Börsencoaches, physische Aktien und gehebelte Orders – will sich die Kölner Firma von der Konkurrenz abheben und gerade die aktiveren Trader erreichen. „Es gibt aktuell ein Rennen darum, wer das europäische Robinhood wird“, sagt Heyden. „Gerade in Deutschland ist der Wettbewerb sportlich.“ Dies macht sich zum Beispiel in den Marketingpreisen bemerkbar. Startups wie Trade Republic, Scalable Capital und Bux kämpfen in der Zeit eines starken Börsenbooms um die neuen Kunden.
Nextmarkets schaut sich dabei auch außerhalb des deutschen Marktes um: „In Ländern wie Frankreich, Spanien, Italien und Portugal sind wir bereits vor Weihnachten gestartet“, sagt Heyden, dort wolle die Firma nun das Wachstum ankurbeln. Auch in Großbritannien und Österreich ist Nextmarkets aktiv. Wie viele Nutzer das Startup hat, will der Gründer nicht verraten. Doch gerade zum Jahresanfang sei die Zahl stark gestiegen. Wie die Download-Schätzungen von Airnow zeigen, ist die Firma kleiner als ihre Wettbewerber. Doch die Finanzierung gibt Nextmarkets nun einen neuen Schub.
Gerade der starke Wettbewerb könnte ein Grund dafür sein, dass kein neuer Investor die Finanzierungsrunde angeführt hat. Die Unternehmensbewertung dürfte bei circa 70 Millionen Dollar liegen, weit entfernt von den 600 Millionen Euro, mit denen Trade Republic aktuell bewertet wird. Eine Runde ist bereits vor einigen Monaten im Handelsregister eingetragen worden, nun ist ein Wandeldarlehen hinzugekommen. Zu den Details gibt der Gründer Manuel Heyden keine Auskunft.
Mit dem Rückenwind des anstehenden Robinhood-IPOs könnte sich der europäische Markt weiter bewegen. Peter Thiel, der auch bei Nextmarkets investiert ist, hat sich im vergangenen Jahr mit seinem Founders Fund bei Trade Republic beteiligt. Eine neue Eintragung im US-Handelsregister deutet darauf hin, dass eine neue Finanzierung ansteht. Deutsche Startups hatte berichtet, dass Sequoia mit der Berliner Firma verhandelt. Das Unternehmen dementiert ein baldiges Funding.
Für Nextmarkets und die konkurrierenden Neobroker wird sich in den kommenden 18 Monaten entscheiden, wie viel Platz im Markt ist – und ob die Anleger auch nach der Pandemie weiter mit Aktien handeln. Das Kölner Fintech hat bislang mit einem vergleichsweise kleinen Team von 40 Mitarbeitern den Aufbau geleistet, dies will Manuel Heyden zumindest etwas hochfahren. Investor Angermayer glaubt: „Wir stehen erst ganz am Anfang eines neuen Retailbooms am Aktienmarkt“, wie er sich zitieren lässt.