N26 macht Fortschritte beim Krypto-Feature: Ende des Jahres soll es losgehen
Exklusiv: N26 plant sein Trading-Feature für Anfang 2022, der Kryptohandel soll bereits Ende dieses Jahres starten. Dafür setzt es auf einen serbischen Partner – und baut vor Ort einen Entwicklungs-Hub auf. Wie steht es um die Strategie der Neobank?
Valentin Stalf ist kein großer Kryptofan, doch er hat sich der Nachfrage gebeugt: „Die Kunden wollen Krypto“, sagte er im Frühjahr. Seine Neobank N26 arbeite daran, Krypto-Handel den sieben Millionen Nutzern über die App zugänglich zu machen, hieß es. Nachdem es einige Monate still wurde, gibt es nun neue Details: Bis zum Ende des Jahres sollen Kunden mit Bitcoin und Co. handeln können, verkündete der Co-CEO in einem internen Meeting. Für das Feature baut N26 zudem in Serbien einen Entwicklungs-Hub auf, um von den technischen Talenten in Osteuropa zu profitieren, wie Recherchen von Finance Forward ergeben.
Hohe Erwartungen aus der Branche
Diese Aufbruchstimmung versucht Deutschlands wichtigste Smartphone-Bank nach außen zu tragen. Immer wieder deuten Manager und Gründer von N26 dieser Tage Produktneuheiten an – für die App sei ein ganzer „Marktplatz“ geplant, erklärte CEO Valentin Stalf kürzlich. Der solle eine Art Super-App darstellen, über den Kunden langfristig alle möglichen Finanz-Themen organisieren können. Nun liegt es an N26, die neue Features und Produkte auch tatsächlich zu launchen, die Branche wartet darauf.
Hohe Erwartungen gibt es beispielsweise an das angekündigte Trading-Feature für Aktien. Dazu ist bislang noch wenig bekannt, offenbar gab es Gespräche mit verschiedenen Partnern. Nun verkündet das Fintech zumindest ein Launch-Datum: Anfang 2022 soll es losgehen.
Für das Krypto-Feature setzt N26 derweil auf eine eigene Entwicklung. Nach Informationen von Finance Forward arbeitet N26 für das Feature mit einem Partner in Serbien zusammen. Das Unternehmen will dies nicht kommentieren, gibt allerdings an, dass das Krypto-Feature „voraussichtlich Ende dieses Jahres“ live gehen wird.
Im Rahmen des Joint Ventures mit dem serbischen Partner baut N26 in Belgrad einen Entwicklungs-Hub auf. Damit will es seine Präsenz in Osteuropa stärken. „Das dortige 40-köpfige Team arbeitet eng mit den globalen Produkt- und Technologie-Teams von N26 zusammen“, so der Sprecher.
Das Feature war für viele eine Überraschung. Bislang hatte N26 der Branche eher skeptisch gegenübergestanden, in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen fand sich der Hinweis, dass Krypto-Transaktionen zur Kündigung des Kontos führen können. Bei beiden Projekten – Krypto- und Aktien-Handel – steht N26 derweil unter Zugzwang, weil der ärgste Konkurrent Revolut die Funktionen bereits vor längerer Zeit eingeführt hat.
Team in Brasilien wächst
Auch bei einem anderen wichtigen Projekt gibt es Fortschritte: der Launch in Brasilien. Das Büro in Sao Paolo ist nach Angaben des Unternehmens wieder auf „fast 30 Mitarbeiter“ angewachsen. „Sie entwickeln derzeit ein Produkt, das speziell auf den brasilianischen Markt zugeschnitten sein wird“, so der Sprecher. Nach einem Rückzug, der sich zuletzt andeutete, hört sich das nicht an.
2019 war N26 mit viel Wirbel in den USA gestartet, zur gleichen Zeit hatte es auch für Brasilien große Pläne formuliert. Beide Expansionspläne stellten sich jedoch als schwierig heraus. Das Büro in São Paulo wurde zwischenzeitlich fast komplett lahmgelegt, denn für den Standort erfolgte ein Strategiewechsel: Statt wie in den USA auf einen Partner zu setzen, entschied sich N26, in Brasilien eine eigene Lizenz zu beantragen.
Das Team wurde auf eine Handvoll Mitarbeiter reduziert, die sich dort um regulatorische Fragen kümmern sollten. Im Januar wurde N26 dann von der Zentralbank mit einer Lizenz überrascht, intern hatte zu dem Zeitpunkt niemand so richtig damit gerechnet. Stalf sagte in einem Interview: „Einzelheiten zum Marktstart geben wir Ende des ersten Quartals bekannt.“ Jetzt ist klar: Das Unternehmen arbeitet konkret an einem Launch.
Das Vorhaben wird für N26 nicht einfach, immerhin ist Brasilien der Heimatmarkt von Nubank, der mit 40 Millionen Kunden aktuell wohl größten Neobank der Welt. Zudem unterscheiden sich die Voraussetzungen zu allen Märkten, in denen N26 bislang aktiv war. Millionen von Brasilianer haben bislang kein Konto, die Kundenansprache muss das Berliner Fintech anpassen. Außerdem wird viel auf Kredit gekauft, darauf muss N26 reagieren und für das Land ein eigenes Angebot schaffen.
Suche nach dem US-Chef läuft
Besser lief es indes offenbar in den USA, obwohl das Unternehmen in New York seit einem Jahr keinen Country Manager mehr hat, seit Nicolas Kopp das Unternehmen verließ. Stephanie Balint und Timo Meyer leiten derzeit interimsweise das US-Geschäft, gleichzeitig läuft weiterhin die Suche nach einem US-CEO. „Das Geschäft dort hat sich auch während der Corona-Pandemie positiv entwickelt“, so der Sprecher. Im August verkündete es die ersten 500.000 Kunden und das Transaktionsvolumen sei gut gestiegen. „Besonders im letzten Jahr konnten wir zahlreiche neue Kunden gewinnen und dieser Trend setzt sich auch im Jahr 2021 fort.“
Der Erfolg in den USA und in Brasilien ist wichtig, auch um die Investoren zu überzeugen, dass es möglich ist große Märkte abseits von Europa zu erobern. Besonders am Beispiel Klarna zeigt sich, wie wichtig eine US-Expansion ist: Durch das Momentum in dem wichtigen und großen Markt konnte das schwedische Payment-Firma zuletzt seine Bewertung massiv steigern – und erhielt in den vergangenen Monaten weitere 1,6 Milliarden Dollar. Geld wird auch N26 sicherlich demnächst wieder einsammeln.