Szenekopf Ludolf Ebner plant „Miles & More für Gamer“
Exklusiv: Ludolf Ebner baute einst das Asiengeschäft von Delivery Hero mit auf und war mit einem Fintech im Kreditmarkt aktiv. Nun gründet er erneut, gemeinsam mit einem erfahrenen Branchenkenner – und setzt dabei auf einen Trend aus den USA.
Die Vorbereitungen liefen im Hintergrund: Ein halbes Jahr lang hat sich Ludolf Ebner mit Kreditkarten und Kundenbindungsprogrammen beschäftigt, Cashback-Angebote studiert und mit ersten potenziellen Geldgebern gesprochen. Herausgekommen ist ein neues Fintech im Gaming-Bereich: Unter dem Namen XP Card plant Ebner noch im Laufe des ersten Quartals an den Start zu gehen, vorerst in Form einer Testphase.
Ebner gibt sich im Gespräch mit Finance Forward euphorisch: „Wenn unsere Annahmen zutreffen, gibt es für das Produkt allein in Europa einen Multimilliardenmarkt“. Der Berliner baute einst für Delivery Hero das Asiengeschäft mit auf, zuletzt war er mit seinem Fintech Bankenscore aktiv, einer Bonitäts- und Kreditplattform für Unternehmen. Was hat es nun mit seiner Neugründung auf sich?
„Miles & More für Gamer“
Besser mache es da schon die Lufthansa, die mit Miles & More das europaweit größte Prämienprogramm betreibt. Auf Vielreisende ausgelegt, habe das Programm eine eindeutige und zahlungskräftige Zielgruppe. Dazu biete Miles & More viele interessante Prämien, die auch zum Bedarf der Kunden passten – Koffer oder Kopfhörer zum Beispiel.
Doch vergleichbare Programme für andere Branchen gebe es bislang kaum, sagt Ebner, auch nicht im Gaming-Bereich. Dabei seien Spieler prädestiniert: „Sie sind sehr markenbewusst, verbringen viel Zeit mit ihrem Hobby und geben dafür nicht selten 100 Euro oder mehr im Monat aus.“ Dies mache die Zielgruppe für Marken schon per se interessant, hinzu komme aber noch etwas anderes: „Der Trend geht zu Card-linked offers.“ Ebner meint damit Rabatte, die Kartennutzern basierend auf ihrem Kaufverhalten angeboten werden. Durch Einsicht in die Zahlungshistorie könnten Marken ihre Kunden präziser ansprechen als über klassische Online-Werbung. Da die Kartendaten nur anonymisiert verarbeitet würden, bliebe auch der Datenschutz gewahrt.
Vorbilder aus den USA
Die XP Card werde all diese Aspekte aufgreifen, so Ebner. Nutzer sollen ihre Debit-Karte in einer App hinterlegen können, für jeden Kauf sammeln sie anschließend Punkte, die später gegen Prämien eingetauscht werden können. Bei den Partnern liege der Fokus auf dem Gaming-Bereich: Ein Hardware-Fabrikant wie Logitech käme dafür laut Ebner ebenso infrage wie Lieferando, das die Pizza zum Zocken liefert. Auch exklusive Rabatte auf Spieletitel seien denkbar. Mit ersten größeren Publishern sei man bereits in Gesprächen. Die Umsätze sollen zudem aus Affiliate-Programmen von Partnern kommen, die das Fintech in seiner App einbindet.
Für das Konzept hat sich Ebner bei schon bestehenden Anbietern inspirieren lassen, vornehmlich aus den USA. Dort bieten nicht nur Konsolenanbieter wie Sony (Playstation) oder Microsoft (Xbox) bereits Bonusprogramme an. Auch Fintechs wie Mana oder Ugami drängen mit eigenen Bezahlkarten in den Gaming-Markt. Vergleichbare Angebote in Europa gebe es bislang noch nicht, sagt Ebner. Diese Lücke wolle er schließen.
Ex-Mitarbeiter von Ubisoft dabei
Für sein neues Unternehmen hat sich Ebner einen Co-Founder mit Branchenerfahrung dazu geholt: Alexander Buyanov kümmert sich als COO um das operative Geschäft von XP Card. Bujanov kennt den Gamingmarkt gut: Er hat fünf Jahre für den US-Spielekonzern Ubisoft gearbeitet. Beinahe wäre es Ebner gelungen, auch den früheren N26-Manager Gianluigi Davassi als CTO mit an Bord zu holen. Er habe es sich kurzfristig jedoch anders überlegt, heißt es.
Ersatz dürften die Gründer jedoch schnell finden. Gemeinsam mit Buyanov ist Ebner seit vergangenem Jahr beim Frühphasen-Accelerator Antler involviert, wo sich nach eigenen Angaben jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen um einen Platz bewerben. Antler selbst habe auch die erste Pre-Seed-Finanzierung für XP Card übernommen.