Valentin Stalf (links) bleibt zunächst außenvor, während Thomas Grosse (mitte) und Maximilian Tayenthal (rechts) Geschäftsführer der N26 Bank werden (Bild: PR)

Bankführung verlässt N26

Die Bafin will N26 künftig als Finanzholding einstufen, dafür stellt das Berliner Fintech nun die Weichen: Die Geschäftsführung der Bank-Gesellschaft geht, dafür rücken ein Mitgründer und der Chief Banking Officer auf.

Die ständigen Personal-Wirren bei N26 erreichen einen vorläufigen Höhepunkt: Die beiden Geschäftsführer der konzerneigenen Bank-Tochter werden das Milliarden-Fintech in den kommenden Monaten verlassen, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, die Finanz-Szene und Finance Forward vorab vorlag.

Finanzchef Richard Groeneveld scheidet offiziell zum 30. Juni aus, CEO Markus Gunter, der der N26 Bank GmbH seit 2016 vorsteht, soll im Laufe der zweiten Jahreshälfte folgen. Bereits per 1. April ziehen Mitgründer Maximilian Tayenthal (Co-CEO der N26 Holding) und Thomas Grosse („Chief Banking Officer“ der Holding) in die Geschäftsführung der Bank-Tochter ein – zunächst zusätzlich zu Gunter und Groeneveld. Nach deren Ausscheiden werden Tayenthal und Grosse die N26 Bank GmbH voraussichtlich zu zweit führen.

Auch wenn Gunther und Groeneveld der Mitteilung zufolge auf eigenen Wunsch ausscheiden, ist das personelle Stühlerücken in einem größeren Kontext zu sehen: Seit Jahren schon – so schildern es jedenfalls diverse Insider – grassiert innerhalb von N26 ein zumindest latenter Konflikt zwischen den beiden Gründern (also Tayenthal und Valentin Stalf) einerseits sowie den klassischen Bankern andererseits.

Die Umstrukturierung stellt N26 vor neue Fragen

Während die Startup-Fraktion das rasche Wachstum in den Mittelpunkt des täglichen Handels stellt und regulatorische Vorgaben bestenfalls als notwendige Übel betrachtet, war die Führung der N26 Bank GmbH immer auch um ein tragfähiges Verhältnis zur Bafin bemüht. (Nicht zuletzt auch aus Selbstschutz, denn regulatorische Fehltritte führt die Bafin in ihren Akten auf Einzelpersonen zurück.) Das galt spätestens, seit die Aufsicht das Berliner Fintech im Frühjahr 2019 wegen Mängeln in der Geldwäsche-Bekämpfung öffentlich in den Senkel gestellt hatte.

Dass Gunter/Groeneveld nun gehen und Tayenthal/Grosse übernehmen, wird im Umfeld von N26 unterschiedlich gedeutet. So kursiert eine zugespitzte Lesart, wonach die beiden Bank-Chefs die Geschäftspolitik der Startup-Fraktion nicht länger mittragen wollten und deshalb nun die Konsequenzen ziehen. Plausibler allerdings erscheint eine moderatere Interpretation der Ereignisse: Fünf Jahre nach Erhalt der Banklizenz werden klassische Banker wie Gunter (er war einst Chef der DAB Bank) oder Groeneveld (er kam 2019 von der NIBC) für die weitere Entwicklung nicht mehr unbedingt benötigt – zumindest sehen das die beiden Gründer so.

Zumal: Wenn Tayenthal und Grosse (der übrigens trotz seiner Banker-Vita mentalitätsmäßig der Startup-Fraktion angehört) nun in die Geschäftsführung der N26 Bank GmbH einziehen, dann heißt das ja, dass beide die notwendige Eignungs-Prüfung der Bafin bestanden haben. Auch rein formell werden Gunter und Groeneveld also nicht mehr benötigt.

Bleibt CEO Valentin Stalf?

Was in diesem Kontext wiederum interessant ist: Wie aus der heutigen Pressemitteilung ebenfalls hervorgeht, will N26 bei der Bafin einen Antrag auf Einstufung als Finanzholding stellen – womit in Zukunft nicht mehr nur die Bank-Tochter, sondern auch die N26 GmbH (also die Holding) selbst der direkten Aufsicht durch die Bafin unterliegen wird. Lange Zeit hatten die Berliner genau das zu verhindern gesucht. Zuletzt allerdings war der Druck durch die Bafin zu groß geworden; immer deutlicher drängte sie hinter den Kulissen auf den Finanzholding-Status.

Damit stellt sich nun die Frage: Wenn Tayenthal und Grosse die Eignungs-Prüfung durch die Bafin nun ohnehin bestanden haben – werden sie dann auch die künftige Finanzholding führen? Oder wird sich CEO Valentin Stalf (der ja nach wie vor das Gesicht von N26 ist) ebenfalls um den sogenannten „Bafin-Führerschein“ bemühen?

Hierzu sagte ein Sprecher auf Nachfrage lediglich: „Valentin Stalf bleibt in allen Bereichen des Unternehmens als CEO der N26 Gruppe involviert.“ Die Prüfung der Geschäftsführer sei Teil des Antragsprozesses zur Finanzholding, deshalb werde eine Änderung der beiden Geschäftsführer der N26 GmbH „nicht infrage gestellt“.

In der Headline der Pressemitteilung übrigens wird der Antrag auf Lizenz als Finanzholding als „Vorbereitungsschritt für [einen] potenziellen Börsengang“ dargestellt. Valentin Stalf lässt sich wie folgt zitieren:

„Als erstes und größtes deutsches Fintech in einer Finanzholding komplett reguliert zu sein, ist für N26 der nächste logische Schritt, um Banking auch in Zukunft für Millionen von Menschen von Grund auf zu verändern. Die Beantragung einer Finanzholding-Lizenz ist ein wichtiger Bestandteil für die zukünftige Entwicklung von N26. Dabei passen wir uns frühzeitig an die sich wandelnden regulatorischen Vorgaben an.“