Fintech der Neffen des Bundeskanzlers meldet Insolvenz an
Exklusiv: Erst kürzlich legten Fabian und Jakob Scholz mit ihrer Hamburger Firma einen Pivot hin – nach der ETF-App Rubarb entwickelten sie das Krypto-Angebot Kudona. Schon Wochen später steckt das Unternehmen in der Krise, jetzt hat es Insolvenz angemeldet.
Ihren prominenten Onkel verheimlichten die beiden Gründer Fabian und Jakob Scholz nie. Als sie mit ihrer ETF-Sparapp Rubarb Ende 2020 loslegten, gingen sie mit ihrem Verwandten – dem damaligen Finanzminster Olaf Scholz – sogar auf Werbetour. „Startup der Scholz-Neffen: Rubarb revolutioniert Sparnation“ schrieb eine Agentur an verschiedenen Medien. In Interviews ließ sich der Gründer auch zu Sätzen hinreißen wie: „Unser Onkel scheut offenbar den Aktienmarkt, sieht ihn wie viele andere als ‘böse’ an.“
Schon vor einigen Monaten schwenkten die Scholz-Brüder, die das Unternehmen zusammen mit Kelvin Craig gegründet haben, dann auf Krypto um. Sie entwickelten den Dienst Kudona, um Finanzprodukte aus dem Bereich „Dezentralized Finance“ einfach zugänglich zu machen. In Zusammenarbeit mit Fireblocks und dem Bankhaus Frick könne man Geld in verschiedene Kryptowährungen stecken, um so beispielsweise Erträge aus dem Staking zu erhalten (Finance Forward berichtete). Die beiden Brüder holten sich eine Lizenz in Litauen. Noch war der im Mai angekündigte Dienst nicht für alle Nutzer verfügbar.
Nur Wochen später steht der Rubarb nun vor dem Aus. Nach Informationen von Finance Forward ließ sich kein neuer Geldgeber finden. Insgesamt rund fünf Millionen Euro sollen in das Unternehmen geflossen sein, beispielsweise von dem Wagniskapitalgeber First Momentum.
Aus dem Unternehmensumfeld heißt es, die Firma habe nun Insolvenz angemeldet. Fabian Scholz bestätigt das auf Anfrage von Finance Forward. „Das aktuelle Macro- und damit auch Fundraising-Umfeld ist extrem anspruchsvoll, umso mehr für einen Pivot hin zu Defi mitten im Kryptowinter“, sagt er. „Noch vor wenigen Wochen durften wir fest von einer Folgefinanzierung ausgehen, die sich nun aber aufgrund der vorgenannten Umstände zerschlagen hat.“ Für die Rubarb-Kunden bedeute das zunächst: „Die Kundengelder sind weiterhin sicher.“ Sie liegen in Depots im eigenen Namen jeden Kunden bei der Partnerbank, der DAB, wo sie erneut Sondervermögen sind.
Die plötzliche Schieflage soll auch Personen aus dem Umfeld der Firma überrascht haben. Noch kurz vor Ende sollen die Brüder versucht haben, Investoren zu finden. Das Fundingklima spielte ihnen dabei nicht in die Karten. Das Krypto-Startup Nuri steckt mit einem ähnlichen Produkt gerade in einer schweren Krise. Die Gelder von Nuri wurden über Celsius angelegt – ein Kryptoverleiher, der zurzeit keine Kundengelder mehr auszahlt. Mindestens 40 Millionen Euro von Anlegergelder sollen im Juni 2021 betroffen gewesen sein. Eine Einlagensicherung gibt es nicht.
Wie es nun für die rund 30 Mitarbeiter und für die bestehenden Rubarb-Kunden weitergehen soll, ist noch unklar. „Wir glauben weiterhin fest an unser Team und unser Modell und sehen die Insolvenz daher nun als besondere Chance, gestärkt und restrukturiert daraus hervorgehen zu können“, so der Gründer. „Stand heute sind wir aber natürlich zunächst enttäuscht. Für unsere Mitarbeiter und Investoren tut es uns wahnsinnig Leid.“ Ein Insolvenzverwalter wird sich nun ein Bild von der Situation machen.