Die Kudona-Macher Fabian (links) und Jakob Scholz (Bild: Kudona).

Nach Rubarb-Pleite gründen die Scholz-Neffen wieder – und leisten sich Fauxpas

Mit ihrem Fintech Rubarb sind Fabian und Jakob Scholz im vergangenen Jahr gescheitert. Nun wollen die beiden Neffen des Bundeskanzlers Olaf Scholz mit einer Personalberatung durchstarten und werben bereits mit hochkarätigen Referenzkunden wie Airbus, Teamviewer oder Celonis. Doch nach Nachfragen bei den Firmen verschwinden die Testimonials urplötzlich wieder. Was ist da los?

So wenig Aufmerksamkeit, so wenig Trubel ist ungewöhnlich für die beiden Fintech-Gründer. Fabian und Jakob Scholz haben unter dem Radar ein neues Unternehmen gestartet. Viel Aktivität hat die „Welcome to Europe Group“ bislang noch nicht gezeigt. Auf Twitter folgt der im März erstellte Account nur einer Person: Elon Musk. Die Webseite verrät nicht allzu konkretes, es geht um Personalberatung „Wir bauen globale Teams“, steht dort groß auf Englisch. Interviews? Wollen die Gründer zurzeit nicht geben.

Das war vor nicht allzu langer Zeit noch anders, da drängten die Brüder förmlich in die Öffentlichkeit. Sie wollten von Hamburg aus die ETF-App Rubarb aufbauen. Ihren prominenten Onkel, den deutschen Bundeskanzler, verheimlichten die beiden Gründer nicht: In Pressemitteilungen hießen sie die „Scholz-Neffen“ und in Interviews kritisierten sie ihren Onkel für seine Abneigung zum Aktienmarkt. Und ihnen würden Finanzen „quasi im Blut“ liegen, schrieben sie – zu der Zeit war Olaf Scholz noch Finanzminister. Die Pläne von Rubarb gingen nicht auf, auch ein Krypto-Pivot brachte keinen Durchbruch – das Unternehmen rutschte in die Insolvenz. Inzwischen ist die Webseite des Fintechs in einen Online-Gewinnspielgenerator umgewandelt.

Nach einem Südamerika-Trip wagen die beiden Gründer nun den Neustart. Ihre „Welcome to Europe Group“ ist seit Februar im Handelsregister eingetragen. Gleichzeitig wirbt die Firma damit, mit großen „Partnern“ wie Airbus, Eon, Celonis, Microsoft oder BASF „über die Jahre“ hinweg zusammengearbeitet zu haben. Die Liste liest sich wie eine Auswahl der Top-Unternehmen aus Old Economy und Tech-Welt.

Mittelständler statt „Moonshots“

Beim neuen Unternehmen habe Fabian Scholz aus den Problemen mit Rubarb gelernt, teilte er zwischen den Zeilen in einem Linkedin-Post kürzlich mit. Er wolle keine regulierten Geschäftsbereiche mehr aufbauen, sich nicht auf Endkunden fokussieren – und plane statt „Moonshots“ lieber einen Mittelständler zu gründen.

Unerfolgreich war Rubarb auf den ersten Blick eigentlich gar nicht. Rund 40.000 Nutzerinnen und Nutzer hätten nach eigenen Angaben die App genutzt. Insgesamt fünf Millionen Euro flossen in das Unternehmen, beispielsweise von dem Wagniskapitalgeber First Momentum. Doch die großen Einnahmen brachte Rubarb nicht ein, weil die Nutzung der App kostenlos war. Der Durchbruch gelang nicht. Im Juli vergangenen Jahres meldete Rubarb Insolvenz an, das Leipziger Geldanlage-Startup Evergreen übernahm die Kundinnen und Kunden.

Selbstbewusst melden sich die Scholz-Brüder nun zurück. Auf der Webseite der „Welcome to Europe Group“ schreiben sie: „Wenn wir eines können, dann ist es, die richtigen Leute einzustellen.“ Das Unternehmen gibt sich als internationaler Fachkräfte-Vermittler.

„Wir sind uns keiner Zusammenarbeit bewusst“

Auf Linkedin hat sich Gründer Fabian Scholz bereits zu seinem neuen Unternehmen geäußert: „In Deutschland und Europa finden wir Pflegepersonal nicht mehr in ausreichender Anzahl.“ Man müsse den Blick in Drittstaaten richten. Sein neues Unternehmen habe bereits einen Pool „genau solch hochqualifizierter Pflegefachkräfte aufgebaut“. Das Startup würde diese Menschen in deutscher Sprache schulen und sie auf das Leben in Deutschland vorbereiten. „Wir kümmern uns um die komplette Prozesskette: von Identifikation der Talente, über deren Weiterbildung, Bewerbungs- und Visumsprozess, bis hin zu Relocation und Nachsorge hier in Deutschland“, schreibt Scholz weiter.

Doch wie konnte das Unternehmen kurz nach Gründung mit den Referenzkunden aufwarten? Bevor sie Rubarb gegründet hatten, waren die Scholz-Brüder schon einmal mit einer digitalen Headhunting-Agentur im Personalmanagement unterwegs, ihr Startup Paltron haben sie 2019 verkauft. Aus der Zeit dürften die genannten Referenzen stammen – doch reicht das für eine offensive Werbung?

Nach der Anfrage von Finance Forward sind die Unternehmen wieder von der Webseite verschwunden, kein Konzern bestätigt eine Zusammenarbeit. Von Teamviewer heißt es beispielsweise: „Wir können nicht vollständig ausschließen, dass es in der Vergangenheit einmal Kontakt oder Gespräche mit dem genannten Unternehmen gegeben hat, aber wir sind uns keiner Zusammenarbeit oder Partnerschaft bewusst, die eine Nennung unseres Namens als Referenz rechtfertigen würde.“