Greensill-Skandal: Zinspilot und Check24 vermitteln keine Gelder mehr an Gupta-Bank
Exklusiv: Die Zinsportale haben die Bank BRCI aus dem Angebot genommen. Das rumänische Institut gehört dem schillernden Stahlunternehmer Sanjeev Gupta, der in den Greensill-Skandal verwickelt ist. Was ist der Grund?
Der Ernstfall ist eingetreten: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin reichte am Montag einen Insolvenzantrag für die Bremer Greensill Bank ein. „Da das Institut nicht mehr in der Lage war, sämtliche Einlagen seiner Kunden zurückzuzahlen“, stellte die Behörde einen „Entschädigungsfall“ fest.
Tausende Privatanleger sind von der Pleite betroffen, sie hatten über Zinsportale ihr Geld bei der Greensill Bank angelegt. Innerhalb von wenigen Tagen sollten sie nun Post erhalten, die Einlagensicherung springt ein – und überweist das Geld zurück.
Das Fintech habe auf die kritischen Berichte reagiert
Seit Dienstag können die Kunden von Check24 und Zinspilot ihr Geld nicht mehr bei BRCI anlegen. Von Deposit Solutions – der Firma hinter der Zinspilot-Plattform und Kooperationspartner von Check24 – heißt es, die Bank selbst habe die Entscheidung getroffen, „keine zusätzlichen Einlagen über unsere Plattform anzunehmen“. Es gebe „derzeit keinen Bedarf an zusätzlicher Einlagenfinanzierung“. BRCI habe die Zinsen auf null Prozent gesenkt und flog deswegen bei Check24 aus dem Angebot, wie das Vergleichsportal mitteilte. Bei Zinspilot erscheint die Bank nicht mehr in der Übersicht.
Deposit Solutions habe in den vergangenen zwei Wochen bereits auf die kritischen Berichten über den Stahlunternehmer und seine Bank reagiert. „Wir haben dies gemäß unseren Due-Diligence-Prozessen zum Anlass genommen, unsere Zusammenarbeit mit BRCI zu überprüfen“, schreibt die Firma.
Die rumänische Bank habe mitgeteilt, „keine Geschäftsbeziehung zu ihrem Mehrheitsaktionär oder seinen Firmen“ zu haben. Das Geldhaus verfüge über eine von Gupta „unabhängige Kapitalbasis“. In der rumänischen Zeitung ZF wird ein Sprecher der Nationalbank zitiert, demnach habe man die Verbindung zwischen den Gupta-Firmen und der Bank untersucht. Sie sei „solide“ aufgestellt, lautete das Fazit.
Ein verschachteltes Firmenreich
Dass es keine Verstrickung zwischen der eigenen Bank BRCI und dem Stahlunternehmer geben soll, wäre ungewöhnlich. Denn Sanjeev Gupta hat in den vergangenen Jahren ein verschachteltes Firmenreich aufgebaut, das außerhalb seiner Führungsmannschaft niemand durchschaut (Capital berichtete ausführlich über die Gupta-Firmen).
Ein Imperium aus maroden Stahlwerken hat sich Gupta zusammengekauft und finanzierte sich dabei mit einem Netz von kleineren Banken, die ihm selbst oder Vertrauten gehörten. In Europa zählte die Greensill Bank dazu, bei der die Bafin eine zu starke Verquickung bemängelte. Auch bei der eigenen Londoner Wyelands Bank soll Gupta in den frühen Jahren zu stark die eigenen Firmen finanziert haben, berichtete die Financial Times.
Auch in Rumänien hätte es Finanzierungsbedarf gegeben. Gupta übernahm nicht nur die kleine Bank BRCI, sondern kaufte mit seiner Firma Liberty Steel das größte Stahlwerk des Landes. Der Deal wird laut rumänischen Medien auf 740 Millionen Dollar geschätzt.