Als die Greensill Bank noch NF Bank hieß, warb sie mit dem Spruch: „Sie können am falschen Ende sparen. Oder bei uns.“ Das Bild ist von 2004 (Bild: imago)

Greensill-Krise: Zinspilot vermittelt Geld an weitere Bank aus dem Gupta-Reich

Die beiden deutschen Zinsplattformen Weltsparen und Zinspilot spielen eine wichtige Rolle im Fall der kriselnden Greensill Bank, sie haben „hunderte Millionen“ an Festgeld dorthin vermittelt. Unterdessen befindet sich ein weiteres Finanzinstitut aus dem Umfeld des schillernden Stahlunternehmers Sanjeev Gupta im Angebot von Zinspilot: die rumänische BRCI. Was passiert im Ernstfall?

Auf einem alten Google-Foto ist die Fassade der heutigen Bremer Greensill Bank zu sehen. Auf der Markise steht der Slogan: „Sie können am falschen Ende sparen. Oder bei uns.“ Ein Werbespruch, der vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse nicht mehr gelten dürfte. Denn die Bank steckt in Schwierigkeiten: Die britische Muttergesellschaft will laut Medienberichten Insolvenz beantragen. In Deutschland hat die Finanzaufsicht Bafin am Mittwochnachmittag ein Moratorium angeordnet, keine Geldströme dürfen aus der Bank rein- oder rausfließen. Ob die BaFin auch einen Entschädigungsfall für die Sparer ausruft, ist noch nicht bekannt.

Mittendrin im Krimi um die Banken befinden sich die beiden deutschen Zinsplattformen Weltsparen und Zinspilot, sie haben „hunderte Millionen“ an Tages- und Festgeldern an die Greensill Bank vermittelt. Bei Weltsparen, hinter dem Raisin steht, sind 15.000 Kunden betroffen, sie haben zwischen 0,25 Prozent und 0,55 Prozent Zinsen für ihre Gelder erhalten. Die Hamburger Firma Deposit Solutions, die Zinspilot betreibt, äußert sich nicht zu dem Ausmaß. Sollte die Bank nicht mehr zahlen können, müsste die deutsche Einlagensicherung einspringen.

Nun könnte die Krise weitere Kreise ziehen, auch für die Anleger der Zinsplattformen. Denn eine andere Bank aus dem Greensill-Umfeld befindet sich bei Zinspilot und erhält weitere Spareinlagen beispielsweise über das Vergleichsportal Check24.

Wie sind die Zusammenhänge mit der rumänischen BRCI Bank?

Eine zentrale Figur in der Geschichte um die Greensill Bank ist der Stahlunternehmer Sanjeev Gupta, der sich in denen vergangenen Jahren ein Imperium aus maroden Stahlwerken zusammengekauft hat. Auch bei den Stahlsparte von Thyssenkrupp wollte der Brite zuschlagen, kam aber nicht zum Zuge. (Eine ausführlichere Geschichte ist im aktuellen Capital-Magazin erschienen.)

Gupta baute auf ein Netz von kleineren Banken, die ihm selbst oder Vertrauten gehörten. Alexander Greensill, der Strippenzieher hinter dem Finanzkonzern, zählte dazu. An den engen Verflechtungen soll sich die deutsche Finanzaufsicht schon länger gestört haben, wie die Financial Times berichtete. Am Mittwoch erklärte die BaFin nun öffentlich, dass es es Unregelmäßigkeiten in der Bilanz der Greensill Bank aus Bremen gibt.

Zu Guptas eigenen Banken gehören die Londoner Wyelands Bank und seit einigen Monaten das rumänische Kreditinstitut BRCI, das nach starken Verlusten vor dem Aus stand. Nun hat es gerade den Vorstand gewechselt. Auch zu diesen Banken floß Geld von den deutschen Zinsplattformen. Wyelands war auf der Weltsparen-Plattform, seit dem Brexit besteht dieses Angebot allerdings nicht mehr.

Die rumänische Bank BRCI wurde dagegen erst vor wenigen Monaten bei Zinspilot aufgenommen. Deposit Solutions, das die Zinsplattform betreibt, hat auch mehrere prominente Partner mit seinen Festgeld-Angebote angebunden: So ist die Bank BRCI zum Beispiel auf dem Vergleichsportal Check24 verfügbar.

Bislang ist nicht abzuschätzen, welche Kreise die Greensill-Krise zieht. Denn das Firmengeflecht ist weitreichend. „Niemand hat einen Gesamtüberblick“, sagte ein früherer Geschäftspartner dem Capital-Magazin. Deposit Solutions äußerte sich nicht zu der Situation.

Im Fall der Bremer Greensill Bank würde die deutsche Einlagensicherung einspringen, wenn die Bank nicht mehr zahlen kann. „Wir schreiben dann die Kunden der Bank an und bitten sie, uns ihre Kontonummer zu nennen, auf denen wir das Geld überweisen“, sagt ein Sprecher der deutschen Einlagensicherung. Innerhalb von sieben Tagen soll dies passieren. Bei einem möglichen Ernstfall der BRCI müsste die rumänische Einlagensicherung FGDB einspringen, auch in diesem Fall gilt die EU-weite Garantie bis 100.000 Euro. Laut der Website soll die Entschädigung ebenfalls in innerhalb von sieben Arbeitstagen erfolgen. Die einzelnen Länder sind dabei für die Einhaltung zuständig.

Mitarbeit: Stefan Schaaf