Forget Finance reicht Kunden an Evergreen weiter
Exklusiv: Bei der Suche nach einem Käufer ist die Investment-App Forget Finance fündig geworden, der Konkurrent Evergreen übernimmt eine vierstellige Zahl an Kunden. Für das Team von Forget Finance könnte es indes bald weitergehen.
Vor wenigen Wochen noch plante Forget-Finance-Gründer Konradin Breyer mit zwei Optionen. „Unser Ziel ist, unsere innovative Investment-App und unser Team schneller zu skalieren. Deshalb evaluieren wie parallel zu einer klassischen Finanzierungsrunde auch die Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner“, sagte er zu Finance Forward.
Die Berliner Firma fungierte zuletzt als Anlage-App für Paare, die zusammen ihre Finanzen organisieren wollen. Als mögliche Käufer von Forget Finance kursierten in der Szene mehrere Namen, darunter die Neobank Vivid und das Finanz-Portal Finanz.net mit eigenem Broker. Bis Jahresende wolle er mit den Verhandlungen durch sein, sagte Breyer im Oktober, ohne die Kandidaten zu kommentieren.
Robo-Advisor übernimmt tausende Kunden
Nun gibt es eine erste Entscheidung – und die ist durchaus überraschend: Das Finanz-Startup schließt weder eine Finanzierungsrunde ab, noch wird die Firma insgesamt veräußert. Stattdessen reicht Forget Finance seine Kunden an den Robo-Advisor Evergreen weiter. Die Investment-App werde zum Jahreswechsel eingestellt, heißt es in einer Mail an Kunden, die Finance Forward vorliegt.
Eine Evergreen-Sprecherin bestätigte den Deal auf Anfrage. Es handle sich um eine vierstellige Zahl an Kunden mit Vermögensbeständen in zweistelliger Millionenhöhe. Zum Kaufpreis äußerte sich das Unternehmen nicht. „Wichtig ist jedoch, dass wir Forget Finance nicht kaufen, sondern den Kunden ein neues ‚finanzielles Zuhause‘ bieten“, heißt es. Evergreen hatte in der Vergangenheit bereits mit Forget Finance kooperiert, das Fintech fungierte als Partner im Hintergrund.
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Für Evergreen ist es bereits der dritte Deal dieser Art. Vor zwei Jahren hatte die Firma die Kunden des insolventen Altersvorsorge-Startups Vantik übernommen und kurz darauf auch bei Rubarb zugeschlagen. Evergreen verwaltet nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro an Kundengeldern (Assets under Management).
Dem Fintech muss es nun gelingen, möglichst viele Kunden von Forget Finance langfristig auf seine Plattform rüberzuziehen. Der Wechsel solle sich aber lohnen, verspricht Evergreen. Neben wegfallenden Servicegebühren profitierten Kunden von neuen Features, betont eine Sprecherin. Dazu gehören beispielsweise die Möglichkeit, Kinderdepots zu eröffnen.
Team von Forget Finance macht offenbar weiter
Für Forget Finance scheint es derweil noch eine Zukunft zu geben, Mitgründer Konradin Breyer deutet auf Nachfrage entsprechende Pläne an. „Wir verfolgen eine neue strategische Richtung, bei der wir die Forget Finance App nicht wie bisher parallel weiterführen werden. Was wir vorhaben und mit welchem strategischen Partner, können wir aktuell aber leider noch nicht kommunizieren“, so Breyer. Im Januar werde sich dies aber voraussichtlich ändern.