Bis zu 150 Millionen Dollar: Diese Top-Fintechs suchen gerade Geld
Exklusiv: Mit der Noah-Konferenz steht in wenigen Tagen der wohl wichtigste Branchentreff für Finanzierungsfragen an. Im Vorfeld sickern bereits erste Details zu den Funding-Plänen einzelner Unternehmen durch.
Rasch gestiegene Zinsen, kaum noch Finanzierungen und Bewertungen auf dem Prüfstand: Wenn kommende Woche in Zürich die Noah-Konferenz stattfindet, der für Wachstumsunternehmen wohl wichtigste Branchentreff für Finanzierungsfragen, dürften die Gespräche zwischen Gründern und Investoren kompliziert werden. Es steht die Frage im Raum, wer sich im neuen Jahr zuerst mit einer größeren Finanzierungsrunde an die Öffentlichkeit wagt. Denn die ausgehandelten Konditionen dienen Wettbewerbern häufig als Orientierungshilfe. Das Risiko, sich unter Wert zu verkaufen, ist also beiderseits groß.
Billie sucht bis zu 150 Millionen Dollar
Aus dem Fintech-Bereich gehört beispielsweise der Berliner Zahlungsdienstleister Billie dazu. Das Unternehmen agiert als „Buy now, pay later”-Anbieter für Geschäftskunden, streckt Unternehmen also ihre offenen Rechnungen vor. Die letzte Finanzierungsrunde liegt bereits mehr als zwei Jahre zurück. Damals flossen rund 100 Millionen Euro – zu einer Bewertung von 640 Millionen Euro. Schon länger wird Billie daher als eines der nächsten Einhörner in Deutschland gehandelt.
Die dafür notwendige Finanzierungsrunde könnte kommende Woche auf der Noah Conference angebahnt werden. Laut der internen Konferenzunterlagen plant Billie den Fundraising-Prozess „zeitnah“ aufzunehmen. Seinen Kapitalbedarf gibt das Unternehmen mit 50 bis 150 Millionen Dollar an. Von Finance Forward auf die Finanzierungspläne angesprochen, wollte sich das Unternehmen nicht äußern. „Gerüchte rund um eventuelle Finanzierungsrunden kommentieren wir grundsätzlich nicht“, so eine Sprecherin.
Die Hamburger Öko-Neobank Tomorrow indes befindet sich den Unterlagen zufolge schon im Fundraising – dementiert dies aber auf Nachfrage. „Aktuell planen wir keine neue Finanzierungsrunde, wir nutzen die Konferenz aber natürlich zur Markt-Beobachtung“, sagt Gründer Michael Schweikart. Wann das Fintech wieder frisches Geld benötigt, will er nicht kommentieren. Der angebliche Kapitalbedarf zwischen fünf und 15 Millionen Euro bewege sich jedoch im Bereich dessen, was langfristig gesucht werde.
Darüber hinaus planen weitere Top-Fintechs absehbar neues Geld bei Investoren einzusammeln. Welche Summen sie benötigen, erfahrt ihr in der folgenden Übersicht:
Teylor
Eigentlich hatte das Schweizer Kredit-Startup erst vor sechs Monaten neues Geld in dreistelliger Millionenhöhe erhalten. Dies diente allerdings lediglich dazu, neue Kredite an kleine und mittlere Unternehmen zu vergeben – klassisches Fremdkapital also. Nun bereitet Teylor-Chef Patrick Stäuble offenbar eine Eigenkapitalrunde vor. Gesuchte Summe: fünf bis 15 Millionen Dollar. Eine entsprechende Runde kündigte der Gründer bereits bei Finance Forward im Podcast an.
Pricehubble
Das ebenfalls in Zürich ansässige Unternehmen ist auf die Auswertung großer Datenmengen spezialisiert, berechnet so beispielsweise den Wert von Immobilien. Gegründet wurde das Unternehmen vom früheren Moneypark-Gründer Stefan Heitmann. Er will zeitnah mit Investoren über eine neue Finanzierungsrunde sprechen, wie Unterlagen zu entnehmen ist. Gesuchtes Kapital: 50 bis 150 Millionen Dollar.
Expresssteuer
Zum Jahreswechsel steht in Deutschland wieder einmal die Steuersaison an, Millionen Bürger geben also in den nächsten Monaten ihre Erklärungen ans Finanzamt ab. Dabei hilft das Hamburger Fintech Expresssteuer mittels einer Software. Bislang hat das Unternehmen um Gründer Maximilian Lambsdorff knapp 30 Millionen Euro von Investoren erhalten, nun steht offenbar die nächste Runde an. Gesucht werden 50 bis 150 Millionen Dollar.
Solaris
Der Deal sorgte für Aufsehen: Vor gut einem Jahr erhielt der Berliner Fintech-Spezialist den Zuschlag, die Kreditkarten-Konten von rund 1,3 Millionen ADAC-Kunden zu übernehmen. Ob es dazu tatsächlich kommt, hängt nach Informationen von Finance Forward aber auch davon ab, wie sich das Unternehmen im Fundraising behauptet. Zuletzt gab es Berichte, dass der Deal auf der Kippe steht. Neues Geld wird Solaris auf jeden Fall benötigen. Laut Unterlagen besteht bei Solaris ein Kapitalbedarf von mindestens 150 Millionen Dollar. Je nach Ausgestaltung des Deals könnte der Bedarf auch niedriger ausfallen.
Sun Finance
Hierzulande dürfte Sun Finance ein weitgehend unbekannter Name sein. Das Kredit-Startup aus Riga in Lettland ist aber durchaus ein relevanter Player, hat es nach eigenen Angaben doch bereits mehr als eine Milliarde Euro via App an Endverbraucher verliehen. Für das weitere Wachstum sucht das Fintech nun neues Geld. Der angestrebte Betrag liegt zwischen 50 und 150 Millionen Dollar.
Candis
Einst ging das Berliner Unternehmen aus einem Hackathon hervor, inzwischen zählt Candis zu den größeren Anbietern im Geschäft mit Buchhaltungssoftware. Der Series-C vor etwas mehr als einem Jahr (15 Millionen Dollar) soll in den nächsten Monaten die Series-D folgen. Unterlagen zufolge sucht das Team um Gründer Christian Ritosek eine Finanzierung in Höhe von 15 bis 50 Millionen Dollar.
Ecolytiq
Das Berliner Unternehmen analysiert anhand von Kontobewegungen die CO2-Emissionen von Bankkunden und versteht sich somit als Fintech. Mit etwas mehr als zehn Millionen Euro an eingesammeltem Kapital ist Ecolytiq noch ein eher frühphasiges Startup. Das soll sich durch Gespräche auf der Noah-Konferenz offenbar ändern. Gesucht wird demnach eine Finanzierung im Volumen zwischen 15 und 50 Millionen Dollar.
Mitarbeit: Caspar Tobias Schlenk