Teylor-Gründer Patrick Stäuble (Bild: Caroline Pitzke)

„Digitales Marketing bringt schlechte Kunden“ – Teylor-Gründer Patrick Stäuble im FinanceFWD-Podcast

Während Kredit-Startups wie Funding Circle in Deutschland gescheitert sind, ist es Patrick Stäuble gelungen, mit Teylor unter dem Radar einen Kreditanbieter für kleine und mittlere Unternehmen aufzubauen. Gerade hat das Fintech eine Finanzierung über 275 Millionen Euro erhalten, unter anderem von Barclays. Über Teylors Erfolg, seine Vergangenheit bei der Armee und den Start bei dem Fintech Numbrs haben wir im Podcast gesprochen.

Seine Karriere hat Patrick Stäuble als Soldat begonnen. Nach der Universität war er für die Schweiz an der Grenze zwischen Kosovo und Serbien im Einsatz. „Das hat mir Perspektive gegeben, vor allem, wenn ich heute im Job manchmal Probleme habe“, sagt der heutige Gründer. Er könne nun besser mit Druck umgehen.

Nach einer Station bei dem Mulitbanking-Startup Numbrs des schillernden Gründers Martin Saidler ging Stäuble selbst unter die Gründer. Er baute die Kredit-Plattform Teylor auf, die Darlehen an kleine und mittlere Unternehmen vermittelt. Die Bank Barclays und weitere Geldgeber haben im Juni 275 Millionen Euro dafür bereitgestellt (Finance Forward berichtete). In den kommenden zwölf bis 18 Monaten gilt es nun, dieses Geld an die Kundschaft zu verteilen.

Stäuble sieht Teylor derzeit im Vorteil gegenüber traditionellen Banken, die aufgrund der wirtschaftlichen Lage vorsichtiger bei der Kreditvergabe sind, was zu einer erhöhten Nachfrage für Teylor führe. „Extrem wenige Fintechs sind im KMU-Segment erfolgreich“, sagt er.

Venture Debt sei ein „gefährliches Mittel“

Mit Teylor wolle er aus den Fehlern von beispielsweise Funding Circle oder Lendico lernen. Ein Problem habe bei der Kundenakquise gelegen. „Wenn man sich zu sehr auf digitales Marketing verlässt, dann führt das zu extrem schlechter adverser Selektion.“ Damit erreiche man nur Kunden mit höheren Ausfallraten. „Man will nicht die Kundinnen und Kunden haben, die zu Google gehen, weil sie schnell Geld brauchen.“

Er konkurriere hauptsächlich mit den Sparkassen, sagt Stäuble im Podcast. Die in der Fintech-Szene beliebte These „banking the unbanked“, also den Fokus auf Kundinnen und Kunden zu legen, die noch keinen direkten Zugang zu vergleichbaren Finanzprodukten haben, teilt er nicht. „In den meisten Fällen gibt es gute Gründe dafür, dass diese potentiellen Kunden ‚unbanked‘ sind“, sagt er. Das gelte insbesondere für Kreditprodukte. Taylor sei wählerisch bei der Auswahl der Kunden.

Alternative Finanzierungsformen für Startups wie beispielsweise umsatzbasierte Finanzierung oder Venture Debt sieht der Gründer „eher skeptisch“. Teylor finanziere keine Unternehmen, die nicht mindestens fünf Jahre am Markt seien und Geld verdienen würden. „Venture Debt ist ein gefährliches Mittel und oft nicht so vorteilhaft, wie es auf der Oberfläche aussieht.“ Sein Startup würde weder Venture Debt aufnehmen, noch vergeben.

Stäuble möchte seine Plattform europaweit skalieren, indem er die Softwarelösung an lokale Partner lizenziert und so in verschiedenen Ländern präsent sein kann, ohne überall Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort haben zu müssen. Im vergangenen Jahr konnte Teylor bereits 175 Millionen Euro an Krediten vermitteln.

Das gesamte Gespräch über den schwierigen Kreditmarkt hört ihr heute bei Finance Forward.

Im FinanceFWD-Podcast spricht Stäuble über …

… seine Zeit bei Numbrs
… die Anfänge von Teylor
… die aktuelle Marktsituation
… Branchen, die Teylor meidet

Den FinanceFWD-Podcast gibt es auch bei SpotifyDeezer oder iTunes. Wenn euch das Format gefällt, freuen wir uns über eine positive Bewertung!