Ein "Copilot" für die eigenen Finanzen: Finanzfluss-Chef Thomas Kehl behauptet sich mit seiner neuen Finanz-App im Markt. Bild: PR

Beliebter als Instagram: So schlägt sich der Portfolio-Tracker von Finanzfluss

Exklusiv: Zu Jahresbeginn überraschte die Finanzplattform Finanzfluss mit einem eigenen Portfolio-Tracker. Trotz großer Konkurrenz behauptet sich das Angebot im Markt, wie neue Zahlen nun zeigen. Davon profitiert auch ein Fintech-Partner im Hintergrund.

Beim Stöbern im App Store zeigte sich in den vergangenen Tagen ein ungewohntes Bild: Unter den zehn beliebtesten Gratis-Apps für das iPhone fanden sich nicht ausnahmslos Anwendungen von Google, Meta oder Temu. Auch eine junge Finanz-App aus Deutschland rangierte zwischenzeitlich auf den vorderen Plätzen, sogar vor Instagram und Telegram: die Rede ist von Copilot.

Dabei handelt es sich um einen Portfolio-Tracker, den die Finanzplattform Finanzfluss zu Jahresbeginn startete. Zunächst nur für den Browser entwickelt, ist Copilot seit Wochenbeginn auch für Smartphones mit iOS und Android verfügbar. Rund 90.000 Mal wurde die App nach Schätzungen des Analysedienstes Appfigures bereits heruntergeladen. Mit Copilot lassen sich Vermögensbestände wie Aktien oder ETFs zusammenführen und analysieren, etwa hinsichtlich möglicher Anlagerisiken.

So viele Nutzer haben sich registriert

Vorbild für das Angebot waren Fintechs wie Finanzguru, Getquin oder Parqet. Anfangs schlug der Gründer leise Töne an: „Wir wollen erstmal eine größere Zahl an Nutzern aufbauen und Erfahrungen sammeln, dann werden wir überlegen, wie wir Copilot monetarisieren“, sagte Finanzfluss-Chef Thomas Kehl zum Start im vergangenen Februar. Kehl ist vor allem für seinen Youtube-Finanzkanal mit mehr als 1,3 Millionen Abonnenten bekannt.


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Ein Dreivierteljahr später scheint sich das Tool im Markt zu behaupten, wie nicht nur die aktuellen App-Charts von Apple nahelegen. Rund 200.000 Nutzerinnen und Nutzer hätten sich bisher für Copilot registriert, sagt Kehl nun. „Das liegt zum jetzigen Zeitpunkt bereits über unseren Erwartungen, auch wenn die Zahl der aktiven Nutzer natürlich kleiner ist“. Konkreter will Kehl mit Blick auf die Konkurrenz nicht werden.

„Der Copilot ist für uns noch ein Verlustgeschäft“

Das Wachstum sei jedoch stabil, pro Tag kämen derzeit zwischen 300 und 500 neue Nutzer dazu. „Organisch und ganz ohne Ausgaben für Marketing“, wie Kehl betont. Ein vor wenigen Tagen auf dem Youtube-Kanal veröffentlichtes Video zum App-Launch dürfte die Nachfrage nach dem Copilot zusätzlich angeheizt haben. Für den Finanzfluss-Chef passt das Angebot in die Zeit: Gerade junge Menschen seien bei der Wahl ihrer Bank nicht mehr festgelegt, zum Girokonto bei der Sparkasse komme meist noch ein Tagesgeldkonto bei einer Direktbank und ein Depot bei einem Neobroker dazu. „Der Bedarf an Tools zum Verwalten und Analysieren der eigenen Finanzsituation ist groß“, meint Kehl.

Noch aber ist die Finanz-App für den Gründer ein Verlustgeschäft. Das Unternehmen leistet sich Kehl zufolge ein größeres Team an Entwicklern. Obendrein steckt die Monetarisierung des Angebots noch in den Kinderschuhen.

Zwar können Copilot-Nutzer seit kurzem zusätzliche Features gegen Aufpreis dazubuchen, das kostet neun Euro im Monat. Allerdings entscheiden sich laut Kehl derzeit weniger als zehn Prozent der Nutzerinnen und Nutzer für das Bezahlabo. Der Funktionsumfang sei schlicht noch zu gering, In den nächsten Monaten werde das Angebot jedoch schrittweise ausgebaut. „Zu den gefragtesten Features zählen erweiterte Renditekennzahlen und ein Dividendenkalender“, so Kehl.

Wachstumsschub für Fintech-Partner

Von dem Erfolg der Finanz-App profitiert derweil auch ein weiteres Fintech. Das Berliner Finanz-Startup WealthAPI fungiert als Kontopartner im Hintergrund und ermöglicht Nutzern das Einbinden ihrer Konten und Depots in die Copilot-App. Pro neuem Nutzer erhält WealthAPI eine Gebühr. „Unsere Umsätze entwickeln sich planmäßig und sind seit Jahresbeginn weiterhin stark gewachsen“, teilt eine Sprecherin mit. Derzeit arbeitet das Fintech mit zehn Partnern zusammen, zu den größten dürften neben Finanzfluss etwa die Börsenplattformen ExtraETF und Onvista zählen.

Hinter WealthAPI stehen mit André Rabenstein und Wolfram Stacklies zwei weniger bekannte Köpfe in der Fintech-Szene. Beide bauten zuvor allerdings Rentablo auf, einen Online-Fondsdiscounter. Den Schnittstellenanbieter WealthAPI starteten Rabenstein und Stacklies erst vor zwei Jahren. „Um unser Wachstum weiter zu verstärken, sondieren wir gerade eine weitere Finanzierungsrunde“, heißt es vom Fintech weiter. Hierzu gebe es verschiedene Optionen, sowohl mit den bestehenden Investoren als auch VCs.

Daran denkt Finanzfluss-Chef Thomas Kehl nicht. Er hat seine Finanzplattform 2016 gegründet und seitdem ganz ohne fremdes Kapital aufgebaut. „Dabei wird auch erstmal bleiben“, sagt Kehl, unabhängig vom weiteren Erfolg etwa beim Copilot. Die Pläne für die Finanz-App seien aber klar: „Bis Ende nächsten Jahres soll das Angebot profitabel sein“.