Entlassungen bei Trade Republic
Exklusiv: Trotz der großen Finanzierungsrunde über 250 Millionen Euro gibt es Einschnitte beim Geldanlage-Startup Trade Republic. Ein Teil der offiziell rund 700 Mitarbeiter muss gehen, der Neobroker will aber auch weiter einstellen.
Bei einem internen „Townhall-Meeting“ am Donnerstagmorgen hat das Finanz-Startup Trade Republic eine Umstrukturierung angekündigt. In einer Mail an Mitarbeiter, die Finance Forward vorliegt, heißt es: „Wir sind in einem sich verändernden Marktumfeld tätig und entwickeln unsere Strategie weiter, um unsere Mission zu erfüllen.“ Aus diesem Grund passe man die Organisation an, „damit wir unsere ganze Energie auf die Herstellung von Produkten konzentrieren können, die unsere Kunden lieben“.
Für einen Teil der Mitarbeiter heißt das konkret, dass sie gefeuert sind. Eine Sprecherin bestätigte die Kündigungen, wollte aber keine konkrete Zahl nennen. Bei dem Firmenumbau werde Trade Republic auch weiter neue Leute einstellen. An anderen Stelle spare das Unternehmen hingegen, wie zum Beispiel im Data Science-Bereich, heißt es.
„I know that this is difficult news to hear“, heißt es in einer Mail
Die Unternehmensgröße von rund 700 Mitarbeiter wolle Trade Republic beibehalten, lässt das Unternehmen mitteilen. Dabei gibt es durchaus Indizien, dass das Fintech zuletzt über diese Zahl schon deutlich hinausgewachsen sein könnte. So kommen die Berliner laut dem Linkedin zurzeit auf circa 750 Mitarbeiter – und selbst das sind nur jene, die bei dem Karrierenetzwerk registriert sind. Allein in den zwei Jahren bis April 2022 war die Beschäftigtenzahl um mehr als 500 Prozent gestiegen.
Überraschend kommt der Schritt nicht. Der legendäre, bei Trade Republic investierte Wagniskapitalgeber Sequoia hat seine Portfolio-Firmen zuletzt auf eine härtere Zeiten eingestimmt, wie aus in einer Präsentation hervorgeht. Durch die Zinswende ist der Aktienkurs vieler Techunternehmen eingebrochen, die Bewertungsverluste schlagen sich nun auch im Startup-Markt nieder. Bei bekannten Fintechs wie Klarna, Paypal, Nuri oder Kontist gab es bereits Kündigungen (Finance Forward berichtete). Tatsächlich soll Sequoia im Hintergrund Druck gemacht haben, dass seine Portfolio-Unternehmen bei den Kosten sparen, heißt es aus dem Markt. Bei Trade Republic hatte Sequoia die Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr angeführt.
In einer Mail an gekündigte Mitarbeiter heißt es:
„I know that this is difficult news to hear. Your colleagues and I enjoyed working with you and we have all appreciated your contribution since you joined us. I will personally make sure that we support you to have the best possible start to the next step in your career.“
Trade Republic ist nach Sumup das zweite deutsche Unicorn, das nun Mitarbeiter entlässt. Viele CEOs in der Szene deuten bereits einen Einstellungsstopp an. Weitere schlechte Nachrichten könnten in den kommenden Tagen folgen.
Bei Informationen zu Kündigungen in der deutschen Fintech-Branche schreibt eine Mail an redaktion (at) financefwd.com.