Crowdinvesting: Engel & Völkers holt auf, Exporo büßt an Vorsprung ein
Lange galt das Crowdinvesting für Immobilien als großer Zukunftsmarkt. Doch mehrere Plattformen sind im vergangenen Jahr geschrumpft, darunter auch Marktführer Exporo. Wie geht es weiter?
Die Nachricht ging fast etwas unter: Die erste deutsche Firma, die aktuell per Spac an die Börse geht, ist ein Crowdfinanzierer für Immobilien. iFunded aus Berlin und Klickown tun sich mit der Investunity AG zusammen und sind bald börsennotiert – sie springen auf den aktuellen Spac-Trend auf. Eine Bewertung teilte das Unternehmen bislang nicht mit, doch sonderlich hoch dürfte der Wert nicht liegen. Die Firmen gehören nicht zu den großen Playern im Markt.
Vielmehr zeigt sich, welche Fantasie die Finanzmanager im Hintergrund darin sehen, mehr Kleinanleger an Immobilienfinanzierungen heranzuführen. Der ehemalige Finanzchef von N26, Matthias Oetken, hat etwa mit Estating ein neues Startup gegründet, das Immobilien mit kleineren Beträgen handelbar machen will, wie Finanz-Szene berichtete. Ein Feld, in das auch der Marktführer Exporo vorstößt.
Markt ist geschrumpft, neue Angreifer
Seit einigen Jahren boomt das Immobilien-Crowdinvesting. Das Prinzip ist es, eine Menge an Kleinanlegern an Bauprojekten zu beteiligen, dies geschieht in Form von sogenannten Nachrangdarlehen oder Anleihen. Der Hamburger Anbieter Exporo dominiert den Markt schon länger und konnte durch einen Merger mit Zinsland seine Marktposition ausbauen.
Doch 2020 gingen die Finanzierungsvolumen bei Exporo herunter. „Gerade in den ersten Monaten der Krise haben sich die Anleger zurückgehalten und wir haben das Marketing runtergefahren“, sagt Exporo-CEO Simon Brunke. Auch der ehemals zweite im Markt, Bergfürst, fiel unter das Vorjahresniveau zurück. Insgesamt sank das Anlagevolumen um knapp 100 Millionen auf rund 300 Millionen Euro. Die Plattform Crowdinvest zählt dabei die öffentlichen Investments.
Gegen den Trend konnte Engel & Völkers sein Finanzierungsvolumen auf etwa 50 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Nach einem beschwerlichen Start mit Kapilendo als Kooperationspartner entwickelt sich das neue eigenständige Portal mittlerweile gut. Die Immobilienfirma hat Anfang des Jahres noch einmal eine „sehr signifikante Kapitalerhöhung“ bei ihrer Digitaltochter gemacht, sagt CEO Marc Laubenheimer. Wie viel Geld geflossen ist, verrät er nicht.
Die Österreicher Plattformen Rendity und Dargobertinvest haben sich im vergangenen Jahr ebenfalls gesteigert. Sie finanzieren eher kleinere Immobilienprojekte, allerdings mit einer hohen Schlagzahl.
Trotzdem dominiert Exporo weiterhin den Markt. In diesem Jahr will die Hamburger Firma den Wert von 2019 um zehn bis 20 Prozent übertreffen, gibt Brunke als Ziel aus. Engel & Völkers plant ebenfalls ein starkes Wachstum.
Probleme mit Verzögerungen
In den vergangenen Monaten verzögerten sich einige Immobilien-Projekte mit ihren Rückzahlungen. Bei Exporo sind es aktuell 17 Projekte, wie auf der Website zu lesen ist. Finanz-Szene hatte über die Fälle Ende 2020 ausführlich berichtet. Auch bei Bergfürst gab es Probleme, wie das Handelsblatt darlegte.
Die Plattformen betonen, dass Verzögerungen bei Bauvorhaben dazugehören würden. Die Startups müssen nun zeigen, dass sie die brenzligen Fälle gut managen können und sie Gelder für ihre Anleger noch reinholen. Entscheidend wird sein, wie hoch die tatsächlichen Ausfälle sind.
Neue Produkte, neue Lizenzen
Einen Schub könnte der Markt derweil durch eine neue Regelung bekommen: die europäische Crowdfunding-Lizenz, die grenzüberschreitende Investments vereinfachen würde und im Laufe des Jahres kommen könnte. „Wir erwarten ein sehr hohes Interesse von europäischen Anlegern an Investitionen in deutsche Immobilien“, sagt Laubenheimer von Engel & Völkers.
Exporo will außerdem seinen Fokus stärker auf Bestandsimmobilien setzen, wie Simon Brunke bereits im FinanceFWD-Podcast angekündigt hatte. Mit Sparplänen sollen die Anleger ihr Risiko streuen.