Nach Celsius-Crash: Deutsche Nuri-Kunden erhalten Teil ihres Investments zurück
Rund 40 Millionen Euro hatten die Kundinnen und Kunden der Berliner Neobank Nuri bei dem Kryptoverleiher Celsius angelegt. Das US-Unternehmen ging Pleite und Tausende Anleger mussten fast zwei Jahre um ihr Geld bangen. Nun bekommen sie zumindest einen kleinen Teil ihres Investments zurück.
Fast 600 Tage Ungewissheit liegen hinter den Anlegern von Celsius. Im Sommer 2022 geriet der US-Kryptoverleiher in Schieflage und musste Insolvenz anmelden, weil eine Milliardensumme fehlte. Zu den Betroffenen zählten auch Kundinnen und Kunden der deutschen Neobank Nuri, die einst zu den größten Banking-Startups in Deutschland gehörte und in den Monaten danach ebenfalls Pleite ging. Eine Summe von rund 40 Millionen Euro hatten die deutschen Krypto-Anleger bei Celsius hinterlegt und dafür Zinsen erhalten. Seit dem Beginn der Celsius-Krise war unklar, ob sie ihr Geld jemals wiedersehen.
Dem neuen Management ist es in den vergangenen Monaten gelungen, die Firma zu restrukturieren. Celsius hat nun begonnen, die Anlegerinnen und Anleger teilweise zu entschädigen. Rund ein Viertel des damaligen Kryptowertes ist noch übrig, außerdem erhalten die Betroffenen Anteile an einer Bitcoin-Mining-Firma, die aus Celsius hervorgegangen ist und an die Börse gehen soll.
„Fühle mich total verarscht“
In einer Gruppe des Messengers Telegram von ehemaligen Nuri-Kundinnen und Kunden fallen die Reaktionen unterschiedlich aus. Ein Nutzer schreibt, er sei „happy“ über das Ergebnis. Andere äußern, sie seien froh, dass das Warten nun ein Ende hat. Wieder andere fühlen sich „total verarscht“, darunter auch Wüllner. Denn tatsächlich meldete Celsius in einer Kryptokrise Insolvenz an. Seitdem ist der Kurs von den großen Währungen Bitcoin und Ethereum stark gestiegen, wovon die Celsius-Anleger nicht profitierten. Denn ihre Ansprüche beziehen sich auf den Dollarwert am Tag der Insolvenz, davon erhalten sie rund 60 Prozent zurücküberwiesen.
Celsius selbst schlüsselt die Erstattungslogik auf: „Wenn du 1 Bitcoin bei Celsius hattest, war es am 13. Juli 2022 19.881 Dollar (Tag der Insolvenz, Anmerkung der Redaktion) wert. Du erhältst dann 57,9 Prozent dieses Betrags als Kryptoausschüttung, also 11.511 Dollar. Wenn du den Bitcoin-Preis vom 16. Januar 2024 (42.973 Dollar) (Tag der Umrechnung, Anmerkung der Redaktion) zugrunde legst, kannst du letztendlich 0,26 Bitcoin zurückerhalten.“ So blieb am Ende 26 Prozent des ursprünglichen Kryptowertes. Insgesamt sollen drei Milliarden Dollar an Celsius-Kunden ausgeschüttet worden sein.
Ferner bekommen die Anleger noch Anteile an der neuen Firma Ionic Digital. Es handelt sich um das Bitcoin-Mining-Geschäft von Celsius, das unter dem neuen Namen an die Börse kommen soll. Nuri-Kunden berichten, dass sie die Informationen über ihre Aktien erhalten haben und diese noch in die deutschen Depots übertragen werden müssen. Erst wenn die Aktien handelbar sind, wird sich herausstellen, wie gut das Investment tatsächlich ist. Die Aktien sind bei Zuteilung 20 Dollar wert. Weitere Entschädigungen könnten noch folgen.
So kommen die Anlegerinnen und Anleger – wenn man den Dollar-Betrag am Tag der Insolvenz zugrunde legt – auf eine Entschädigung von 72,8 Prozent. Einige betroffene Anleger stören sich daran, dass der Prozess so lange gedauert hat. Die Insolvenz-Anwälte verdienten in der Zeit fast 190 Millionen Dollar, errechnete die New York Times vor einigen Monaten.
Neustart des deutschen Fintechs
Unter den Nuri-Kunden fühlen sich einige von dem deutschen Fintech alleingelassen, denn das Unternehmen half seinen Kundinnen und Kunden nicht in dem Prozess. Nachrichten erhielten die Kundinnen und Kunden nicht mehr von der Firma, sondern mussten sich einen eigenen Account bei Celsius einrichten, wie aus einer Mail des US-Unternehmens hervorgeht.
Nuri will unterdessen unter dem ursprünglichen Namen Bitwala seit einiger Zeit wieder durchstarten, wie Finance Forward berichtete. Die Kunden halten ihre Coins dabei in einer eigenen Wallet. Doch die Geldgeber setzen darauf offenbar keine zu große Hoffnung: Bei einer Finanzierungsrunde vor einigen Tagen bekam das neue Team gerade einmal eine sechsstellige Summe zusammen.