Jack Dorsey (Bild: imago/ZUMA Press)

Afterpay, Cash App und Verse – Block bläst Europa-Expansion ab

Exklusiv: Block-CEO Jack Dorsey wollte mit seiner populären Cash App von den USA nach Europa kommen. Hinter den Kulissen bereitete ein Team den Start bereits vor. Nun folgte der überraschende Rückzug – mit drastischen Folgen.

Seit Monaten hatte ein Team an dem großen Knall gearbeitet. Der Start war geplant, es standen die Deals mit Partnern und ein Zeitplan war ausgearbeitet: Mit der Cash App sollte eine der erfolgreichsten Banking-Apps der Welt nach Europa kommen.

In den USA wird der Service von 53 Millionen Nutzerinnen und Nutzer jeden Monat verwendet. Die Marke ist dabei längst Teil der Popkultur, selbst Rapper erwähnen die „Cash App“ in ihren Liedern. Cash App brachte sogar eine eigene Modelinie heraus. Es ist das Kunststück gelungen, eine angesagte Bank aufzubauen.

In den vergangenen Jahren bereitete Block, das Unternehmen hinter der Marke, nun den Sprung nach Europa vor. Finance Forward hatte mehrfach über die Pläne berichtet. In Spanien übernahm Cash App die Payment-App Verse, die eine eigene Lizenz besitzt. Über das für 29 Milliarden Dollar zugekaufte Afterpay ist ein weiteres Unternehmen in Block-Besitz, das bereits nach Europa expandiert ist.

Standorte in Paris und Barcelona

Doch aus den großen Plänen wird nichts. Überraschend beendet Block-CEO Jack Dorsey, der auch Twitter gegründet hat, sein Expansionsvorhaben. Mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen an unterschiedlichen Standorten berichten, dass sie über einen Rückzug aus Europa von Clearpay, Verse und Cash App informiert wurden.

Betroffen sollen auch viele der rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein, heißt es aus dem Unternehmensumfeld. Das Fintech besaß Mitarbeiter unter anderem in Berlin, Paris und Barcelona. Ein Großteil des Teams sitzt in Spanien.

Clearpay-Kunden wurden schon informiert

Block wollte sich mit unterschiedlichen Marken etablieren, darunter das „Buy now, pay later“-Angebot Afterpay, das in Europa unter dem Namen Clearpay agierte, die Banking-Apps Verse und Cash App sowie Square, das die Bezahlterminals an Shops verkauft.

Doch nun ist damit Schluss. Der „Buy now, pay later“-Dienst Clearpay wird eingestellt, wie das Magazin City AM bereits vor wenigen Tagen berichtete. Finance Forward liegt die Mail an die Kunden zum Ende vor. Der Schritt auf den deutschen Markt wird demnach gar nicht erst stattfinden. Doch auch bei der Payment-App Verse soll bald Schluss sein. Die Kundinnen und Kunden wolle Block zeitnah informieren, heißt es von einem Insider. Cash App und Clearpay sollen in Großbritannien weiter bestehen, doch die großen Pläne für Europa gehen erst einmal nicht weiter. Nur Square expandiere künftig weiter, heißt es.

Das Unternehmen bestätigt den Rückzug von Clearpay: „Wir haben die schwierige Entscheidung getroffen, den Clearpay-Betrieb in Frankreich, Italien und Spanien einzustellen.“ Dies habe das Unternehmen „nach sorgfältiger Überlegung und in Absprache mit unseren Mitarbeitern und anderen wichtigen Stakeholdern getan, nachdem wir mit den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen in der EU konfrontiert waren“, heißt es weiter von einem Sprecher. Die anderen Afterpay-Regionen wie Großbritannien, Nordamerika, Australien oder Neuseeland betreffe die Entscheidung nicht.

Bei den Informationen zu Verse heißt es: „Wir können bestätigen, dass wir beabsichtigen, die Verse-App Mitte September abzuschalten.“ Die Kundinnen und Kunden würden darüber informiert, „welche Änderungen sie erwarten können und welche Maßnahmen sie ergreifen müssen“. Das Unternehmen sei bestrebt, der „Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten“.

Überraschung für die Mitarbeiter

Ein weiterer Grund für die Kehrtwende: Techfirmen stehen zurzeit unter Druck, ihre Verluste einzudämmen. Sie fokussieren sich dabei auf ihre bestehenden Märkte. Der Kurswechsel sei intern trotzdem überraschend gekommen, heißt es von mehreren Mitarbeitern. In den vergangenen Monaten habe das Unternehmen noch neue Leute eingestellt. Wie viele der 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Ende bleiben können, ist bislang unklar.

Für Klarna, Revolut und N26 dürfte der Rückzug eine gute Nachricht sein, denn der neue Konkurrent hätte den Wettbewerb noch einmal durchgewirbelt.

Hinweis: Details zu den Standorten und über die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden nachträglich konkretisiert.