Die neue Kleidungs-Marke der Cash App (Bild: PR).

Cash App findet Europachefin – Square-Expansion beginnt

Exklusiv: Vom Handwerksmarktplatz Etsy wechselt die erfahrene Digitalmanagerin Siobhán O’Connor zu Square, um mit der populären Banking-App in Europa zu expandieren. Auch in Berlin sucht das Unternehmen nach Mitarbeitern. Was sind die Pläne?

Square gehört sicherlich zu den sonderbarsten Fintech-Anbietern der Welt. Gründer Jack Dorsey, der vor einigen Monaten seinen CEO-Posten beim Kurznachrichtendienst Twitter niederlegte, um sich voll auf Square zu konzentrieren, hat schon mehrfach überrascht: Er taufte Square in Block Inc um, kaufte den Streaming-Dienst Tidal und schuf eine Entwickler-Plattform mit dem Namen TBD54566975. Nur von einem Plan hörte man zuletzt wenig: die Expansion nach Europa.

Schon vor einem Jahr mehrten sich die Zeichen, dass Block nun stärker auf europäische Märkte kommt (Finance Forward berichtete). Die Cash App, eine der erfolgreichsten Banking-Apps der Welt, suchte zu der Zeit einen „European Operations Manager“, der „in leitender Funktion für die Cash App in Europa verantwortlich“ ist. Bislang lässt sich die Cash App nur in Großbritannien nutzen. Die europäischen Märkte schienen nie ganz oben auf der Liste von Dorsey und seinem Führungsteam zu stehen.

Doch nun zeigt sich: Seit kurzem hat Block eine hochrangige Digital-Managerin für das Europa-Vorhaben gefunden und stellt weitere Leute in Berlin ein. Mit seinen Bezahlterminals, dem Square-Produkt, ist das US-Unternehmen bereits außerhalb von Großbritannien in drei europäischen Märkten gestartet.

Pläne um das Wachstum anzukurbeln

Der Druck ist längst da, stärkeres Wachstum zu zeigen. Der Firmenwert von Block hat sich in den vergangenen Monaten halbiert: von einst rund 100 Milliarden Dollar auf 50 Milliarden. Dabei ist Block im Gegensatz zu Konkurrenten wie Paypal so aufgestellt, dass es in der Coronapandemie über die Cash App Geld verdient hat, in der die Leute mit Aktien und Kryptowährungen handeln können. Nach der Pandemie wird Square weiterhin profitieren, durch die kleine Kartenterminals und Kassensysteme, die es an Cafés und Restaurants vertreibt.

Gerade bei der Cash App sanken die Umsätze zuletzt im Vorquartals-Vergleich, auch wenn sich das Nutzerwachstum Ende des Jahres wieder erholte (siehe Grafik). Die Cash App liegt auch vor dem Konkurrenten Paypal mit seiner Marke Venmo. Der Weg in neue Märkte ist ein beliebter Plan, um das Wachstum anzukurbeln. Bislang fällt es den großen Fintech-Anbietern allerdings schwer, von den USA nach Europa zu kommen. Trotzdem bereitet Block nun den Weg seit gut einem Jahr vor.

Mit Siobhán O’Connor haben sie eine erfahrene Digital-Managerin geholt, die beim Handwerksmarktplatz Etsy acht Jahre lang den Bezahlservice verantwortet hat. In ihrem vorherigen Job war sie beispielsweise für die Integration der Bezahlsysteme des deutschen Anbieters Dawanda zuständig und leitete das Team von Dublin aus. Auch für Block organisiert sie die Expansion aus Irland. Anders als vor einem Jahr ist Block mittlerweile auch in Berlin mit dem Streamingdienst Tidal präsent. Dort hat es nun auch zwei Stellen extra für die Cash App ausgeschrieben.

Mit den Bezahlterminals geht es in neue Märkte

Schon vor längerem hatte Block das spanische Unternehmen Verse gekauft, eine App, mit der Geld zwischen Freunden hin und her geschickt werden kann. Mit der Firma besitzt es eine Banklizenz, die den Betrieb in Europa ermöglicht. Erst vor wenigen Tag hat es eine Bankkarte gelauncht. Stark gewachsen ist es in Deutschland allerdings noch nicht, wie eine Auswertung zeigt. Wie es nun mit der Cash App in Europa weitergeht, dazu schweigt das Unternehmen.

Offener spricht der Payment-Anbieter über seine Pläne mit Square, damit ist es im vergangenen Jahr in Ireland und Frankreich gestartet. Kürzlich verkündete es den Launch in Spanien. Großer Konkurrent ist das deutsch-britische Startup Sumup. Es spricht vieles dafür, dass Block mit seinen Produkten Cash App und Square im Hintergrund eine Expansion vorbereitet. Eine erfahrene Payment-Kennerin wie O’Connor werden sie nicht ohne Grund abegeworben haben