„Jeder Tag war totales Chaos“ – früherer N26-Produktmanager und Amie-Gründer Dennis Müller im FinanceFWD-Podcast
Er war einer der ersten 10.000 User bei N26 und heuerte im Alter von 19 Jahren selbst als Produktmanager bei der Berliner Smartphone-Bank an. Inzwischen ist Dennis Müller mit seinem eigenen Startup Amie unterwegs. Eine Produktivitäts-App, die viel Buzz erzeugt hat. Im FinanceFWD-Podcast erklärt Müller, was er während seiner Zeit bei N26 gelernt hat, was ihm bei Apps wichtig ist und welches Fintech erfolgreich umgesetzt hat, „was sonst alle nur in ihre Pitchdecks schreiben“.
Der Gedanke von Dennis Müller, sich bei einem der wichtigsten deutschen Fintechs zu bewerben, reifte an der Supermarktkasse. „Mit einer fast durchsichtigen Kreditkarte kostenlos Geld bei Rewe abheben zu können, hat mein Leben viel einfacher gemacht“, erinnert sich Müller im FinanceFWD-Podcast. Mit 19 Jahren stieg er 2017 als Produktmanager bei N26 ein, damals zählte das Fintech gerade einmal 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Stunden in Kontonummern-Anzeige investiert
Für N26 baute Dennis Müller später das Büro in Barcelona mit auf, wo er sich unter anderem um die kostenpflichtigen Premium-Kreditkarten des Fintechs kümmerte. Aber auch einzelne Teile der Banking-App fielen in seinen Bereich. Schon zu der Zeit sei er sehr detailversessen gewesen, sagt Müller. So habe er Stunden damit zugebracht, die IBAN-Anzeige in der App so zu entwicklen, dass Kunden sie in andere Anwendungen „rüberkopieren“ konnten. Für Müller keine Spielerei: „Solche Sachen schaffen es selten auf eine Produkt-Roadmap, machen für User aber einen großen Unterschied.“ Nur wenige Unternehmen würden sich die Mühe machen, solche Verbesserungen vorzunehmen.
Dass Dennis Müller einmal selbst eine Firma gründet, war für den Berliner schon früh klar. Als 2019 mehrere seiner N26-Kollegen aus dem Produktteam das Unternehmen verließen, sah Müller den Zeitpunkt gekommen. Eine Idee hatte er schon: Bereits im Teenager-Alter habe er einen Freelancer eine App schreiben lassen, die To-Dos intelligent mit Kalenderdaten verknüpft. „Das hat aber nicht so richtig funktioniert“, sagt Müller. Mit seinem Startup Amie setzt er die Idee seit Anfang 2020 selbst um und gehört seitdem zu der N26-Mafia.
App-Entwicklung bei Amie: „Kein Respekt vor Deadlines“
Viele seiner Prinzipien aus der Zeit bei N26 wendet Müller heute auch in seinem Startup an. Etwa bei der Produktstrategie: „Alles, was wir an Features entwickelt haben, haben wir zehn Mal neu gemacht, ohne jeglichen Respekt vor Deadlines“, so der Gründer. Dabei gab es durchaus Erfolgsdruck. Schon früh konnte Müller namhafte Risikokapitalgeber wie Creandum überzeugen, mehrere Millionen Euro in seine Firma zu investieren – obwohl es noch kein finales Produkt gab.
Müller und sein Team ließen sich davon nicht stressen. Was ihm geholfen hat: „Es gibt eine Grafik, auf der man sieht, wie lange andere Firmen wie Figma oder Notion gebraucht haben, bis sie erfolgreich wurden – fünf bis sechs Jahre“, sagt Müller. Diese Zeit wolle er auch seinem Unternehmen geben, das sein Kalender-Tool inzwischen veröffentlicht hat. Laut Dennis Müller gibt es bereits eine fünfstellige Zahl an Nutzern. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf“, sagt er. Am heutigen Mittwoch startet eine große Erweiterung der Amie-Features, wie Müller im Podcast ankündigt.
Müller zu Trade Republic: „Es fehlen noch die letzten zwei Prozent“
Und seine Sicht auf die Fintech-Szene? Das seiner Meinung nach fortschrittlichste Fintech-Unternehmen sei Cash App aus den USA, ein Bezahlservice des früheren Twitter-Erfinders Jack Dorsey. „Cash App hat das erreicht, was alle Leute sonst nur in ihre Pitchdecks schreiben“, sagt Müller. Das Unternehmen habe nicht nur eine tiefe Marktpenetration erreicht, sondern auch eine Lifestyle-Brand aufgebaut. „Sie sind sogar fast zu einem eigenen Verb geworden.“ Von Cash App könnten sich andere Gründerinnen und Gründer noch viel abschauen.
Hierzulande findet Müller vor allem den Neobroker Trade Republic spannend. Vor allem der jüngste Coup, eine verspiegelte Bezahlkarte mit Saveback-Funktion auf den Markt zu bringen, hat dem früheren N26-Entwickler imponiert. „Der- oder diejenige, die sich das ausgedacht hat, hat eine Beförderung verdient“, sagt Müller. Er sieht aber auch noch Verbesserungsbedarf, etwa beim Webdesign des Neobrokers. „Es fehlen noch die letzten zwei Prozent“, so Müller.
Er rät anderen Startups, die User nicht bloß nach ihren Wünschen zu fragen. Es gehe darum, auch Features zu bauen, nach denen niemand gefragt habe. Mindestens 30 Prozent der Zeit müsse dafür draufgehen, sagt Müller. „Sonst wird nie ein Produkt entstehen, das sich von anderen abhebt.“
Im FinanceFWD-Podcast spricht Müller über…
… den Karrierestart bei N26
… seine Prinzipien in der Produktentwicklung
… seine neue Kalender-App Amie
… das Geheimnis des Erfolgs-Fintechs CashApp
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