Deutsche Wefox-Firmen vor Verkauf – Clark unter Interessenten
Das milliardenschwere Versicherungs-Startup Wefox steckt in der Krise. Zugekaufte Firmen will der Chef Mark Hartigan veräußern, in Deutschland laufen die Gespräche mit Bietern. Im Hintergrund tobt unterdessen ein Machtkampf.
Knapp drei Monate ist es her, dass der Versicherungsmanager Mark Hartigan beim Startup Wefox den Chefposten übernahm – und muss die Firma nun aus einer existentiellen Krise führen. Gegenüber Investoren soll er vor wenigen Wochen ein düsteres Szenario entworfen haben. Demnach könnte die Holdinggesellschaft von Wefox bereits „im August oder möglicherweise sogar früher insolvent“ gehen, heißt es einem Bericht von Sky News. Die Geschäfte in Italien und die Schließung des Deutschland-Geschäfts würden die Firma belasten.
Interessenten für frühere Zukäufe
Erste Ergebnisse kann der neue CEO vorweisen: Einen Teil des italienischen Zukaufs Mansutti schluckte der Broker Ardonagh. Auch in Deutschland hatte Wefox zwei Firmen zugekauft, die Wefox jetzt loswerden will: Assona und 123versichert.de. Über einen möglichen Verkauf von Assona hatte das Manager Magazin im März berichtet. Nun sollen sich Käufer die Firma anschauen, heißt es aus dem Finanzumfeld. Kleinere Versicherungen und Private-Equity-Player befinden sich unter den Interessenten.
Assona ist ein Anbieter von Spezialversicherungen, darunter für E-Bikes, Smartphones oder Boote. Der Jahresumsatz soll sich auf 30 Millionen Euro belaufen, bei einem Ebit von sieben Millionen Euro, heißt es von einer mit der Sache vertrauten Person. Ein durchaus attraktives Geschäft. Ein Branchenkenner geht von einem möglichen Preis von 60 Millionen Euro aus. Der Verkauf könnte dem Startup wieder Luft verschaffen.
Den weiteren Zukauf 123versichert.de will Wefox ebenfalls losschlagen. An dem Maklerunternehmen soll das Versicherungs-Startup Clark Interesse zeigen, heißt es aus dem Firmenumfeld. Die Frankfurter haben auch in den vergangenen Monaten zahlreiche Unternehmen hinzugekauft. Auf Nachfrage wollten sich beide Firmen nicht dazu äußern. Schon in wenigen Wochen will man den Deal über die Bühne bringen.
Neuem Wefox-Chef soll Millionenbonus winken
Das rabiate Vorgehen von CEO Hartigan trifft unterdessen intern auf Widerstand. Das Memo zu einer drohenden Insolvenz sei eine Strategie, das Geschäft in einem besonders schlechten Licht darzustellen. „Er versucht, uns allen Angst einzujagen, damit wir glauben, dass das Unternehmen in einer Sackgasse steckt, aber wir glauben ihm nicht“, zitiert die Daily Mail einen Wefox-Investor. Der Vorwurf: Er erhalte einen 20-Millionen-Pfund-Bonus, wenn er das kriselnde Startup verkaufe. Ein ähnlichen öffentlichen Vorwurf musste sich Hartigan schon bei seiner letzten beruflichen Station gefallen lassen. Damals wollte er den traditionsreichen Versicherer LV= an ein Private-Equity-Unternehmen verkaufen.
Laut Daily Mail soll es Gespräche mit dem Broker Ardonagh über einen Kauf geben. An dem Broker ist die Abu Dhabi Investment Authority beteiligt, ein Schwesterfirma von Mubadala – wiederum ein wichtiger Geldgeber von Wefox. Bei Erfolg soll der Bonus für Hartigan fließen. „Einige der Investoren diskutieren darüber, wie man dagegen ankämpfen, ihn absetzen und einen Alternativplan entwickeln kann“, heißt es in dem Bericht.
Führungsriege in zwei Lager gespalten
Das Unternehmen will sich auf Nachfrage nicht zu den Informationen äußern. Ein Sprecher teilt mit: „Nach dem rasanten Wachstum der letzten Jahre geht es dabei auch um eine Konsolidierung und Konzentration der internationalen Aktivitäten von Wefox.“ Weiter heißt es: „Die Vereinfachung des Geschäftsmodells ermöglicht uns Kosteneinsparungen und verschafft uns die finanzielle Flexibilität, unser Ziel, den Versicherungsvertrieb durch Technologie intelligenter, effektiver und effizienter zu machen, weiter zu verfolgen.“ Hartigan werde das Unternehmen mit dem Verwaltungsrat und dem „derzeitigen Managementteam“ in die nächste Entwicklungsphase führen.
In der alten Wefox-Riege soll der neue Chef nicht wohl gelitten sein, heißt es von einer Person, die nah am Unternehmen ist. Die frühen Geldgeber hätten sich mit dem Gründer und früheren CEO Julian Teicke verbündet, heißt es aus dem Umfeld. Sie wollen sich gegen Hartigan und seine Pläne behaupten. Auf der anderen Seite dürften sich die späteren Geldgeber und Mubadala befinden. Schon in wenigen Wochen wird sich der Machtkampf entscheiden.
Hinweis: Ein Detail zum Verkauf von Mansutti wurde aktualisiert.